Gott´sacker (Krimi-Edition)
der alte Atheist?«
»Den müsste unser neuer Pfarrer mal missionieren«, Cäci lachte.
»Deo war gestern sowieso komisch … und deine Mama übrigens auch. Sie war beichten. Ich habe beide in der Kirche getroffen, ich musste noch was an der Orgel richten.«
»Waas? Die geht doch nie beichten! Langsam spinnen alle hier im Dorf!«
»Und Deo hat etwas gefaselt von ›haba Angsta theologischa Streita mita alta Kollega‹. Du kennst ihn ja. Die Polizei war auch schon bei ihm und hat ihn wohl lange interviewt.«
»Vielleicht war da mehr als nur ein theologischer Streit mit dem alten Pfarrer.«
»Ja, vielleicht ist da so eine alte Voodoo-Geschichte mit im Spiel, da spießt unser Buschpfarrer einfach die beiden Ungeliebten geschwind mit Kreuzen auf, und den Hund wollte er bestimmt essen. Und alles nur, weil unser Deodonatus modern eingestellt ist und der Alte und seine Haushälterin eher Repräsentanten einer mittelalterlichen Theologie waren. Diese Theorie würde manchen Ewiggestrigen im Dorf am besten gefallen, der schwarze Wilde aus dem Busch, der rechtschaffene Einheimische tötet und als Krönung noch einen deutschen Schäferhund schändlich meuchelt.«
»Ja, okay, ich kann mir Deo auch nicht als Mörder vorstellen. Ein Pfarrer! Und mittlerweile ist er in der Gemeinde sehr beliebt.«
»Aber eigenartig war er gestern. Auch Philipp war gestern seltsam drauf. Er war mir gegenüber sehr reserviert und wollte mir dann noch andichten, ich sei scharf auf seine Hilde.«
Cäci lachte auffällig laut heraus: »Bei der mache ich mir nicht die geringsten Sorgen, bei der nicht.«
»Auch die Sache am Dienstag, beim Gedenkgottesdienst, als Philipp einfach von der Orgel verschwunden war, das hat’s noch nie gegeben, der würde ja am liebsten bis in den nächsten Tag hinein postludieren.«
»Was?«
»Vergiss es.«
»Ist er deswegen ein Mörder?«
»Nein, natürlich nicht, aber erschwerend kommt hinzu, dass er in meiner Frauen-Psychogruppe mit dabei ist.«
»Philipp? – Dann ist er bestimmt kein Mörder! Wann hast du wieder die Gruppe?«
»Morgen.«
Cäci schaute mich grinsend an: »Und wie steht’s mit dir?«
»Gut.«
»Du kannst es doch auch gewesen sein, du wohnst in unmittelbarer Nähe. Leiden konntest du beide nicht und Müllers Köter ist dir schon immer auf den Geist gegangen. Du hattest als einziger ein Motiv, alle drei zu beseitigen.«
»Ich gestehe, Frau Detektivin, ich war’s, schnell die Handschellen«, lachte ich.
»Lach nicht, du gehörst garantiert zu den Hauptverdächtigen, so wie die Blonde bei uns im Biergarten über dich herumgefragt hat. Ich glaube, ich muss mal von Frau zu Frau mit der reden, was die so denkt.«
»Da gibt es eine einfachere Methode. Ich habe ihren Notizblock kopiert.«
»Was hast du? Du spinnst ja! Wenn das herauskommt!«
»Außer dir weiß es niemand.«
»Zeig, schnell!«
Lange hingen wir am Bildschirm.
Die kryptischen Einträge der Kommissarin waren interpretationsbedürftig. Sätze, den Regeln deutscher Grammatik entsprechend, waren keine zu finden. Bruchstückartig waren Aussagen unterschiedlichen Personen zugeordnet. Die Kürzel ›verd‹ und ›uv‹ hinter Aussagen und Namen fanden unsere besondere Aufmerksamkeit. Cäci schloss: »Das bedeutet sicher verdächtig und unverdächtig.«
»Oder verdaulich und unverdaulich«, konterte ich, »bei mir steht ständig ›verd‹.«
Als wir in den Garten gingen, um den Zustand Rackos zu kontrollieren, fehlte dieser. Das Seil war abgeschnitten, nur noch ein kleiner Stummel hing an der Dachrinne.
»Was ist hier eigentlich los?« Cäci schaute mich entgeistert an.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, wenn das Müller erfährt, der bringt mich um.«
»Der ist schon ewig bei der Polizei. Meinst du, die haben den gleich behalten?«
»Keine Ahnung, nur weil er den ganzen Tag nichts zu tun hat, muss er ja nicht gleich der Mörder sein. Lass uns in den Biergarten gehen.«
Im Biergarten erwartete uns die nächste Überraschung. Müller saß hemdsärmelig unter der Kastanie und winkte uns schon von Weitem zu. Ich wollte schnell abdrehen, aber es war zu spät, um unverdächtig zu wirken.
»Vielen Dank noch, dass Sie auf Racko aufgepasst haben, der hätte sonst alles verschissen – und Ihnen hat’s bestimmt Spaß gemacht.«
Neben Müller saß auf dem Boden bei einem Schälchen Wasser Racko.
»Das Seil war verknotet und ein bisschen eng am Hals, ich hab’s einfach abgeschnitten. Ich habe noch gerufen,
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