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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
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worüber?«
    Â»Als wir in Nesodden waren, hast du das Auto lange vor mir gehört, warum?«
    Â»Ich höre wahrscheinlich einfach besser als du«, antwortete Joakim.
    Â»Aber das kann doch nicht alles sein. Ich musste an diesen Journalistenpreis denken, den du bekommen hast. Woher hast du gewusst, wo die Leiche des Mädchens begraben war? Als ich noch auf der Journalistenschule war, habe ich in deinem Methodenbericht gelesen, dass du auf den Quellenschutz und die Zusammenarbeit mit der Polizei verwiesen hast, aber mal ehrlich: Welche Quellen sollen das gewesen sein? Warum haben sie sich an dich gewandt – und nicht direkt an die Polizei?«
    Er sah sie an und verfluchte sich selbst, dass er sich seinerzeit hatte überreden lassen, einen Beitrag an SKUP zu schicken. Doch mit Fredrik Telle war nicht zu reden gewesen. Das verschwundene Mädchen war das Medienereignis des Jahres gewesen. Das fünfjährige Mädchen, von dem man zuerst angenommen hatte, es wäre entführt worden, hatte die ganze Nation in Atem gehalten. Die Presse hatte mehrere Wochen darüber berichtet. Joakim war der Polizei gegenüber kritisch aufgetreten und hatte Mängel in der Ermittlung aufgedeckt. Sie hatten noch immer mit der Haupttheorie operiert, dass das Opfer noch am Leben sei, als Joakim ihnen den Tipp gegeben hatte, wo die Leiche des Mädchens vergraben war.
    Die Wahrheit war die, dass er dafür keine Quellen hatte. Nur seine Albträume. Er war zu dem Fußballplatz gefahren, den er in seinem Traum gesehen hatte, und hatte eine Stelle entdeckt, die anders aussah als der Rest. Der Polizei gegenüber hatte er steif und fest behauptet, dass ihm der Gedanke einfach so gekommen sei. Reine Intuition.
    Â»Um ganz ehrlich zu sein, weiß ich nicht genau, was dahintersteckt«, sagte er.
    Agnes hörte aufmerksam zu.
    Â»Als ich elf war, ist etwas passiert. Ich habe meine Schwester verloren.«
    Agnes nickte. »Deine Mutter hat mir davon erzählt. Das muss furchtbar gewesen sein.«
    Â»Danach habe ich angefangen, häufig vom Tod zu träumen und über ihn nachzudenken. Es ist weder vorhersehbar noch logisch. Meistens ist es nur vage und unklar, manchmal aber ist es so konkret wie damals, als das Mädchen verschwand.« Er lachte trocken. »Eigentlich glaube ich nicht an so etwas. Das ist das Schlimmste.«
    Â»Warum glaubst du, dass das nach dem Tod deiner Schwester angefangen hat?«
    Â»Ich weiß es nicht, aber irgendwie scheint sie die Verbindung zu sein – zwischen mir und … all dem … all den Toten, den Sterbenden und denen, die sterben werden.«
    Jetzt hörte Agnes mit offenem Mund zu. Er war sich nicht sicher, ob sie ihm glaubte.
    Â»Als ich noch jünger war, habe ich anderen manchmal von meinen Träumen erzählt. In der Schule. Ich habe von einem Mord erzählt, und am nächsten Tag haben meine Lehrer davon in der Zeitung gelesen. Sie haben mich zum Schulpsychologen geschickt, wo mir schnell klar geworden ist, dass ich besser den Mund halte.«
    Â»Sie haben dich für verrückt erklärt?«
    Â»So in etwa.« Er holte tief Luft, richtete sich auf und sah sie direkt an. »Was sagst du dazu?«
    Â»Ich glaube, dass du einfach lernen musst, damit umzugehen.«

Kapitel 56
Donnerstag, 12. Mai
    Das Handy weckte ihn. Es war die Nachrichtenchefin Katarina Hoff.
    Â»Du musst jetzt stark sein, Joakim. Terje Østby ist verschwunden. Die Polizei befürchtet, dass er sich was angetan haben könnte. Es wird überall nach ihm gesucht. Wir werden das durchstehen – aber kein einziges Wort den anderen Medien gegenüber! Alle Kommentare gehen über mich.«
    Joakim spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte. Sekunden später hatte er Agnes in der Leitung. Sie weinte.
    Â»Wir haben ihn auf dem Gewissen«, meinte sie schluchzend.
    Joakim versuchte, sie zu trösten. »Wenn er mit dem, was er getan hat, nicht leben kann, Agnes, ist das seine Entscheidung.«
    Â»Nein, nein. Er hat sich bestimmt wegen unseres Artikels umgebracht.«
    Joakim stand auf, zog sich an und setzte Kaffee auf. Er schaltete das Radio ein, den Fernseher und den PC. Die Nachricht kam auf allen Sendern: Nyhetsavisen hatte einen geheimen Prostituiertenring auffliegen lassen, der Vorsitzende der Christlichen Volkspartei gehörte zu seinen Kunden. Er war verschwunden, und die Polizei konnte nicht ausschließen, dass er

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