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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
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Themen Homosexualität, Abtreibung und Israel.
    Jedenfalls gehörten im Großen und Ganzen nur noch Männer zur Führungsspitze, nachdem Hilde Hartmann aus der Christlichen Volkspartei ausgeschlossen worden war. Das Thema, für das die Christliche Volkspartei sich jetzt engagieren wollte, war unpopulär. Aber man war zumindest klug genug, zu erkennen, dass man sich in den Medien auf die betroffenen jungen Frauen konzentrieren musste. Weshalb man im Vorsitzendenbüro auch heute voller Ernst und mit großem Mitgefühl von den jungen Glücksjägerinnen aus Osteuropa sprach, die jetzt in den Netzen der Zuhälter saßen.
    Â»Wir haben keinerlei Kontrolle darüber, was in diesen Wohnungen vor sich geht. Früher hatte die Polizei zumindest einen Überblick über die Akteure im Milieu. Jetzt, wo sich alles drinnen abspielt, wissen wir so gut wie nichts«, sagte Østby.
    Â»Aber Ihre Partei hat sich doch für die Gesetzesänderung starkgemacht?«
    Â»Nein, da sind Sie nicht auf dem Laufenden«, unterbrach RÃ¥dal sie barsch. »Die Christliche Volkspartei wollte immer beides verbieten. Das Gesetz war nur eine Art Kompromiss.«
    Agnes nickte stumm, vergrub den Blick in ihrem Block und schrieb. Gegen Ende des Gesprächs stieß einer der Fotografen von Nyhetsavisen zu ihnen. Er wollte, dass Østby und RÃ¥dal vor dem Schreibtisch nebeneinander posierten. Agnes stellte sich neben den Fotografen und hielt den Blitz. Es herrschte peinliche Stille, sie hörte nur RÃ¥dals hitzigen Atem.
    Â»Du musst das Foto wirklich nicht nehmen«, sagte der Fotograf, als sie zurück in die Akersgate eilten, nachdem diese sonderbare Vorstellung überstanden war. »Eigentlich brauchen wir ja auch keine Abbildung von den beiden. Zwei Männer in Anzügen in einem Büro … Aber für mehr war einfach keine Zeit«, entschuldigte er sich.
    Agnes nickte. Sie war gedanklich damit beschäftigt, für welche Überschrift sie sich entscheiden sollte.
    Der Fotograf fuhr fort: »Heute sind wir nur zu dritt. Wenn Leute von der Bildredaktion kündigen oder in Elternzeit gehen, gibt es keinen Ersatz mehr. In allen anderen Bereichen haben sie ja schon gekürzt: Lektorat, Archiv, Repro und Grafik. Jetzt sind wir an der Reihe.«
    Â»Die Herausgeber der Zeitung haben doch keine andere Wahl«, antwortete Agnes. »Der Abonnentenstamm schrumpft, und die Einnahmen aus den Werbeanzeigen sinken. Das ist einfach so.«
    Der Fotograf schob die Unterlippe vor. »Na ja, du hast ja auch gerade einen festen Vertrag bekommen.«
    Â»Die Herausgeber räumen dem Journalismus eben den Vorrang ein und kürzen bei den anderen Abteilungen«, antwortete Agnes verärgert.
    Â»Fotografieren ist auch Journalismus«, antwortete der Fotograf wütend.
    Agnes sagte nichts mehr, und sie schwiegen den Rest des Wegs.
    Im Politikressort war es beinahe leer, als sie in die Redaktion zurückkam. Sie war eine der jüngsten politischen Redakteurinnen. Die meisten anderen hatten Familien, die nachmittags ihre Forderungen stellten. Agnes setzte sich an ihren Schreibtisch, der an einer fensterlosen Wand stand. Sie packte den Notizblock aus ihrer Tasche, zog die Schublade auf und fischte zwei Stücke Schokolade heraus (sie musste immer Schokolade in Reichweite haben, wenn sie arbeitete). Dann öffnete sie ein neues Dokument und begann zu schreiben. Der Ressortleiter wollte eine ganze Seite über die Prostitutionsinitiative.
    Draußen war es schon dunkel, als Agnes fertig war. Sie eilte gerade die dunkle Treppe hinunter, als ihr Handy tief unten in der Tasche klingelte. Sie erkannte die Nummer sofort – sie gehörte Ester.
    Â»Wo bist du?«
    Â»Auf dem Heimweg. Sollen wir uns treffen?«
    Â»Nein, das geht nicht.«
    Agnes hörte leises Weinen durch den Hörer und vorbeifahrende Autos im Hintergrund.
    Â»Soll ich dich irgendwo abholen?«
    Â»Nein, habe ich gesagt. Wir können uns nicht treffen.« Ester schniefte. »Hör zu, ich verlasse mich auf dich. Wenn ich verschwinde, musst du zu meinen Eltern fahren. In meinem ehemaligen Zimmer, im Kleiderschrank, findest du einen schwarzen Schuhkarton. Er steht ganz unten links.«
    Â»Wovon redest du? Was hast du vor?«
    Â»Ich fühle mich nicht mehr sicher. Tu einfach, was ich sage. Aber du musst mir versprechen, dass du ihn niemand anderem gibst. Bitte verwende den Inhalt erst, wenn du mit

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