Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
Vom Netzwerk:
zu sich sprach, mit dieser Stimme. Sie schaltete den Fernseher aus und ging zu Joakim, der noch immer vor seinem PC saß.
    Â»Komm, lass uns eine rauchen«, sagte Agnes.
    Â»Ich komme mit und sehe dir beim Rauchen zu«, antwortete Joakim.
    Agnes nahm die schwarze Tasche mit, und er folgte ihr den Gang hinunter. Das Zeitungsgebäude machte einen heruntergekommenen Eindruck. Staub lag in Fensterrahmen und Ecken, den einstmals hellen Linoleumboden zierten braune Kaffeeflecken. In den Gängen stapelten sich Bücher, die niemand wegwerfen, aber auch niemand mit nach Hause nehmen mochte. Die Bilder an den Wänden waren eine ganz besondere Mischung aus wertvoller Kunst, gerahmten Titelseiten und hässlichen angeklebten Plakaten.
    Man hatte diverse Male versucht, in den Redaktionsräumen ein Rauchverbot einzuführen. Gewöhnlich hielten sich die Kollegen nur wenige Wochen daran. Der Hauptgrund war der, dass unter den Herausgebern so viele Raucher waren. Offiziell war es natürlich verboten, doch in der Regel gab es in jeder Etage ein oder zwei Räume, in denen man rauchen konnte.
    Joakim holte am Automaten zwei Becher Kaffee, während Agnes ein Büro suchte, das einem der Kollegen gehörte, die das Rauchverbot ignorierten. Bevor sie sich eine Zigarette anzündete, holte sie den Schuhkarton aus der Tasche. Joakim sah sie fragend an.
    Â»Hast du den aus Esters Zimmer mitgehen lassen? Du bist wirklich tougher, als ich anfangs dachte.«
    Agnes öffnete vorsichtig den Karton. Er war sehr leicht. Und enthielt nur eine CD. Sie sahen sich an. Agnes schloss ihren Laptop an. Auf der CD waren drei Filme, nur mit Nummern gekennzeichnet. Sie klickte die erste Datei an.
    Die Kamera war ganz ruhig. Sie war auf einen dunklen Raum gerichtet. Alles war unscharf, doch es waren Bewegungen auszumachen.
    Â»Stell den Lautsprecher an, er steht auf stumm«, flüsterte Joakim.
    Jetzt hörten sie es. Stöhnen, hell und abgehackt das eine, tief und heiser das andere. Ihre Augen gewöhnten sich langsam an das dunkle Bild. Plötzlich erschien dicht vor der Kamera ein Gesicht. Es war nur schwer zu erkennen. Eine junge Frau, das Gesicht schmerzverzerrt, hinter ihr ein Mann, der sie so brutal an den Haaren zog, dass ihr Kopf zurückgerissen wurde. Er drang heftig von hinten in sie ein, sie jammerte bei jedem Stoß. Sie sah jung aus. Ihre Gesichtszüge erinnerten an die einer Puppe.
    Â»Helle«, flüsterte Agnes.
    Joakim nickte. Der Mann im Hintergrund war kaum zu erkennen, der Film war unscharf und grobkörnig. Er dauerte sieben Minuten und endete damit, dass der Mann Helle auf ein Bett warf und seinen Samen auf ihr verspritzte.
    Agnes zündete sich eine neue Zigarette an. Sie klickte den nächsten Film an. Wieder ein Sexfilm – mit Helle und einem anderen Mann in den Hauptrollen. Diesmal lag sie bäuchlings, die Hände auf dem Rücken gefesselt, auf dem Bett, während er sie nahm. Sie stöhnte, er stöhnte noch lauter. Er schlug sie auf den Hinterkopf, während er das Kondom auszog und seinen Samen auf ihrem Rücken verspritzte. Auch der letzte Film zeigte Helle, wie sie mit einem Mann schlief. Diesmal ging es ruhiger zu, die beiden sahen sich dabei an.
    Agnes und Joakim blieben eine Weile schweigend sitzen, nachdem sie die Filme gesehen hatten.
    Â»Mit wem hat sie da Sex?«, fragte sie.
    Â»Schwer zu erkennen. Was sollen wir mit den Filmen machen?«
    Â»Vorläufig erst einmal nichts. Sie der Polizei zu übergeben kommt gar nicht infrage. Ester verlässt sich auf mich, sie hat mir die CD anvertraut. Sie vertraut darauf, dass ich sie für sie aufbewahre, und das werde ich.«
    Â»Ganz deiner Meinung. Es ist nicht unsere Aufgabe, damit zur Polizei zu laufen – wir müssen deine Quelle schützen. Bevor wir irgendetwas unternehmen, muss Ester uns erklären, was es mit diesen Filmen auf sich hat.«

Kapitel 26
    In dem betongrauen Polizeipräsidium in Grønlandsleiret hatte die Ermittlungsleiterin Kristine Rosenberg ihr Team in einem der hellen Besprechungsräume versammelt. Die meisten der ihr unterstellten Ermittler waren erheblich älter und sehr viel erfahrener als sie. Sie wusste, was sie über sie dachten. Es gefiel ihnen nicht, von ihr, einem Neuling, Befehle entgegenzunehmen. Aber so war das nun einmal: Junge, unerfahrene Juristen wurden erfahrenen Polizisten vor die Nase gesetzt. Diese waren zwar gute Ermittler, aber

Weitere Kostenlose Bücher