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Grabesgrün

Grabesgrün

Titel: Grabesgrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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die Hügel und haben nach dem Wolf gesucht. Jedes Mal, wenn wir einen Schäferhund gesehen haben, sind wir kreischend davongerannt und sind in Bäche gefallen und hatten einen Heidenspaß ...«
    Ich streckte mich im Bett aus und trank meinen Drink. Das Adrenalin ließ nach, und der leise Rhythmus von Cassies Stimme beruhigte mich. Ich fühlte mich warm und wohlig erschöpft, wie ein Kind nach einem langen Tag. »Und es war auch kein deutscher Schäferhund oder so«, hörte ich sie noch sagen, »dafür war er zu groß, und er sah auch ganz anders aus, irgendwie wild«, aber da war ich schon eingeschlafen.

12
    AM NÄCHSTEN MORGEN FINGEN WIR AN, nach einer Sandra oder Alexandra Soundso zu suchen, die 1984 in oder in der Nähe von Knocknaree gewohnt hatte. Es war einer der frustrierendsten Vormittage meines Lebens. Ich rief beim Einwohnermeldeamt an und sprach mit einer gelangweilt näselnden Frau, die sich weigerte, ohne Gerichtsbeschluss Informationen herauszugeben. Als ich ihr ungehalten erklärte, es gehe um ein ermordetes Kind, und sie merkte, dass ich mich nicht abwimmeln ließ, erwiderte sie, sie würde mich weiterverbinden, und ich landete in der Warteschleife ( Eine kleine Nachtmusi k, offenbar mit einem Finger auf einem alten Casio-Synthesizer gespielt), bis sich endlich eine gleichermaßen gelangweilte Frau meldete, von der ich mir den gleichen Sermon anhören musste.
    Mir gegenüber versuchte Cassie ähnlich erfolglos, jemanden vom Dubliner Wahlamt an die Strippe zu bekommen. Wir setzten unsere Hoffnung auf das Wählerverzeichnis von 1988. Zu dem Zeitpunkt, da war ich mir ziemlich sicher, musste Sandra alt genug gewesen sein, um zu wählen, aber vermutlich noch nicht alt genug, um von zu Hause weggezogen zu sein. Ich konnte ein blechernes Band hören, das Cassie in regelmäßigen Abständen zuckersüß versicherte, man danke für ihren Anruf, der sofort entgegengenommen werden würde, sobald ein Mitarbeiter frei werde. Sie war gelangweilt und unruhig, veränderte alle halbe Minute ihre Sitzposition: schlug die Beine übereinander, stützte sich auf die Tischkante, kreiselte mit dem Drehstuhl, bis sie sich in der Telefonschnur verhedderte. Ich konnte vor lauter Schlafmangel kaum noch aus den Augen sehen, war klebrig verschwitzt – die Heizung war voll aufgedreht, obwohl es kein kalter Tag war – und kurz vor einem Schreikrampf.
    »Ach scheiß drauf!«, sagte ich schließlich und knallte den Hörer auf. Ich wusste, ich würde Die kleine Nachtmusi k wochenlang nicht mehr aus dem Kopf bekommen. »Das bringt doch nichts.«
    »Wir danken für Ihre Verärgerung«, sagte Cassie im Singsangton, während sie den Kopf rückwärts über die Stuhllehne hängen ließ und mich verkehrt herum ansah, »die sich sofort verschlimmern wird, sobald ein Mitarbeiter frei ist. Bitte haben Sie noch ein wenig Geduld.«
    »Selbst wenn diese Schwachköpfe überhaupt mit irgendwas rausrücken, dann ist das bestimmt nicht auf einer CD-Rom oder in einer Datenbank. Die stellen uns fünf Millionen Schuhkartons mit Karteikarten hin, die wir durchforsten müssen. Das dauert Wochen.«
    »Und wahrscheinlich ist Sandra ohnehin weggezogen und verheiratet und ausgewandert und gestorben, aber hast du eine bessere Idee?«
    Plötzlich hatte ich einen Geistesblitz. »Allerdings, ja«, sagte ich und schnappte meinen Mantel. »Los, komm.«
    »Heh! Wo wollen wir hin?«
    Ich drehte Cassies Schreibtischstuhl im Vorbeigehen Richtung Tür. »Zu Mrs Pamela Fitzgerald, auf ein Schwätzchen. Wer ist dein Lieblingsgenie?«
    »Eigentlich Leonard Bernstein«, sagte Cassie, knallte glücklich den Hörer auf und sprang von ihrem Stuhl hoch, »aber heute begnüg ich mich mir dir.«

    Wir hielten kurz bei Lowry’s und kauften für Mrs Fitzgerald eine Packung Kekse, als Trost dafür, dass wir ihre Handtasche noch immer nicht gefunden hatten. Großer Fehler: Ihre Generation fühlt sich zwanghaft verpflichtet, auf Großzügigkeit mit Großzügigkeit zu reagieren, und unsere Kekse hatten zur Folge, dass sie eine Tüte Scones aus dem Gefrierfach holte, sie in der Mikrowelle auftaute und mit Butter bestrich und Konfitüre in eine angeschlagene kleine Schüssel füllte, während ich vorn auf der Kante ihres rutschigen Sofas saß und manisch mit einem Knie wippte, bis Cassie mir einen bösen Blick zuwarf und ich mich zwang, damit aufzuhören. Ich wusste, ich würde die verdammten Dinger auch noch essen müssen, sonst würde die »Bitte nehmen Sie doch«-Phase ewig

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