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Grabesdunkel

Grabesdunkel

Titel: Grabesdunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Beverfjord
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Selbstmord begangen hatte. Wichtige Polizeiquellen hatten durchsickern lassen, dass Østby in seiner Wohnung einen Abschiedsbrief hinterlassen habe.
    Der Vorsitzende der Pressevereinigung, Just Oftedal, kritisierte das Vorgehen von Nyhetsavisen: »Die norwegische Presse pflegt zurückhaltend zu sein, wenn es um private Enthüllungen geht. Nyhetsavisen muss gewusst haben, dass die Konsequenzen für einen Mann wie Terje Østby katastrophal sein würden.«
    Joakim stellte den Fernseher aus und ging unter die Dusche. Er blieb völlig regungslos stehen, das Gesicht nach oben gewandt, während das dampfend heiße Wasser an seinem Körper hinunterlief. Da müssen wir jetzt durch, dachte er, auf die eine oder andere Weise. Er wusste, dass sich in dem Moment, in dem Terje Østby tot aufgefunden werden würde, der Albtraum materialisieren würde. Der Sturm der Entrüstung, mit dem Vorsitzenden der Pressevereinigung an der Spitze, würde Wochen und Monate und Jahre wüten, die Leser würden Nyhetsavisen untreu werden, er selbst würde gefeuert werden.
    Sein Job hing seit dem Hellvik-Desaster an einem seidenen Faden. Er würde als Sündenbock dastehen, dessen war er sicher. Joakim dachte an das, was Ressortleiter Fredrik Telle ihm einmal vor zwei Jahren im Vollrausch gesagt hatte. Damals war er gerade von seinem Job als Nachrichtenleiter gefeuert worden: »Denk an dich selbst, Joakim. Denn der Tag, an dem dein Arbeitgeber nicht mehr hinter dir steht, kommt immer – früher oder später.« Telle war verbittert gewesen. Nach einem halben Jahr als normaler Journalist hatte er den Posten des Ressortleiters bekommen. Und opferte jetzt wieder alles für den Job.
    Agnes saß mit rot geränderten Augen an ihrem Platz, als Joakim auftauchte. »Ich habe ihn angerufen. Ich hätte dafür sorgen müssen, dass sich anschließend jemand um ihn kümmert«, sagte sie.
    Joakim rief Kikki an, bevor die Morgenkonferenz in der Redaktion anfing, um zu hören, was die Polizei zu tun gedachte.
    Â»Was für ein Fall«, sagte sie. »Aber zu eurer Arbeit kann man euch nur gratulieren.«
    Die Polizei hatte schon frühmorgens Tor Vaksdal und Hans Adler Hellvik zur Vernehmung einbestellt und DNA-Proben gefordert. Der Fall hatte äußerste Priorität, und das Ergebnis der Proben wurde im Lauf des Abends erwartet. Jetzt suchte man fieberhaft nach Terje Østby.
    Â»Die Familie besitzt eine Hütte in Evje im Setesdal. Wir haben Grund zu der Annahme, dass er heute Nacht hingefahren ist, um sich umzubringen. Wir sind auf dem Weg dorthin, und die Polizei vor Ort ist natürlich auch dran. Wie die beiden anderen, zählt er zu den Hauptverdächtigen in einem Mordfall«, sagte sie.
    Nach dem Gespräch recherchierte Joakim im Internet. Die Hütte des Vorsitzenden der Christlichen Volkspartei lag so weit entfernt, dass sie kaum rechtzeitig dort sein würden. Es war Telle nicht gelungen, ihnen einen Hubschrauber zu organisieren. Jetzt versuchte er, jeden freiberuflichen Journalisten im Setesdal aufzuscheuchen, den er kannte. Ein paar, die ihr Büro in der Region hatten, waren bereits unterwegs, um die Hütte im Auftrag von Nyhetsavisen zu finden. Zusätzlich rückten Joakim und Rasmus Sender in einem Auto der Redaktion aus. Wenn es auf der E 18 keine Staus gab, würden sie in vier bis fünf Stunden vor Ort sein, und es war nicht einmal neun Uhr morgens.

Kapitel 57
    Seit den frühen Morgenstunden wurde die Telefonzentrale von Nyhetsavisen mit Anrufen bombardiert: von Kollegen der anderen Redaktionen und von wütenden Lesern. Katarina Hoff hielt sich in der offenen Redaktionslandschaft auf. Sie war umgeben vom TV-Team des staatlichen Senders. Man wollte sie für die Filmaufnahmen in ihrem redaktionellen Umfeld zeigen. Wie üblich waren die Mitarbeiter des staatlichen Senders gnadenlos moralisierend.
    Â»Natürlich wäre es eine Tragödie, falls Terje Østby etwas passiert sein sollte«, erklärte Hoff.
    Â»Haben Sie keine Bedenken, Menschen auf diese Weise bloßzustellen?«, fragte der NRK-Journalist.
    Â»Sicher. Doch wir vertreten die Auffassung, dass die Sache so ernst ist, dass die Öffentlichkeit ein Recht hat, darüber informiert zu werden. Erst vor wenigen Tagen hat Terje Østby sich zusammen mit seinem Stellvertreter Einar RÃ¥dal für ein Prostitutionsverbot starkgemacht«, antwortete Hoff.
    Als das

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