Grab im Wald
Sexfilme.«
»Verstehe. Als ich Sie also vorhin gefragt habe, ob Sie Pornografie mögen, hätte ich vielleicht besser fragen sollen, ob Sie sich gelegentlich Pornofilme ansehen.«
Er wand sich. »Manchmal«, sagte er.
»Dagegen ist absolut nichts einzuwenden, mein Junge.« Ohne mich umzudrehen deutete ich auf den Stuhl des Anwalts der Gegenpartei. »Und ich wette, Mr Pubin ist aufgestanden, um uns mitzuteilen, dass sie ihm auch gefallen, vor allem wegen der Handlung.«
»Einspruch!«, sagte Pubin.
»Ich ziehe die Frage zurück«, sagte ich. Ich wandte mich wieder an Flynn. »Gibt es einen Pornofilm, der Ihnen besonders gut gefällt?«
Er wurde leichenblass. Es war fast, als hätte ich mit dieser Frage einen Hahn aufgedreht, so dass das Blut aus seinem Körper lief. Er sah zum Tisch der Verteidigung. Ich trat einen Schritt zur Seite und verstellte ihm so den Blick. Flynn hustete in seine Hand und sagte: »Kann ich mich auf den fünften Verfassungszusatz berufen?«
»Weshalb?«, fragte ich.
Flair Hickory stand auf. »Der Zeuge hat um juristischen Beistand gebeten.«
»Euer Ehren«, sagte ich, »in meinem Jurastudium habe ich gelernt, dass der fünfte Verfassungszusatz davor schützen soll, sich selbst zu beschuldigen, und – bitte korrigieren Sie mich, wenn ich hier falsch liege – es gibt kein Gesetz, das es verbietet, einen Lieblings-Pornofilm zu haben.«
Flair sagte: »Können wir eine zehnminütige Unterbrechung haben?«
»Ausgeschlossen, Euer Ehren.«
»Der Zeuge«, drängte Flair weiter, »hat um juristischen Beistand gebeten.«
»Nein, das hat er nicht. Er wollte sich auf den fünften Verfassungszusatz berufen. Und ich sage Ihnen was, Mr Flynn – ich gebe Ihnen Immunität.«
»Immunität wofür?«, fragte Flair.
»Für alles, was er will. Ich will nicht, dass dieser Zeuge den Zeugenstand verlässt.«
Richter Pierce sah Flair Hickory an. Er ließ sich Zeit. Wenn Flair die Chance bekam, auf Flynn einzuwirken, war ich in Schwierigkeiten. Sie würden sich etwas einfallen lassen. Ich sah Jenrette und Marantz an. Sie hatten sich nicht gerührt, hatten keine juristische Beratung verlangt.
»Keine Unterbrechung«, sagte der Richter.
Flair Hickory sank auf seinen Stuhl zurück.
Ich ging zurück zu Jerry Flynn. »Haben Sie einen Lieblings-Pornofilm?«
»Nein«, sagte er.
»Haben Sie je von einem Pornofilm gehört, mit dem Titel … «, ich tat so, als müsste ich auf einem Zettel nachsehen, aber ich kannte ihn auswendig, »… Wem der Ständer schlägt?«
Er musste mit dieser Frage gerechnet haben, trotzdem warf sie ihn völlig aus der Bahn. »Äh, können Sie den Titel noch einmal wiederholen?«
Ich wiederholte ihn. »Haben Sie ihn gesehen oder davon gehört?«
»Ich glaub nicht.«
»Sie glauben nicht«, wiederholte ich. »Also wäre es durchaus möglich.«
»Ich bin nicht sicher. Filmtitel kann ich mir nicht besonders gut merken.«
»Na, dann wollen wir doch mal schauen, ob wir Ihrem Gedächtnis nicht ein bisschen auf die Sprünge helfen können.«
Ich nahm das Fax, das Muse mir gegeben hatte, gab der Verteidigung eine Kopie und ließ es als Beweisstück aufnehmen. Dann fuhr ich fort. »Laut Auskunft von HotFlixxx ist eine Kopie dieser DVD sechs Monate lang im Besitz der Verbindung gewesen. Außerdem hat HotFlixxx bestätigt, dass der Film am Tag nach der Anzeige wegen Vergewaltigung zurückgeschickt worden ist.«
Schweigen.
Pubin sah aus, als hätte er seine Zunge verschluckt. Flair war zu gut, sich etwas anmerken zu lassen. Er las das Fax wie einen amüsanten Zeitungscartoon.
Ich trat näher an Flynn heran. »Erinnern Sie sich jetzt?«
»Ich weiß nicht.«
»Sie wissen es nicht? Dann versuchen wir es anders.«
Ich sah zum Eingang. Loren Muse stand direkt an der Tür. Sie grinste. Ich nickte. Sie öffnete die Tür, und eine Frau, die wie eine Amazone in einem B-Movie aussah, kam herein.
Cingle Shaker, Muses Privatdetektivin, stolzierte in den Gerichtssaal, als wäre es ihre Stammkneipe. Der ganze Saal schien bei ihrem Anblick die Luft anzuhalten.
Ich sagte: »Erkennen Sie die Frau, die gerade hereingekommen ist?«
Er antwortete nicht. Der Richter mahnte. »Mr Flynn?«
»Ja.« Flynn räusperte sich, um Zeit zu gewinnen. »Ich erkenne sie.«
»Woher kennen Sie sie?«
»Ich habe sie gestern Abend in einer Bar kennengelernt.«
»Verstehe. Und haben Sie sich mit ihr über den Film unterhalten?«
Cingle hatte sich als ehemalige Pornodarstellerin ausgegeben. Mit diesem Trick
Weitere Kostenlose Bücher