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Grabesgrün

Grabesgrün

Titel: Grabesgrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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Mrs Fitzgerald? So leckere hab ich seit einer Ewigkeit nicht mehr gegessen.« Es waren die Einzigen, die sie seit einer Ewigkeit gegessen hatte. Sie mag die Dinger nicht, weil sie, wie sie sagt »nicht nach Essbarem schmecken«.
    »Greifen Sie zu, meine Liebe. Etwas mehr auf den Rippen kann Ihnen nicht schaden. Ich hab noch reichlich Vorrat. Seit meine Tochter mir die Mikrowelle gekauft hat, backe ich sechs Dutzend auf einmal und frier sie dann ein, bis ich welche brauche.«
    Cassie machte verlogen viel Trara bei der Auswahl des Scones, biss dann herzhaft hinein und sagte: »Mmm.« Wenn sie so viele aß, dass Mrs Fitzgerald sich schließlich genötigt sah, noch welche aufzutauen, würde ich ihr den Hals umdrehen. Sie schluckte und sagte dann: »Lebt Shane Waters noch in Knocknaree?«
    »Gefängnis Mountjoy«, sagte Mrs Fitzgerald mit finsterem Unterton. »Da lebt er jetzt. Er und ein anderer Bursche haben eine Tankstelle überfallen, mit gezückten Messern. Haben dem jungen Mann, der dort gearbeitet hat, panische Angst eingejagt. Seine Mutter hat immer gesagt, er wäre kein schlechter Kerl, nur leicht verführbar, aber für so etwas gibt es keine Entschuldigung.« Ich wünschte flüchtig, wir könnten ihr Sam vorstellen. Die beiden hätten sich prächtig verstanden.
    »Sie haben der Polizei gesagt, die drei Jungs hätten öfter mit Mädchen herumgelungert«, sagte ich und nahm mein Notizbuch zur Hand.
    Sie lutschte missbilligend an ihrer Zahnprothese. »Kleine Flittchen, die beiden. Ich hab mich auch nicht geziert, ein bisschen Bein zu zeigen, zu meiner Zeit – die Jungs sollen ja auch mal was geboten bekommen, stimmt’s?« Sie zwinkerte mir zu und lachte, ein rostiges Gackern, aber es ließ ihr Gesicht aufleuchten, und man konnte sehen, dass sie mal hübsch gewesen war, ein niedliches, freches, fröhliches Mädchen. »Aber was diese zwei jungen Dinger anhatten, wirklich, das war reine Geldverschwendung. Da hätten sie auch gleich nackt rumlaufen können. Heutzutage machen das ja alle jungen Mädchen so, mit ihren bauchfreien Oberteilen und knappen Shorts und was sonst noch alles, aber früher gab es noch ein bisschen Anstand.«
    »Können Sie sich an die Namen erinnern?«
    »Lassen Sie mich nachdenken. Die eine war Mary Gallaghers Älteste. Die lebt schon seit fünfzehn Jahren in London, kommt noch ab und an zu Besuch, um mit ihren schicken Sachen und ihrem schicken Job anzugeben, aber Mary sagt, im Grunde ist sie nur Sekretärin. Sie hatte schon immer ihre Allüren.« Ich war frustriert – London –, aber Mrs Fitzgerald nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Tee und hob einen Finger. »Claire, ja genau. Claire Gallagher, heißt sie noch immer, hat nie geheiratet. Sie war einige Jahre mit einem Geschiedenen zusammen, aber das hat nicht gehalten.«
    »Und das andere Mädchen?«, fragte ich.
    »Ach, die lebt noch hier. Bei ihrer Mutter, Knocknaree Close, auf der anderen Seite der Siedlung – der schlechteren Seite, wenn Sie verstehen. Zwei Kinder und keinen Mann. Aber was soll man auch anders erwarten? Wer Ärger sucht, kann ihn schnell finden. Eins von den Scully-Mädchen ist das. Jackie hat den Wicklow-Jungen geheiratet, Tracy arbeitet im Wettbüro ... Sandra, ja, das ist die, die Sie meinen. Sandra Scully. Essen Sie auf«, befahl sie Cassie, die den Scone heimlich hingelegt hatte und so tat, als hätte sie ihn ganz vergessen.
    »Vielen Dank, Mrs Fitzgerald. Sie haben uns sehr geholfen«, sagte ich. Cassie nutzte die Gelegenheit, sich den Rest des Scones in den Mund zu stopfen und mit Tee runterzuspülen, wobei sie ein Gesicht machte wie eine Katze, der Medizin eingeflößt wird. Ich steckte mein Notizbuch ein und stand auf.
    »Nicht so schnell«, sagte Mrs Fitzgerald mit einem Wink in meine Richtung. Sie humpelte in die Küche und kam mit einer Plastiktüte tiefgefrorener Scones zurück, die sie Cassie in die Hand drückte. »Da. Die sind für Sie. Nein, nein, nein« – als Cassie protestierte –, »die werden Ihnen guttun. Sie sind ein nettes Mädchen. Geben Sie Ihrem Freund hier was ab, wenn er sich gut benimmt.«

    Die schlechtere Seite der Siedlung (ich war nie dort gewesen, soweit ich mich entsinnen konnte. Unsere Mütter hatten uns immer eingeschärft, nicht dorthinzugehen) unterschied sich gar nicht so stark von der guten Seite. Die Häuser waren ein bisschen schmuddeliger, in einigen Gärten wuchsen Gänseblümchen und Unkraut. Die Mauer am Ende von Knocknaree Close war mit Sprüchen

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