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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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drehte sich langsam zu mir um. Seine Kameraden machten es genauso. Perez’ Augen waren rot unterlaufen. Er hatte Schwierigkeiten, den Blick zu fokussieren. Ich versuchte es ganz direkt.
    »Mein Beileid«, sagte ich.
    Er war verwirrt. Seine Freunde, alle in den Fünfzigern und lateinamerikanischer Abstammung, musterten mich mit finsteren Blicken, als ob ich einer ihrer Töchter hinterhergepfiffen hätte. Alle waren dunkel gekleidet. Mr Perez trug ein Polohemd und Khakis. Ich fragte mich, ob das etwas bedeutete, konnte mir aber keinen Reim darauf machen.
    »Was wollen Sie?«, fragte er.
    »Reden.«
    »Wie haben Sie mich gefunden?«
    Ich ignorierte die Frage. »Ich habe Ihre Miene in der Leichenhalle gesehen. Warum lügen Sie über Gil?«
    Seine Augen verengten sich. »Wen nennen Sie hier einen Lügner?«
    Die Blicke der anderen Männer verfinsterten sich noch weiter.
    »Vielleicht sollten wir uns lieber unter vier Augen unterhalten?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Sie wissen doch, dass meine Schwester damals auch verschwunden ist, oder?«

    Er drehte sich um und griff nach seinem Bier. Als er mir den Rücken zugewandt hatte, antwortete er: »Ja, weiß ich.«
    »Der Mann im Leichenschauhaus war Ihr Sohn.«
    Er saß immer noch mit dem Rücken zu mir.
    »Mr Perez?«
    »Machen Sie, dass Sie hier rauskommen.«
    »Ich geh hier nicht weg.«
    Die anderen Männer, lauter harte Burschen, die ihr Leben lang irgendwo an der frischen Luft körperlich gearbeitet hatten, starrten mich weiter an. Einer glitt von seinem Hocker.
    »Setzen Sie sich wieder hin«, sagte ich zu ihm.
    Er rührte sich nicht. Ich sah ihm in die Augen und hielt seinem Blick stand. Ein anderer Mann stand auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Wissen Sie, wer ich bin?«, fragte ich.
    Ich griff in die Tasche und zog meine Staatsanwalts-Marke. Ja, ich habe eine. Schließlich bin ich der höchste Beamte der Strafverfolgungsbehörden in Essex County. Ich lasse mich nicht gerne bedrohen. Rowdys ekeln mich an. Sie kennen die alte Binsenweisheit, dass man Rowdys nur loswerden kann, indem man dagegenhält? Das klappt nur, wenn man die nötigen Mittel dazu hat. Und die hatte ich.
    »Dann hoffe ich mal«, sagte ich, »dass keiner von Ihnen illegal in dieses Land gekommen ist. Auch Ihre Familien sollten auf legalem Wege eingereist sein und Ihre Freunde selbstverständlich genauso. Und natürlich die Leute, die Sie zufällig auf der Straße treffen. Jeder Einzelne aus Ihrem Umfeld sollte legal eingewandert sein.«
    Die schmalen Augen öffneten sich etwas.
    »Und jetzt möchte ich Ihre Ausweise sehen«, sagte ich. »Alle.«
    Derjenige, der zuerst aufgestanden war, hob die Hände. »Hey, wir wollen keinen Ärger machen.«

    »Dann verschwinden Sie.«
    Sie legten ein paar Scheine auf die Theke und gingen. Sie rannten nicht, sie beeilten sich nicht, aber sie wollten auch nicht mehr bleiben. Normalerweise spreche ich nicht gerne leere Drohungen aus und missbrauche meine Macht auf diese Art, aber in diesem Fall hatten sie diese Reaktion mehr oder weniger selbst provoziert.
    Perez sah mich unglücklich an.
    »Hey«, sagte ich, »was bringt mir so eine Marke, wenn ich sie nicht ab und zu einsetze?«
    »Haben Sie nicht schon genug Schaden angerichtet?«, fragte er.
    Der Barhocker neben ihm war frei, also setzte ich mich. Ich winkte dem Barkeeper und bestellte ein Glas von »dem, was er hat«, wobei ich auf das Getränk vor Jorge Perez zeigte.
    »Der Mann im Leichenschauhaus war Ihr Sohn«, sagte ich. »Ich könnte es Ihnen beweisen, aber das ist nicht nötig, weil wir beide das wissen.«
    Er kippte sein Bier runter und bestellte sich ein neues. Die beiden Biere kamen zusammen. Ich hob mein Glas, als wollte ich einen Trinkspruch aussprechen. Er sah mich nur an und ließ sein Bier auf der Theke stehen. Ich trank einen kräftigen Schluck. Der erste Schluck Bier an einem heißen Tag ist wie das Eintauchen des Fingers in ein frisch geöffnetes Glas Erdnussbutter. Ich genoss das, was man nur als Gottes Nektar bezeichnen konnte.
    »Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten«, fuhr ich fort. »Sie behaupten weiter, dass er nicht Ihr Sohn ist. Der DNA-Test ist schon in Auftrag gegeben. Sie wissen, was ein DNA-Test ist, oder, Mr Perez?«
    Er blickte über die Gäste hinweg ins Leere. »Das weiß doch inzwischen jeder.«
    »Natürlich. Durch CSI und die ganzen Krimiserien im Fernsehen.
Also wissen Sie auch, dass es kein Problem für uns ist zu beweisen, dass Manolo Santiago und

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