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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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wartete.
    »Was wollen Sie wirklich von mir?«
    »Wie bitte?«
    »Welches Interesse haben Sie am Mord an Manolo?«
    »Ich dachte, das hätte ich Ihnen schon gesagt. Ich bin der Bezirksstaatsanwalt von …«
    »Deshalb sind Sie nicht hier.«
    Ich wartete. Sie starrte mich nur an. Schließlich fragte ich: »Wie kommen Sie darauf?«
    Ihre Antwort traf mich wie ein linker Haken. »Haben Sie ihn umgebracht?«
    »Was?«

    »Ich habe gefragt, …«
    »Ich hab Sie schon verstanden. Natürlich nicht. Wie kommen Sie darauf?«
    Aber Raya Singh schüttelte den Kopf. »Auf Wiedersehen, Mr Copeland.« Sie lächelte mir noch einmal zu, worauf ich mir vorkam wie ein Fisch, der auf den Anleger gefallen war. »Ich hoffe, Sie finden das, wonach Sie suchen.«

12
    Lucy wollte den Namen »Manolo Santiago« googeln – wahrscheinlich war das ein Reporter von irgendeinem Sensationsblatt, in dem wieder mal ein Artikel über Wayne Steubens, den Sommer-Schlitzer, erscheinen sollte –, aber Lonnie wartete im Büro auf sie. Er sah sie nicht an, als sie hereinkam. Sie beugte sich über ihn, um ihn ein wenig einzuschüchtern.
    »Hast du inzwischen rausgekriegt, wer die Berichte geschickt hat?«
    »Ganz sicher bin ich mir nicht.«
    »Aber?«
    Lonnie holte tief Luft, wie sie hoffte, um sich auf den Sprung ins kalte Wasser vorzubereiten. »Weißt du, wie man E-Mails zurückverfolgen kann?«
    »Nein«, sagte Lucy, ging um ihren Schreibtisch und setzte sich.
    »Wenn du eine E-Mail empfängst, dann hast du immer diesen Anhang mit so einem Kauderwelsch über Pfade, ESMTP und Message Ids.«
    »Tu einfach so, als ob ich verstehe, wovon du redest.«
    »Im Prinzip kann man daran erkennen, wie diese E-Mail zu einem gekommen ist. Woher sie kommt, wohin sie geht und auf welchem Weg sie über welchen Mail-Dienst von A nach B gekommen
ist. Das ist ein bisschen so, als hätte sie an jeder Durchgangsstation einen Poststempel bekommen.«
    »Okay.«
    »Natürlich gibt’s auch Möglichkeiten, eine Mail anonym zu schicken. Aber selbst dann bleiben normalerweise ein paar Spuren hängen.«
    »Toll, Lonnie, super.« Er versuchte, Zeit zu schinden. »Dann darf ich also davon ausgehen, dass du ein paar von diesen Spuren in der E-Mail mit dem Bericht gefunden hast?«
    »Stimmt«, sagte Lonnie. Jetzt blickte er auf und lächelte sogar kurz. »Ich werde dich auch nicht noch mal fragen, warum du den Absender wissen willst.«
    »Gut.«
    »Ich kenn dich nämlich, Lucy. Und du kannst, genau wie die meisten anderen heißen Bräute, eine echte Nervensäge sein. Aber du bist auch ein fürchterlich moralischer Mensch. Wenn du meinst, das Vertrauen deines Seminars zerstören zu müssen – wenn du deine Studenten, mich und alles, woran du glaubst, hintergehst –, muss es einen guten Grund dafür geben. Einen Grund, bei dem es um Leben und Tod geht, würde ich wetten.«
    Lucy sagte nichts.
    »Es geht um Leben und Tod, stimmt’s?«
    »Sag mir einfach, von wem die Mail ist, Lonnie.«
    »Die Mail kam aus einem Computer in der Frost-Bibliothek.«
    »Aus der Bibliothek«, wiederholte sie. »Die müssen da so, na ja, an die fünfzig Computer haben.«
    »Kommt ungefähr hin.«
    »Also kriegen wir nie raus, wer sie geschickt hat?«
    Lonnie neigte abwägend den Kopf. »Wir wissen, wann sie abgeschickt worden ist. Vorgestern um achtzehn Uhr zweiundvierzig.«
    »Und wie hilft uns das jetzt weiter?«

    »Die Studenten müssen sich anmelden, wenn sie da einen Computer benutzen wollen. Sie müssen sich zwar nicht für einen bestimmten Computer anmelden – das haben die Angestellten vor zwei Jahren abgeschafft –, aber man muss die Computer stundenweise reservieren. Also bin ich in die Bibliothek gegangen und habe mir die Liste der Studenten geholt, die das getan hatten. Und dann habe ich die, die vorgestern zwischen sechs und sieben einen Computer reserviert hatten, mit den Studenten aus deinem Seminar abgeglichen.«
    Er brach ab.
    »Und?«
    »Es gab nur eine Übereinstimmung.«
    »Wen?«
    Lonnie ging zum Fenster. Er sah in den Innenhof hinunter. »Ich geb dir einen Tipp«, sagte er.
    »Lonnie, ich bin wirklich nicht in der Stimmung …«
    »Sie neigt dazu«, sagte er, »in unangenehme Löcher zu kriechen.«
    Lucy erstarrte. »Sylvia Potter?«
    Er wandte ihr immer noch den Rücken zu.
    »Lonnie, willst du damit sagen, dass Sylvia Potter den Bericht geschrieben hat?«
    »Ja«, sagte er. »Genau das will ich damit sagen.«

    Auf dem Weg zurück ins Büro rief ich Loren Muse an.
    »Sie

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