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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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gewesen.
    Und Greta wusste ganz genau, was ich getan hatte. Denn sie hatte, wie sie gerade noch einmal betont hatte, als Einzige bis zum bitteren Ende an Janes Seite durchgehalten. Aber wir hatten nie darüber gesprochen. Sie hatte mir meine größte Schande nie zum Vorwurf gemacht. Ich wollte immer wissen, ob Jane am Ende nach mir gefragt hatte. Ob sie wusste, dass ich nicht bei ihr war. Aber das hatte ich Greta nie gefragt. Ich überlegte, ob ich sie jetzt fragen sollte, aber welche Rolle spielte das noch? Welche Antwort würde mich zufriedenstellen? Welche Antwort hatte ich verdient?
    Greta stand auf. »Du willst uns also nicht helfen?«
    »Ich helfe euch. Aber ich werde nicht lügen.«
    »Hättest du gelogen, wenn du Jane damit hättest retten können?«
    Ich sagte nichts.
    »Wenn du mit einer Lüge Jane das Leben hättest retten können  – wenn eine Lüge deine Schwester zurückbringen könnte –, würdest du dann lügen?«
    »Das ist alles sehr hypothetisch.«
    »Nein, das ist es nicht. Weil wir jetzt über mein Leben reden. Du bist nicht bereit zu lügen, um mein Leben zu retten. Und das ist typisch für dich, Cope. Für die Toten würdest du alles tun. Aber mit den Lebenden hast du es nicht so.«

26
    Muse hatte mir eine dreiseitige Zusammenfassung über Wayne Steubens gefaxt.
    Auf Muse war Verlass. Sie hatte mir nicht die ganze Akte geschickt. Sie hatte sie selbst gelesen und die wichtigsten Punkte herausgesucht. Das meiste kannte ich. Ich weiß noch, dass die Leute sich bei Waynes Festnahme gefragt hatten, warum er ausgerechnet Jugendliche in Ferienlagern umgebracht hatte. Hatte er früher in einem solchen Camp irgendetwas Schlimmes durchgemacht? Ein Psychiater hatte erklärt, Steubens hätte zwar nichts gesagt, trotzdem glaubte er, dass Steubens als Kind in einem Ferienlager missbraucht worden sei. Ein anderer Psychiater mutmaßte hingegen, dass es einfach auf eine grundlegende menschliche Bequemlichkeit zurückzuführen wäre. Schließlich hätte Steubens seine ersten vier Opfer im Camp PLUS umgebracht und wäre damit davongekommen. Er verbände diesen Rausch und die Erregung, die er dabei empfunden hat, mit einem Ferienlager, also hätte er dann einfach so weitergemacht.
    In den anderen Lagern hatte Wayne natürlich nicht als Betreuer gearbeitet. Das wäre zu offensichtlich gewesen. Aber irgendwann hatten sich die Indizien gegen ihn verdichtet. Geoff Bedford, einer der besten Profiler des FBI, hatte ihn festgenagelt. Wayne hatte schon bei den ersten Morden zum Kreis der Verdächtigen gehört. Als der Junge in Indiana ermordet worden war, hatte Bedford sich alle angeguckt, die zur Tatzeit an den jeweiligen Tatorten gewesen sein konnten, und dabei mit den Betreuern aus den Lagern anfangen.
    Dazu hatte ich natürlich auch gehört.
    In Indiana, am zweiten Tatort, hatte Bedford ursprünglich nichts gefunden, aber dann stellte er fest, dass in der Nähe des dritten Tatorts in Virginia von Wayne Steubens Konto Geld
abgehoben worden war. Das war der Durchbruch. Also hatte Bedford seine Ermittlungen in diese Richtung verstärkt und herausgefunden, dass Wayne Steubens zwar in Indiana kein Geld geholt hatte, in Everett, Pennsylvania und in Columbus, Ohio, aber jeweils Geld aus dem Automaten gezogen hatte, was darauf hindeutete, dass er mit dem Wagen dahin unterwegs war. Wayne hatte kein Alibi, und irgendwann hatte Bedford den Besitzer eines kleinen Motels in der Nähe von Muncie ausfindig gemacht, der Wayne eindeutig identifizierte. Bedford hatte noch etwas weitergegraben, dann hatte der Richter einen Haftbefehl ausgestellt.
    Wayne Steubens hatte sich Souvenirs von seinen Opfern mitgenommen und sie in seinem Garten vergraben.
    Von den ersten Morden fand man dort allerdings keine Souvenirs. Die Experten gingen davon aus, dass es seine ersten Morde waren und er entweder keine Zeit dafür gehabt hatte, sich Souvenirs mitzunehmen, oder dass er noch nicht darauf gekommen war, sich welche zu suchen.
    Wayne verweigerte die Aussage. Er behauptete, unschuldig zu sein. Er sagte, man hätte ihn reingelegt.
    Er wurde nur wegen der Morde in Virginia und Indiana verurteilt. In diesen Fällen gab es klare Beweise, also hatte die Staatsanwaltschaft ihn nur dafür angeklagt. Die Beweislage bei den Morden im Camp PLUS war zweifelhaft. Außerdem hatten sich da noch weitere Probleme herauskristallisiert. Der Täter hatte nur ein Messer benutzt. Wie war es ihm gelungen, damit vier Personen umzubringen? Wie hatte er sie in den Wald

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