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Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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meinen schwarzen Metallblock vorsichtig an den Straßenrand und öffnete das Visier des Helmes.
    »Oh Gottlob kommst du hia vorbei, Dani, meina Quickly ist kaputt und fährta nimma mehr. Und die Hitza ina schwaaza Klamotta ist furchtbar. Ich haba geschoba die Quickly bis zur Kapelle. Kannsa mich mitanehma in die Stadt?«
    »Dir sollte doch die Hitze nichts ausmachen, in Afrikas Busch ist es doch viel heißer.«
    Ich zog meinen Helm vom schweißnassen Kopf.
    »Oh du Dumma«, lachte Deodonatus sein weißes Lachen. »Nairobi ista nicht Busch. Nairobi liegta 1600 Meta üba de Meerespiegal, Durchschnittstemparatur nur 19 Grad. Und Nairobi heißt in da Maasai-Sprache ›Engare Nyarobie‹, und das heißta in de deutscha Spracha ›kühler Fluss‹.«
    »Bist du Massai?«, fragte ich überrascht.
    Mittlerweile war ich von meiner Maschine abgestiegen, hatte meine Lederjacke geöffnet und fächelte mir, die beiden Jackenhälften wie große Flügel hin und her bewegend, Frischluft zu.
    »Ja, meina Vata war großa Häuptling und lebta noch als Nomada mit großa Rinderherda in Süda von Kenia.«
    Erstaunt schaute ich Deo, den unbekannten Massai-Krieger, in seiner Soutane an.
    »Zeig mir deinen Feuerstuhl, vielleicht können wir ihn wieder zum Laufen bringen.«
    Deodonatus’ über 50 Jahre alte perlgraue und jadegrüne Quickly S war an die Kapellenmauer gelehnt. Er hatte wohl damit gerechnet, nach Hause laufen zu müssen und hatte sein Fahrzeug in den heiligen Schutzbereich der Kapelle gestellt. Ich stakste mit Deo über die Gräser hin zu dem Ort, mit dem ich nicht die angenehmsten Erinnerungen assoziierte, und schaute mir das havarierte Moped des transpirierenden Geistlichen kurz an, konnte jedoch keinen äußeren Schaden erkennen.
    »Ista vielleicht da Zündung?«
    Benzin war auch genug im Tank.
    »Wo musst du hin?«
    »Oh Jesus unda Maria, zu da Polizei. Zu eina Vahöö mit da blonda Fräulein. Und wenn i zu spät komma, denka die bestimmt, dass i Dreck an da Stecka hab.«
    »Du hast Dreck an den Händen. Und jetzt beruhige dich, ich muss auch zum Verhör. Ich nehm’ dich mit. Wasch dir aber zuerst die Hände, dass du meine Maschine nicht schmutzig machst.«
    Nachdem sich Deo die Hände im moorigen Wasser gewaschen hatte, schaute er skeptisch zu meinem Bike.
    »Wo ista da de Sitz für da Sozius?«
    »Gibt’s nicht.«
    »Oh Jesus, Josef und alla Heiliga, ich kann doch nicht auf da Kotflüga sitza.«

    Deodonatus versuchte sich rittlings auf den harten Kotflügel der Harley zu setzen. Seine enge Soutane ließ es jedoch nicht zu, die Beine zu spreizen und aufzusteigen.
    »Wie klappt das denn bei der Quickly?«
    »Da Quickly ista schmal wie Fahrrad und ma sitz wie auf da Fahrrad.«
    »Zieh doch den Rock hoch.«
    »Das gehta nicht, sonst sieht ma de nackata Beine.«
    »Das macht doch nichts.«
    »Dir nicht, aba ich bin da Pfarra, sonst werd i zum Gespott.«
    »Da gibt’s nur eine Lösung, Deo: Damensattel.«
    »Meinst du, das geht ohne runtafalla?«
    Deo schien nicht begeistert von der Vorstellung, die nächsten 15 Kilometer im Damensitz mitzufahren. Probeweise wollte er sich auf den schwarzen Kotflügel setzen und streichelte kurz darüber, zog aber sofort mit erstauntem Schmerz seine Hand zurück: »Kann ma nix draufsitza, der hata ja hundat Grad.«
    In meinem Sturzhelm holte ich Wasser aus dem Tümpel und kühlte damit Sitz und Kotflügel so weit ab, dass wir endlich starten konnten.
    Bei jeder Kurve, und hatte sie auch eher den Charakter einer Geraden, drückte mir Deo, der beide Beine auf die linke Seite herabhängen ließ, die Luft aus den Lungenflügeln. Krampfhaft hielt er mich mit seinen starken Massai-Armen umklammert, um nicht vom Motorrad zu rutschen. Bei jedem Abbremsen schob er mich, da er mit seiner Soutane auf dem blank polierten Kotflügel rutschte, auf den Tank, bei jedem Beschleunigen kreischte er nach vorn: »Hilfää, Daniel! Nix so snell, sonst falla runtaa!«

    Irgendwann, es waren gefühlte Monate, kamen wir heil im Hof des Polizeireviers in Bad Saulgau an. Keck stellte ich meine Street Bob zwischen die grün-weißen Altfahrzeuge und die stolzen, blau-silbernen Neufahrzeuge auf den Parkplatz mit dem Hinweisschild ›Nur für Bedienstete der Polizei‹.
    »Können Sie eigentlich nicht lesen?«, fragte es blond aus einem geöffneten Fenster.
    »Ja, wahrscheinlich sogar besser als Sie, ich habe auch mal Germanistik studiert, wissen Sie, was das ist?«
    »Sind Sie so mit Herrn Ngumbu hergefahren? Da muss

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