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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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»Er hat Recht, das ist Kleinkram, machen wir einfach weiter.« Er räusperte sich und stützte die rechte Hand in die Hüfte. »Haben Sie an dem Abend irgendwelche Drogen konsumiert?«
    »Nein.«

    »Nicht einmal einen Zug von, sagen wir, einer Marihuana-Zigarette?«
    Chamique schüttelte den Kopf. Als ihr dann wieder einfiel, dass sie sprechen musste, beugte sie sich zum Mikrofon vor und sagte: »Nein, das habe ich nicht.«
    »Hmm, okay. Und wann haben Sie dann zum letzten Mal irgendwelche Mittel genommen?«
    Wieder stand ich auf. »Einspruch. Das Wort Mittel kann alles Mögliche bedeuten – Aspirin, Paracetamol …«
    Flair sah mich amüsiert an. »Meinen Sie nicht, dass hier jeder weiß, was ich meine?«
    »Es wäre mir lieber, wenn Sie die Frage eindeutig formulieren.«
    »Miss Johnson, ich rede über illegale Drogen. Wie Marihuana. Oder Kokain. Oder LSD oder Heroin. So etwas. Haben Sie das verstanden?«
    »Ja, ich glaub schon.«
    »Und wann haben Sie zum letzten Mal eine illegale Droge konsumiert?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Sie haben gesagt, an dem Abend, an dem die Party stattgefunden hat, haben Sie keine genommen?«
    »Das stimmt.«
    »Und was ist mit dem Abend vor der Party?«
    »Nein.«
    »Und dem Abend davor?«
    Chamique wand sich kurz, und als sie »Nein« sagte, wusste ich nicht recht, ob ich ihr glauben sollte.
    »Dann versuchen wir doch einmal, einen Zeitplan zu erstellen. Ihr Sohn ist jetzt fünfzehn Monate alt, ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Haben Sie seit seiner Geburt illegale Drogen konsumiert?«
    Ihre Stimme war ganz ruhig. »Ja.«

    »Können Sie uns sagen, welche Art von Drogen Sie genommen haben?«
    Ich stand wieder auf. »Einspruch. Wir haben es verstanden. Miss Johnson hat in der Vergangenheit Drogen genommen. Das bestreitet niemand. Dadurch wird das, was Mr Hickorys Mandanten getan haben, nicht weniger schrecklich. Was soll das ändern?«
    Der Richter sah Flair an. »Mr Hickory?«
    »Wir glauben, dass Miss Johnson gewohnheitsmäßig Drogen konsumiert. Wir glauben, dass sie in dieser Nacht high war, und das müssen die Geschworenen wissen, wenn sie die Aufrichtigkeit und die Genauigkeit ihrer Aussage beurteilen wollen.«
    »Miss Johnson hat schon ausgesagt, dass sie an dem Abend keine Drogen genommen und sich auch keinen Alkohol zugeführt«, ich betonte das Wort ironisch, »hat.«
    »Und ich«, sagte Flair, »habe das Recht, ihre Ausführungen anzuzweifeln. Der Punsch war mit Alkohol versetzt. Wenn ich Mr Flynn in den Zeugenstand rufe, wird er aussagen, dass die Angeklagte darüber informiert war, als sie etwas davon getrunken hat. Ich will auch deutlich machen, dass wir es mit einer Frau zu tun haben, die selbst dann nicht davor zurückgeschreckt ist, Drogen zu konsumieren, als sie ein Baby bekommen hatte, für das sie verantwortlich war …«
    »Euer Ehren!«, rief ich.
    »Okay, das reicht.« Der Richter knallte den Hammer aufs Pult. »Können wir jetzt fortfahren, Mr Hickory?«
    »Das können wir, Euer Ehren.«
    Ich setzte mich wieder. Es war dumm von mir gewesen, Einspruch einzulegen. Die Geschworenen mussten denken, dass ich ihnen etwas verheimlichen wollte, und, was noch schlimmer war, ich hatte Flair die Chance gegeben, noch mehr zu reden. Meine Strategie bestand darin zu schweigen. Ich war nicht diszipliniert genug gewesen, und dafür hatten wir bezahlen müssen.

    »Miss Johnson, Sie beschuldigen diese Jungs, sie hätten Sie vergewaltigt, ist das korrekt?«
    Ich war auf den Beinen. »Einspruch. Sie ist keine Anwältin und kennt sich auch sonst nicht mit juristischen Definitionen aus. Sie hat Ihnen erzählt, was man ihr angetan hat. Eine korrekte Terminologie dafür zu suchen, ist Aufgabe des Gerichts.«
    Wieder sah Flair mich amüsiert an. »Ich habe keine juristische Definition von ihr erwartet. Ich wollte nur wissen, wie sie es in ihren eigenen Worten ausdrückt.«
    »Warum? Wollen Sie sie einem Vokabeltest unterziehen?«
    »Euer Ehren«, sagte Flair, »darf ich bitte die Zeugin befragen?«
    »Warum erzählen Sie uns nicht, worauf Sie hinauswollen, Mr Hickory?«
    »Gut, ich werde die Frage umformulieren. Miss Johnson, wenn Sie mit Freunden reden, sagen Sie denen, dass Sie vergewaltigt wurden?«
    Sie zögerte. »Ja.«
    »Mhm. Und dann erzählen Sie mir doch bitte auch, Miss Johnson, ob Sie noch mehr Frauen kennen, die behaupten, vergewaltigt worden zu sein.«
    Ich wieder. »Einspruch. Suggestivfrage.«
    »Ich lasse die Frage zu.«
    Flair stand nah bei Chamique. »Sie

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