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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
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ein Bild von Helle geklemmt, das er bei Facebook heruntergeladen hatte, wo eine Gedenkseite für sie eingerichtet worden war. Das Foto war draußen aufgenommen, sie saß auf einer Bank. Ihr Haar war unter einer großen braunen Strickmütze versteckt. Es war Herbst, was sich an dem leuchtend bunten Laubteppich hinter ihr erkennen ließ. Ihr Blick war ernst, nur ein leichtes Lächeln kräuselte ihre Lippen.
    Er hatte ein paar dürftige Stichworte notiert, das wenige, was er an persönlichen Informationen hatte. Aufgewachsen in Lambertseter. Ging gerne ins Hjørnet. Etwas weiter unten hatte er Bilder von Tom Marius Westerberg und Kato Zetterstrøm angebracht. Was er hatte, war dünn. Das wusste er nur allzu gut. Es war gleich sieben, und er stand mit leeren Händen da.
    Kurz darauf kam Agnes zurück.
    Â»Tut mir leid, es ist darauf hinausgelaufen, dass ich eine Gruppe von Studentinnen zu Sushi eingeladen habe.«
    Â»War es das Geld wert?«, fragte Joakim.
    Agnes zögerte, während sie ihren Mantel aufhängte.
    Â»Sie haben zusammen mit Helle Isaksen Seminare besucht. Tom Marius Westerberg war furchtbar eifersüchtig, wussten sie zu berichten.«
    Â»Mir gegenüber hat er gesagt, dass Helle Isaksen ein doppeltes Spiel gespielt hat«, sagte Joakim.
    Agnes schüttelte den Kopf. »Nein, da hat er dir eine fette Lüge aufgetischt. Den Studentinnen zufolge war Helle treu, aber das hat nichts geändert. Seine Eifersucht kannte keine Grenzen, und nach einer Weile hatte sie genug von seinen Wutanfällen. Am Ende hat er sie kaum noch vor die Tür gelassen. Als sie mit ihm Schluss gemacht hat, hat er Gerüchte über sie verbreitet, dass sie Affären gehabt hätte, als sie mit ihm zusammen war. Aber das hat er sich nur eingebildet.«
    Joakim nickte.
    Â»Am neugierigsten bin ich auf den Professor«, fuhr Agnes fort. »Er ist dafür bekannt, Erstsemester aufzureißen.«
    Â»Im Vorjahr hatte er eine Affäre mit einer anderen Studentin im ersten Jahr«, berichtete Joakim. »Sie hat die Hochschule verlassen, noch bevor das Semester um war.«
    In den Stunden bis zum Redaktionsschluss schrieben sie über das, was sie hatten, und telefonierten wieder ihre Quellen ab. Joakim sprach noch einmal mit der Polizei. Auch sie hatten von Tom Marius Westerbergs Eifersucht gehört. Zweifellos hatte er sich wie ein Drecksack aufgeführt, aber der Drecksack hatte ein Alibi.
    Â»Bist du dir sicher, dass wir es nicht bei den Eltern versuchen sollten?«, fragte Agnes ein letztes Mal, bevor sie ihre Sachen zusammenpackte. Sie war motiviert, ein gutes Zeichen.
    Â»Tut mir leid, aber da bekommst du nur Ärger«, antwortete Joakim – wohl wissend, dass die Konkurrenz möglicherweise weiter gehen würde.
    Er machte erst gegen elf Uhr abends Schluss. Der Ressortleiter bedankte sich höflich für das wenige, was er für ihn hatte. Auf der Treppe traf er Rasmus.
    Â»Ein Bier?«, fragte der.
    Â»Gern. Im Stopp Pressen?«
    Rasmus nickte. Seite an Seite gingen sie schweigend zu dem Lokal, das im VG-Gebäude nebenan lag.
    Drinnen war es proppenvoll, Studentenabend mit Bierflatrate. Einige Studentinnen saßen den Nachrichtenchefs der großen Zeitungsredaktionen quasi auf dem Schoß. Die Jobjagd war in vollem Gange. Joakim und Rasmus bahnten sich einen Weg in den hinteren Teil des Lokals, wo sie sich einen Platz an der Wand suchten.
    Â»Ich lade dich ein«, sagte Joakim und kämpfte sich zurück an die Theke.
    Und dann war sie da, Helene Muus Mikalsen. Sie kam ihm entgegen, als er mit den beiden Biergläsern zurück zu Rasmus gehen wollte. Fast hätte er die Gläser fallen lassen.
    Rasmus war sauer. Er hatte sich mit dem Fotochef gestritten. Wieder einmal. Diesmal ging es darum, dass er Rasmus’ Urlaubsantrag abgelehnt hatte. Die Sommerpatience ging wie üblich nicht auf.
    Â»Das ist der Dank, Joakim. Ich habe für dieses Käseblatt alles geopfert. Durch diesen Job sehe ich meine Familie ohnehin schon selten, und jetzt verwehren sie mir sogar den Urlaub.«
    Joakim verstand seine Frustration. Rasmus arbeitete viel, und das schon seit vielen Jahren. Seine Frau Ulla war Künstlerin, in den letzten fünf Jahren hatten sie drei Kinder bekommen. Rasmus hatte nicht einmal bei der Geburt der jüngsten Tochter anwesend sein können, weil er über einen Terrorangriff in Pakistan berichtet hatte. Er hatte

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