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Grabesgrün

Grabesgrün

Titel: Grabesgrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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das Labor dazu bringen würde, eine Blutanalyse für uns vorzuziehen. Seitdem hatten wir drei ständig beteuert, »demnächst gehen wir einen trinken«, waren aber nicht dazu gekommen.
    »Wenn du uns hier gute Ergebnisse lieferst, laden wir dich noch dazu zum Essen ein«, sagte ich. »Wie schaut’s aus?«
    »Weiß, weiblich, zehn bis dreizehn«, sagte Cassie. »Nicht identifiziert. Sie hat bloß einen Schlüssel in der Tasche, sieht aus wie ein Haustürschlüssel. Der Schädel ist eingeschlagen, aber Cooper hat auch punktförmige Blutungen und mögliche Würgemale am Hals festgestellt, also müssen wir die Obduktion abwarten, was die Todesursache ist. Sie ist vollständig bekleidet, aber es sieht so aus, als wäre sie vergewaltigt worden. Es gibt hier lauter Merkwürdigkeiten, Rob. Cooper sagt, sie ist seit schätzungsweise sechsunddreißig Stunden tot, aber es gibt praktisch keine Insektenaktivität, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Archäologen sie übersehen hätten, wenn sie gestern schon hier gelegen hätte.«
    »Das hier ist also nicht der Tatort?«
    »Ausgeschlossen«, sagte Sophie. »Auf dem Stein ist kein Blut, nicht mal Blut aus der Kopfwunde. Sie wurde irgendwo anders getötet, wahrscheinlich einen Tag lang aufbewahrt und dann abgelegt.«
    »Irgendwas gefunden?«
    »Jede Menge«, sagte sie. »Zu viel. Anscheinend hängen die Teenies aus der Gegend hier rum. Zigarettenkippen, Bierdosen, ein paar Coladosen, Kaugummi, die Endstücke von drei Joints. Zwei benutzte Kondome. Wenn ihr einen Verdächtigen habt, muss das Labor seine DNA mit dem ganzen Zeug hier abgleichen – das wird der reinste Albtraum. Aber ehrlich gesagt, ich glaube, das ist nur der übliche Müll, den Jugendliche hinterlassen. Fußspuren, wohin man blickt. Eine Haarspange. Ich glaube nicht, dass es ihre war. Die steckte richtig tief in der Erde unten am Steinsockel und sieht aus, als wäre sie schon eine ganze Weile da gewesen. Aber die solltet ihr überprüfen. Sieht nicht aus wie die Haarspange einer Jugendlichen. Ganz aus Plastik, mit einer Erdbeere an einem Ende, so was tragen normalerweise Kinder.«
    – blondes Haar fliegt hoch –
    Ich hatte das Gefühl, unvermittelt nach hinten zu kippen; ich musste mich beherrschen, um nicht mit den Armen zu rudern. Ich hörte Cassie hastig etwas sagen, irgendwo auf der anderen Seite von Sophie. »Wahrscheinlich nicht ihre. Sie trägt nur Blau und Weiß, bis zu den Gummibändern im Haar. Das Mädchen hat Wert auf sein Äußeres gelegt. Aber wir gehen der Sache nach.«
    »Geht’s dir nicht gut?«, fragte Sophie mich.
    »Doch, doch«, sagte ich. »Ich brauch bloß einen Kaffee.« Das Schöne an dem neuen, hippen Latte-Macchiato-Dublin ist, dass du jede noch so seltsame Stimmung als Kaffeeentzug tarnen kannst. In der Tee-Ära funktionierte die Ausrede nicht so gut.
    »Ich schenk ihm einen Koffein-Venentropf zum Geburtstag«, sagte Cassie. Sie mag Sophie auch. »Ohne seine Dosis ist er noch nutzloser als ohnehin schon. Erzähl ihm das mit dem Stein.«
    »Ach so, ja, wir haben zwei interessante Sachen gefunden«, sagte Sophie. »Die eine ist ein Stein, etwa so groß« – sie hielt die geöffneten Hände im Abstand von zwanzig Zentimetern hoch –, »von dem ich mir ziemlich sicher bin, dass er eine der Tatwaffen ist. Er lag im Gras an der Mauer. Haare, Blut und Knochensplitter an einer Stelle.«
    »Verwertbare Fingerabdrücke?«, fragte ich.
    »Nein. Zwei verschmierte Abdrücke, aber die stammen wahrscheinlich von Handschuhen. Interessant ist erstens, wo er lag – nämlich an der Mauer, was bedeuten könnte, der Täter ist über die Mauer gekommen, aus der Siedlung, obwohl er vielleicht auch nur will, dass wir das denken. Und zweitens die Tatsache, dass er ihn überhaupt hat liegen lassen. Er hätte ihn ja auch einfach abspülen und irgendwo in seinen Garten legen können, anstatt ihn zusammen mit einer Leiche rumzuschleppen.«
    »Hätte der Stein nicht auch schon im Gras liegen können?«, fragte ich. »Vielleicht hat er die Leiche darauf fallen lassen, zum Beispiel, als er sie über die Mauer gewuchtet hat?«
    »Glaub ich nicht«, sagte Sophie. Sie wurde allmählich unruhig und versuchte, mich behutsam zu dem Steintisch zu manövrieren. Sie wollte wieder an die Arbeit. Ich sah weg. Ich bin nicht zimperlich, und ich war mir ziemlich sicher, dass ich schon schlimmere Leichen gesehen hatte – einen kleinen Jungen, im Vorjahr, der von den brutalen Tritten seines Vaters praktisch in der Mitte

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