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Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion

Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion

Titel: Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Glauser
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Lartigue ritt vorüber; er hielt sein Pferd an und meinte freudig: »Meine Ordonnanz bin ich an den Adjutanten losgeworden. Herr Peschke wird in Atchana Kalk brennen. Und ich habe mir Ihren Freund, den Todd, ausgebeten.« Er grüßte, mit der Hand winkend, und ritt im Schritt an die Spitze der Mitrailleusensektion. Dort schüttelte er Sergeant Sitnikoff die Hand, ritt die Sektion ab und nickte den lächelnden Gesichtern seiner Leute zu. Capitaine Chabert hob den Arm. Das Gemurmel verstummte. Er ließ den Arm nach vorne fallen und gab seinem Pferde die Sporen. Leutnant Lartigue folgte, vornübergebeugt, die Hände in den Hosentaschen, schlaff hingen die Zügel über dem Hals des Tieres. Und mit gebeugten Köpfen schlossen sich die Fußgänger seiner Sektion an, dann kamen die Maulesel mit pendelnden Ohren und Schweifen in Bewegung. Die erste Sektion stand erwartungsvoll, Korporal Pierrard hob ungeduldig den linken Fuß und setzte ihn mit Betonung auf die Erde, als das letzte Tier der vorangehenden Sektion an ihm vorbei war.
    Lös stand auf und blickte der abziehenden Kompagnie mit zufriedenem Lächeln nach.
    Der hochgeladene Bastsattel des letzten Küchentieres wurde kleiner, die Ebene verschluckte vorsichtig die Kolonne.
    Mit einem hörbaren Aufatmen steckte Lös seine Hände in den Gürtel und ging um den Posten herum, den schmalen Weg, der am Ufer des Kanals zum Ksar führte. Er traf auf Zeno, die lachend seine Hand nahm und mit ihm davonlief.

Der kleine Schneider
    Adjutant Cattaneo trat aus seinem Zelt und führte zwei Finger zum Mund. Der Pfiff gellte durch den kühlen Morgen, stieß an die roten Berge, prallte ab an der Mauer des alten Postens, dort oben auf dem nahen Hügel. Kaum daß der Pfiff verhallt war, begann der Adjutant zu fluchen. In den kleinen braunen Zelten, die um sein eigenes großes im Viereck aufgestellt waren, hörte er rascheln und gähnen. Verschlafene Stimmen riefen: »Auf!«, höhnisch und gereizt. Doch die Zelte leerten sich nicht schnell genug. Der Adjutant riß einige Pflöcke aus dem Boden, und die Zelttücher fielen zusammen. Er lachte, als er das unterdrückte Murren hörte. Dann teilte er einige Fußtritte aus in die krabbelnde Masse und ging zur Küche um Kaffee zu trinken. Sein rotes Képi stach leuchtend ab vom gelben Khakianzug.
    Er hielt dem alten Guy die Metalltasse hin, ließ sie halb füllen und stellte sie auf einen Stein, zog eine Feldflasche aus der Tasche und goß Rum in den Kaffee. »Mezzo e mezzo«, murmelte er. Im bläulich weißen Morgenlicht lag das Zeltlager vor ihm. Er blickte darauf und fühlte sich als Alleinherrscher über die fünfzig Mann. Und er war stolz auf die Macht, die er besaß.
    Die Maulesel zerrten an den Ketten. Ein langes Drahttau verband sie. Bisweilen schrieen sie auf, denn sie waren ungeduldig: die Futterstunde war nahe.
    Vor dem Posten auf dem Hügel putzten graue Gestalten, in langen Kapuzenmänteln, ihre Pferde.
    Der Adjutant klopfte auf seine Schenkel und ruderte mit den Armen in der Luft.
    »Wird's bald!« krächzte er heiser und sah höhnisch den Ankommenden entgegen. Sie drückten sich scheu an ihm vorbei.
    Sergeant Schützendorf schlenderte als einer der letzten heran, Hosen, Rock und Stiefel geöffnet. Der Adjutant schrie ihn an: »Können Sie sich nicht ordentlich anziehen?« Schützendorf grinste nur und zog mit einem Ruck die Hosen höher.
    Nach ihm kam Korporal Dunoyer, zwanzig Jahre Dienstzeit, davon drei Jahre gut, der Rest in Arbeitsbatallionen in Tunis abgedient. Über die Halshaut zogen sich, blau tätowiert die Worte: »Immer durstig« und wogten auf und ab, bei jeder Bewegung des Adamsapfels. Auf der Stirne stand zu lesen: »Ein Märtyrer der Freundschaft«. Von den Schläfen ringelten sich zwei Schlangen herab, bogen sich im rechten Winkel auf den Wangen und öffneten ihre Mäuler auf den Nasenflügeln. Als er vor dem Adjutanten die Hand grüßend an den Mützenschirm legte, zeigte sich auf der Innenfläche das Wort: ›Merde‹. Gönnerhaft nickte ihm der Adjutant zu.
    Dann zogen die andern vorbei, graue Gesichter, gepudert mit Staub, leer die Augen, schmal die Wangen. Pfiffen zwischen den Zähnen oder spuckten in weitem Bogen braunen Saft, husteten auch, die Köpfe zur Erde gesenkt.
    Als letzter schlurfte Stefan vorbei, der Liebling des Adjutanten, ein plumper Nordfranzose aus Lille, mit blondgestoppeltem Affengesicht, und gröhlte fröhlich:
    »C'est à Paris, dans une boîte
dans une boîte de nuit
Place

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