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Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion

Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion

Titel: Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Glauser
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leeres Portemonnaie. Er lachte nur. Dann kamen wir in einen kleinen Room, und da zeigt er mir winzige Pakete, mit einem weißen Pulver drinnen. ›Snow‹, sagte er. Das heißt Schnee. Und erklärt mir, das sei Kokain, und ob ich nicht den Vermittler spielen wolle. Die Französinnen besonders seien ganz scharf auf dies Pulver. ›O ja‹ sage ich, ›Ich will es schon gern versuchen.‹ Und wieviel ich dabei verdienen könne? Nun sagt der Chinese, er verkauft mir das Gran für ein halbes Pfund, und ich könne ruhig ein ganzes dafür verlangen.« Ganz mitleidig wendete sich Smith an seine Zuhörer, um ihnen zu erklären, daß ein Pfund, er sagte ›a pound‹, etwa zweihundert Franken seien. Ein schönes Geld. Hier wurde er unterbrochen. Mit wütendem Kläffen fuhr Türk, der in einer Ecke verdaut hatte, auf eine helle schlanke Gestalt los, die mit wippenden Schritten über den Hof kam.
    »Korporal Lös«, sagte Sergeant Sitnikoff von weitem; es wirkte wie Rufen durch die übertrieben deutliche Aussprache. »Wollen Sie einen Augenblick kommen.«
    Lös erhob sich, die beiden begrüßten sich mit sehr korrekten Verbeugungen. Er komme nur fragen, ob er auch ein Glas Wein verlangen dürfe, er wolle durchaus nicht stören. Den spitzen Kopf weit vorgebeugt, mit verkniffenen Augen versuchte Sitnikoff die Anwesenden zu erkennen. Er rümpfte die Nase, als er Peschke und Patschuli erkannte. Doch auf die Versicherung Lös', die beiden würden bald verschwinden, geruhte er näherzutreten, begrüßte Smith und Pierrard mit Herablassung, schien die ausgestreckten Hände des Paares zu übersehen, ließ sich den Todd vorstellen und schüttelte diesem herzlich und lange die Hand. Dann tätschelte er Türk, der sich nicht recht beruhigen wollte und mißtrauisch die parfümierte Luft beschnupperte, die den Sergeanten umgab.
    »Bitte, Korporal Smith, ich möchte Sie nicht unterbrechen.« Ein Schlenkern der schmalen Hand, die automatisch an ihren gewohnten Platz zurückkehrte, unters Kinn, um dort den Kopf zu stützen. Sergeant Sitnikoff war nur noch Aufmerksamkeit.
    »Ja, von da an ist mir's gut gegangen. Die kleinen Französinnen machten alles, was ich wollte. Es sprach sich natürlich herum, daß ich ›Snow‹ hatte, und alle wollten von mir. Jeder Wunsch war sogleich erfüllt. Freibillette mit Champagnerdiners und Nächte mit den Frauen. Schöne Frauen waren es, ich sage euch.« Smiths dicke Unterlippe war mit Speichel überschwemmt, den er mit zischendem Geräusch immer wieder in den Mund sog. Sitnikoff nickte achtungsvoll, Patschuli gähnte laut, es klang wie der Liebesruf einer Katze, Peschke schnalzte verächtlich. Pierrard blinzelte dem Mond zu, der diese Familiarität einfach ignorierte.
    »Hin und wieder hab ich das Zeug auch selbst probiert. Einmal hatte ich ziemlich genommen und ging hernach in ein sehr nobles Restaurant«, Smith schien plötzlich seinen englischen Akzent vergessen zu haben, aber er verbesserte sich sofort »in ein sehr distinguished Hotel…« (mit der Betonung auf der ersten Silbe). »Da sehe ich an einem Tisch nahe mich, eine Lady, die mich fixiert. Sie hat wohl meine glänzenden Augen bemerkt und daß ich keinen rechten Appetit habe. Sie steht auf und winkt mir, mitzukommen. Zwei Pfund hat sie mir für ein Gram geboten. Aber ich sage: ›No, my Lady, ich wünsche eine Nacht von Ihnen.‹ Ihr versteht, es hat mich gereizt. Ich, der arme Schneider und eine große, reiche Lady. Endlich war sie einverstanden. Alles machte sie, nur um eine Prise. Eine Lady.« Gedankenvoll und wie über seine Wichtigkeit erstaunt, ließ Smith seinen Kugelschädel hin und her rollen.
    »Und dann?« fragte Lös und heuchelte Spannung. Es war ihm darum zu tun, die unangenehme Pause zu zerbrechen. Er schämte sich vor Sitnikoff und Todd: da diese beiden ihn nach seinen Bekanntschaften beurteilen könnten. »Und dann?« fragte er noch einmal, da Smith noch immer schwieg.
    »Dann bin ich verhaftet worden. Das Geld, das ich bei mir hatte, langte gerade für die Kaution. Ich bin später entlassen worden, aber die Lady hatte Angst, ich könnte Erpressungen versuchen. Vielleicht habe ich es auch einmal versucht. Ich weiß es nicht mehr genau. Sie hat sich hinter meinen Vater gesteckt. Der hat mich gezwungen, ins Ausland zu gehen, um dem Prozeß zu entgehen. Zehn Pfund hat er mir gegeben. Die waren aber bald verbraucht in Paris. Dann bin ich ins Rekrutierungsbüro gegangen. Ja.«
    Alles schwieg. Aber die Stille war nur kurz. Todd

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