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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
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Blick war auf die Kaffeetasse gerichtet.
    Â»Was ist passiert?«
    Â»Sie haben mit ihm gebrochen. Mutter und Vater haben mit David gebrochen. Er wurde von allen geschnitten. Er war wie Luft für seine alten Parteikollegen. Sein Freund ist mit Davids Depression nicht zurechtgekommen, und kurz darauf war er ganz allein. Vor einem Monat hat man ihn in die Psychiatrische Abteilung des Krankenhauses Lovisenberg eingewiesen. Er hat nicht mehr gesprochen. Er soll demnächst mit Elektroschocktherapie behandelt werden. Alles andere haben sie schon versucht. Ich bin die Einzige, die ihn noch besucht.«
    Â»Wollen Sie diese Geschichte erzählen?«
    Hilde Hartmann schüttelte den Kopf.
    Â»Nein. Das kann ich nicht. Ich habe die Partei nicht mehr ertragen, ich brauchte eine Pause. Es bringt nichts, diese Geschichte in den Medien breitzutreten. Die Führungsspitze der Christlichen Volkspartei wird nicht mit David sympathisieren, sondern mit RÃ¥dal. Nein, ich kann sie nicht wegen ihrer Herzlosigkeit drankriegen. Aber wegen ihrer Geldgier.«
    Hilde Hartmann stand auf und nahm eine rote Aktenmappe aus dem Bücherregal.
    Â»Ich habe die notwendigen Beweise mitgehen lassen, bevor ich aufgehört habe. Das sind Kontoauszüge, die belegen, wie die Partei im Allgemeinen – und Einar RÃ¥dal im Besonderen – Gelder veruntreut hat. Sie glauben nicht, was alles mit Parteigeldern finanziert worden ist. Beträchtliche Summen wurden auf ein Privatkonto transferiert und als ›diverse Ausgaben‹ deklariert. Nur die oberste Parteispitze – und nicht die Repräsentanten des Storting – hatte Zugriff auf dieses Konto. Von dem Geld wurden unter anderem Knöllchen, private Putzhilfen, Friseurbesuche und Hundesteuern bezahlt. Das Bonbon sind drei Reisen in den Süden für Einar RÃ¥dal und seine Frau. Auf der letzten wurden sie auch noch von seinem ältesten Sohn und dessen Frau begleitet. Alles von Parteigeldern finanziert, als ›Studienfahrt‹.«
    Agnes hörte zu, während sie in den Kontoauszügen blätterte. Sie hatte Sprengstoff in der Hand. Ihr war durchaus bewusst, dass sie in gewisser Weise instrumentalisiert wurde. Doch das war eine Win-win-Situation. Und Agnes brauchte die Story. Wenn sie nach der Episode mit Sverre Ekker bei Nyhetsavisen bleiben wollte, musste sie kämpfen.
    Das Storting bewilligte den Parteien immer größere Summen. Doch es war den Medien nahezu unmöglich, Einsicht zu gewinnen, wofür diese Gelder ausgegeben wurden. Sie bekamen zwar einige Rechenschaftsberichte zu sehen, doch diese waren zu ungenau, um wirklich etwas daraus entnehmen zu können.
    Â»Was ist mit Terje Østby? Hat er sich ebenfalls bedient?«
    Â»In weitaus geringerem Ausmaß. Seine Familie wohnt in Bergen, er selbst lebt enthaltsam und allein in einer Dienstwohnung in Hof.«
    Â»Sie haben nie versucht, mit Østby darüber zu sprechen?«
    Â»Darüber zu sprechen? Genau das tue ich doch jetzt.«
    Wieder huschte ein boshaftes Lächeln über Hilde Hartmanns Gesicht.
    Drei Stunden hörte Agnes ihr zu und machte sich Notizen. Sie war so aufgeregt, als sie in die Redaktion zurückkam, dass sie Sverre Ekker bat, ihre Notizen in einem der verschließbaren Schränke deponieren zu dürfen. Mit einem gewissen Stolz erzählte sie ihrem Chef, welchen Coup sie gelandet hatte. Er sah sie nur an. Seine braunen Augen waren schmal.
    Â»Ich denke, wir sollten jemand anderen damit betrauen«, sagte er nach kurzem Schweigen.
    Sie hätte darauf wetten können, die Andeutung eines kleinen Lächelns in seinem rechten Mundwinkel zu sehen. Darauf wäre sie niemals gekommen, dass er ihre Story einem anderen Mitarbeiter geben und sie von der Sache abziehen könnte. Was bin ich nur für eine Idiotin, das hätte ich mir doch denken können, dachte Agnes. Ekker gab ihr einfach keine Chance.
    Â»Unmöglich«, antwortete Agnes. Fest und trotzig.
    Â»Das bestimme immer noch ich«, antwortete Ekker kurz angebunden.
    Â»Das kannst du gerne versuchen, doch dann landet die Story bei VG oder Dagbladet. Ich weiß nicht, wie gut sich das intern machen wird. Hilde Hartmann spricht mit mir – und zwar nur mit mir.«
    Ekker schien seine Möglichkeiten durchzugehen. Dann wich er einen unmerklichen Schritt zurück.
    Â»Dann hoffe ich nur, du versaust es nicht. Ein kleiner Fehltritt, und du bist erledigt«, sagte

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