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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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rosafarbenen Notizzettel:
     
    Lucy ??
     
    Ich starrte den Namen einen Moment lang an. Lucy. Das war unmöglich.
    Sie hatte eine Büronummer, eine Privatnummer und eine Handynummer hinterlassen. Die drei Vorwahlen deuteten darauf hin, dass Lucy in New Jersey arbeitete, wohnte und, äh, ihr Handy hier angemeldet hatte.
    Ich griff zum Telefon und drückte den Knopf der Gegensprechanlage. »Jocelyn?«
    »Ja?«
    »Ich habe hier eine Nachricht von einer Lucy?«, sagte ich.
    »Ja. Sie hat vor ungefähr einer Stunde angerufen.«
    »Sie haben keinen Nachnamen aufgeschrieben.«
    »Sie wollte ihn nicht sagen. Deshalb habe ich die Fragezeichen dahintergesetzt.«
    »Das ist mir schon klar. Sie haben nach dem Nachnamen gefragt, und sie wollte ihn nicht nennen?«
    »Genauso war es.«
    »Was hat sie sonst noch gesagt?«
    »Das steht unten auf dem Zettel.«

    »Was?«
    »Haben Sie meine Notizen weiter unten auf dem Zettel gelesen?«
    »Nein.«
    Sie verkniff sich eine Replik und wartete. Ich las unten:
     
    Sagt, sie wäre eine Freundin von vor zwanzig Jahren.
     
    Ich las die Notiz noch einmal. Und dann noch einmal.
    »Ground Control to Major Cope.«
    Das war Muse. Sie hatte die Worte nicht gesprochen, sondern gesungen – nach der Melodie des alten David-Bowie-Songs. Ich schrak auf. »Sie singen ebenso gekonnt, wie Sie Ihre Schuhe auswählen«, sagte ich.
    »Sehr witzig.« Sie deutete auf die Nachricht und zog eine Augenbraue hoch. »Und, wer ist diese Lucy, starker Mann? Eine alte Geliebte?«
    Ich sagte nichts.
    »Ach, Mist.« Ihre hochgezogene Augenbraue sackte herab. »Es war nicht so gemeint, ich wollte Sie nur ein bisschen aufziehen.«
    »Kein Problem, Muse. Machen Sie sich darüber keine Sorgen.«
    »Sie sollten sich darüber auch keine Sorgen machen. Wenigstens jetzt nicht.«
    Sie sah hinter mir auf die Uhr. Ich drehte mich um. Sie hatte Recht. Die Mittagspause war zu Ende. Das musste warten. Ich wusste ja auch nicht, was Lucy wollte. Oder doch? Holte die Vergangenheit uns alle ein? Offenbar waren die Toten aus ihren Gräbern auferstanden.
    Aber das musste bis nach der Verhandlung warten. Ich schnappte mir das Fax und stand auf.
    Auch Muse erhob sich. »Showtime«, sagte sie.

    Ich nickte. Mehr als das. Ich würde diese Arschlöcher ungespitzt in den Boden rammen. Und ich würde mich bemühen, das nicht allzu sehr zu genießen.

    Nach der Mittagspause machte Jerry Flynn einen sehr gefassten Eindruck im Zeugenstand. Am Vormittag hatte ich kaum Schaden angerichtet. Und es gab keinen Grund zu der Annahme, dass es am Nachmittag anders laufen sollte.
    »Mr Flynn«, fing ich an, »mögen Sie Pornografie?«
    Ich wartete nicht einmal auf das Unvermeidliche. Ich drehte mich zu Mort Pubin um und dirigierte mit ironischen Gesten seinen Einsatz.
    »Einspruch!«
    Pubin brauchte ihn gar nicht zu begründen. Der Richter sah mich missbilligend an.
    Ich zuckte die Achseln und sagte: »Beweisstück Nummer achtzehn.« Ich nahm den Zettel. »Dies ist eine Rechnung, die für Bestellungen aus dem Internet an das Verbindungshaus geschickt wurde. Erkennen Sie sie?«
    Er sah sie an. »Ich bezahle die Rechnungen nicht. Das macht der Kassenwart.«
    »Ja, Mr Rich Devin, der bestätigt hat, dass es sich hierbei wirklich um die Rechnung für das Verbindungshaus handelt.«
    Der Richter sah Flair und Mort an. »Irgendwelche Einwände?«
    »Es ist unstreitig, dass dies eine Rechnung aus dem Verbindungshaus ist«, sagte Flair.
    »Sehen Sie den Schriftzug hier?«, sagte ich und deutete auf eine Zeile oben auf dem Zettel.
    »Ja.«
    »Können Sie vorlesen, was da steht?«
    »Netflix.«

    »Mit einem x am Ende.« Ich buchstabierte N-e-t-f-l-i-x. »Können Sie uns erklären, was Netflix ist?«
    »Es ist ein DVD-Verleih. Er funktioniert per Post. Man kann jederzeit drei DVDs behalten. Sobald man eine zurückgeschickt hat, kriegt man eine neue.«
    »Gut, danke.« Ich nickte und fuhr mit dem Finger ein paar Zeilen nach unten. »Könnten Sie mir das vorlesen?«
    Er zögerte.
    »Mr Flynn?«, sagte ich
    Er räusperte sich. »HotFlixxx«, sagte er dann.
    »Mit drei x am Ende, richtig?« Wieder buchstabierte ich den Namen.
    »Ja.«
    Er sah aus, als müsste er sich übergeben.
    »Können Sie mir erklären, was HotFlixxx ist?«
    »Es ist fast das Gleiche wie Netflix«, sagte er.
    »Also ein DVD-Verleih.«
    »Ja.«
    »Können Sie uns sagen, worin der Unterschied zu Netflix besteht ?«
    Er wurde rot. »Sie verleihen, äh, andere Filme.«
    »Was für Filme?«
    »Äh, na ja,

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