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Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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halten.«
    »Werden Sie auch verdächtigt? Ich habe Zeit, wie steht’s mit Ihnen?«
    Er schaute mich leicht verwirrt an.
    »Jetzt wollen wir aber nicht auch noch frech werden.«
    »Sie doch nicht.«
    Die Kommissarin schüttelte den Kopf in Richtung ihres Kollegen, tippte mit dem rechten Zeigefinger zweimal unauffällig gegen ihre Stirn.
    Die eindeutige Symbolik der Geste schockierte mich nicht. Vielmehr war ich überrascht, als ich die Maishaarige fragen hörte: »Herr Ngumbu, hätten Sie auch ein Bier für mich und meinen Kollegen?«
    »Das heißt ›für meinen Kollegen und mich‹«, sagte ich zur Gerstenblonden.
    Ihr Kollege nickte anerkennend in meine Richtung.
    »Eins können wir uns schon genehmigen«, lachte der Polizist.
    Bevor sich die beiden an das grüne Tischchen setzten, ließ ich unbemerkt meine Kamera in meine Hosentasche gleiten.
    »Wenn Sie Lust haben, Herr Bönle, kann der Kollege auch jetzt schon Ihre Aussagen aufnehmen, auch die von Herrn Ngumbu, dann brauchen Sie nicht noch einmal im Revier anzutanzen.«
    Deodonatus hatte drei Bier mitgebracht. Alle waren wir dankbar.
    Der freundliche Beamte nahm mit unserem Einverständnis die Befragung auf ein altmodisches Diktafon auf und notierte nebenher in einen Notizblock aus Papier.
    Die Kommissarin schaute nach der langatmigen Befragung auf ihre Damenarmbanduhr, die mit hässlichen Swarovski-Steinen besetzt war, und meinte: »So, Dienstschluss, haben Sie noch ein Bier, Herr Pfarrer?«
    Sie wurde mir immer sympathischer. Auch ich sah mich genötigt, noch einen halben Liter zu mir zu nehmen, damit sie nicht allein trinken musste. Deodonatus selbst verweigerte, er müsse noch einen klaren Kopf haben, um die Predigt für den Sonntag vorzubereiten, die er auf die Ausnahmesituation des Dorfes ausrichten wolle. Im Übrigen steige ihm der Alkohol auch zu schnell zu Kopfe.
    Der chauffierende Beamte nuckelte immer noch an seinem mittlerweile handwarmen ersten Biergetränk herum und schien weniger glücklich über die augenblickliche Situation. Immer wieder blickte er verstohlen auf seine Armbanduhr.

    Als die beiden weg waren, blieb Deodonatus noch sitzen: »Du, Dani, ich mussa sprecha mit dir.«
    Und dann fing er an, stockend zu erzählen, dass ihn der Streit mit dem Alt-Pfarrer immer noch sehr belasten würde. Sie hätten noch kurz vor dem Tod seiner Haushälterin eine böse Auseinandersetzung gehabt, in deren Verlauf der Alt-Pfarrer ihn auf übelste Weise beschimpft habe. Schwarze Pfarrer wie er seien eine Bankrotterklärung der Theologie Roms, es sei nötiger, in seiner Heimat zu missionieren, die Schwarzen seien lediglich auf dem Papier Christen, wenn man nicht hinschaut, würden sie nach wie vor ihren heidnischen Voodoo-Ritualen nachgehen. Gott sei jedoch gerecht und hätte ihnen für ihre vielfältigen Verfehlungen Aids geschickt.
    Außerdem habe er ihn auch persönlich beleidigt, es sei nicht normal, dass der Sohn eines stolzen Massai-Kriegers in Nairobi Theologie studiere, sein Vater hätte bestimmt erwartet, dass er ein großer Krieger und Viehhirte würde und nicht ein katholischer Pfarrer. Auch für eine europäische christliche Gemeinde könne es eine unangenehme Vorstellung sein, dass ihr Pfarrer in einer Hütte groß wurde, die mit Kuhdung erbaut wurde und dass ihr Pfarrer in seiner Jugend Rinderblut aus lebenden Kühen getrunken hat. Wo komme denn die einstmals so große katholische Kirche mit solchen Pfarrern wie ihm bloß hin? Er stamme aus einer Gesellschaft, in der das Prestige eines Mannes von der Menge seiner Rinder bestimmt wird und der Anzahl seiner Frauen. Es sei schon eigenartig, dass er dieses Leben verlassen hat, ob er sich schon überlegt habe, ob in ihm homophile Neigungen schlummerten?

    »Und da bin ich ganz verruckt gewoda vor Zorn, ich haba ihm gesagt, dass ganza Doaf weiß, dass er mit seina Haushältarin Vahältnis hat. Da hatta er mich ins Gesicht geschlaga. Wenn das allas herauskommt, dann ist das sehr schlimm für Ruf von alla Pfarra. Und dann vielleicht alla behaupta, dass da schwaza Pfarra auch noch schwul ist. Es ist schon schwera genug in Deutschaland, wenn du schwaza Haut hast. Bitte, erzähl keina Person von diesa Gespräch.«
    Deodonatus senkte den Kopf. Ich konnte seine Bedenken verstehen.
    »Kopf hoch, Deo, wir werden die Sache schon wieder hinbiegen, du bist einfach zu gut für diese Welt. Und wenn du schwul wärst, das würde mir …«
    »Verdammt noch mal, ich hatta früher Freundin, ich bin nicht

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