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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
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tat zu weh.

Kapitel 34
Sonntag, 8. Mai
    Joakim steckte tief in seinem Albtraum, als das Handy klingelte. Noch bevor er sich meldete, wusste er, dass der Anruf mit der Unruhe zu tun hatte, die er die letzten vierundzwanzig Stunden gespürt hatte.
    Â»Spreche ich mit Joakim Lund Jarner? Mein Name ist Rita Klokkvik. Ich arbeite als Sozialarbeiterin beim ärztlichen Notdienst und kümmere mich um vergewaltigte Frauen.«
    Â»Ja?« Joakim richtete sich im Bett auf.
    Â»Agnes Lea hat Sie als nächste Kontaktperson genannt.«
    Â»Ich komme sofort.«
    Er war krank vor Sorge. Agnes. Vergewaltigt. Er schaffte es nicht, den Gedanken zu Ende zu denken. Rasch schlüpfte er in seine Kleidung und machte sich auf den Weg. Nur die härtesten Partygänger waren jetzt noch auf den Beinen.
    Wenige Minuten später stand er völlig außer Atem vor dem ärztlichen Notdienst.
    Rita Klokkvik nahm ihn an der Anmeldung in Empfang und führte ihn durch die langen Korridore.
    Â»Sie wird gerade vom Arzt untersucht. Sie wollte nicht erzählen, was passiert ist. Sie müssen sie selbst fragen. Sie wollte nicht zur Beobachtung hierbleiben. Sind Sie … ihr Freund?«
    Â»Nein. Ein guter Bekannter.«
    Die Sozialarbeiterin nickte. »Ich schlage vor, dass Sie sie die nächsten vierundzwanzig Stunden nicht allein lassen.«
    Joakim wurde in einen Raum geführt, in dem Agnes auf einem Sofa saß und wartete. Sie sah verzagt aus. Joakim spürte, wie sich etwas tief in ihm rührte, als würde jemand auf einen blauen Fleck drücken. Das Personal ließ die beiden allein.
    Â»Verdammt, was ist passiert?«
    Er setzte sich neben sie. Am liebsten hätte er den Arm um sie gelegt, doch er wusste nicht, wie sie reagieren würde. Vielleicht wäre es das Falscheste, was er jetzt tun konnte.
    Â»Er hat gesagt, dass ich mich von Ester fernhalten soll«, sagte sie.
    Joakim starrte sie ungläubig an.
    Â»Wer? Wie hat er ausgesehen?«
    Â»Seine Oberarme waren kräftig. Die Augen eiskalt.«
    Â»Und weiter?«
    Â»An mehr kann ich mich nicht erinnern.«
    Â»Ein Schläger?«
    Â»Mir ist noch nie ein Schläger begegnet, aber ich bin mir sicher, dass es einer von denen gewesen ist, von denen das Mädchen im Hjørnet erzählt hat. Er hat mich auf einen alten Friedhof gezerrt, ich konnte ihm nicht entkommen.«
    Â»Wir erstatten Anzeige.«
    Agnes schüttelte den Kopf. »Er hat nichts getan, was … Er hat mich nicht vergewaltigt. Das ist ein Missverständnis. Er hat mich windelweich geschlagen, um mir Angst zu machen. Ich will die Polizei nicht einschalten. Die können doch ohnehin nichts tun. Ganz im Gegenteil, das würde alles nur noch schlimmer machen. Gott weiß, was für Kontakte dieser Mann hat. Ich will auch nicht, dass du den Kollegen in der Zeitung etwas sagst – die Kollegen würden wollen, dass ich Anzeige erstatte.« Sie schluckte, bevor sie fortfuhr: »Es brennt, Joakim. Wir sind an einer ganz heißen Sache dran. Wir müssen Ester finden, und zwar schnell.«
    Joakim nickte. Es hatte ihn enorm erleichtert zu hören, dass sie nicht vergewaltigt worden war. Aber ihm gefiel der Gedanke nicht, dass niemand sonst davon erfahren sollte. Er mochte die Verantwortung für Agnes’ Sicherheit nicht alleine tragen.
    Â»Unter einer Bedingung«, sagte er.
    Â»Und die wäre?«
    Â»Wir erstatten unter einer Bedingung keine Anzeige: Du hältst dich versteckt, und ich recherchiere weiter.«
    Agnes zögerte kurz, bevor sie zustimmte. Joakim ging hinaus auf den Gang, um zu telefonieren.
    Joakims Mutter stellte nicht allzu viele Fragen. Er hatte ihr gesagt, was sie wissen musste: dass eine Kollegin von einem Mann überfallen und bedroht worden war. Er verriet ihr nicht, dass der Grund dafür eine Story war, an der sie arbeiteten, und dass die Identität des Mannes nicht bekannt war.
    Eine gute Stunde später stand der alte Land Rover Freelander seiner Mutter vor der Notaufnahme. Joakim half Agnes hinaus. Ellen Lund runzelte nicht die Stirn, als sie das geschwollene Gesicht der jungen Frau sah. Sie legte nur mütterlich den Arm um sie und öffnete auf der Beifahrerseite die Tür, um sie in eins der Frauenhäuser der Stadt zu bringen.
    Â»Ab jetzt übernehme ich«, sagte sie zu Joakim.

Kapitel 35
    Ester erwachte von dem eiskalten Wasser. Er stand mit gespreizten Beinen über ihr, den Eimer in

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