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Grabesgrün

Grabesgrün

Titel: Grabesgrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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mit ohrenbetäubendem Quietschen nach hinten, stand auf und ging.
    Cassie sah aus, als wäre sie gefährlich nah vor einem weiteren Lachanfall.
    »Gut gemacht, Leute«, sagte Sam. Er drückte uns beiden die Hand. Sein Griff war stark und warm und fest. »Viel Glück.«
    »Wenn Andrews einen von denen beauftragt hat«, sagte ich, als Sam gegangen war, »dann wird das hier ein Riesenskandal.«
    Cassie hob zurückhaltend eine Augenbraue. Sie trank ihren Kaffee aus – es würde ein sehr langer Tag werden, und wir hatte alle ordentlich Koffein getankt.
    »Wie sollen wir vorgehen?«, fragte ich.
    »Du fängst an. Bei ihm sind Frauen für Mitgefühl und Geborgenheit zuständig. Ich tätschel ihm ab und zu die Schulter. Männer schüchtern ihn ein, also sei schön sachte: Wenn du zu viel Druck ausübst, macht er dicht und will nur noch weg. Nimm dir Zeit und versuch, Schuldgefühle bei ihm zu wecken. Ich glaube immer noch, dass ihm bei der Sache von Anfang an nicht wohl war, und ich wette, er hat Gewissensbisse. Wenn wir die nutzen können, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er zusammenbricht.«
    »Dann los«, sagte ich, und wir richteten unsere Kleidung und strichen uns das Haar glatt und marschierten Schulter an Schulter den Korridor hinunter zum Verhörraum.
    Es war unsere letzte Zusammenarbeit. Ich wünschte, ich könnte Ihnen deutlich machen, dass so ein Verhör eine ganz eigene Schönheit haben kann, strahlend und grausam wie ein Stierkampf; dass die besten Partnerkonstellationen unter den Detectives jeden Gedanken voneinander kennen wie lebenslange Ballettpartner beim Pas de deux. Ich weiß bis heute nicht, ob Cassie oder ich zu den besten Detectives gehörten, vermutlich eher nicht, aber eines weiß ich: Wir beide zusammen waren ein Team, das es wert gewesen wäre, von Barden besungen zu werden und Einlass in die Geschichtsbücher zu finden. Es war unser letzter und schönster gemeinsamer Tanz, und wir tanzten ihn in einem kleinen Verhörraum, während es draußen schon dunkel war und Regen sachte und unaufhaltsam auf das Dach fiel, vor einem Publikum, das einzig aus Todgeweihten und Toten bestand.

    Damien saß zusammengesunken auf seinem Stuhl, auf dem Tisch seine Tasse Tee, die unbeachtet vor sich hin dampfte. Als ich ihn über seine Rechte aufklärte, starrte er mich an, als würde ich Urdu sprechen.
    Der Monat seit Katys Tod war ihm nicht gut bekommen. Er trug eine khakifarbene Cargohose und einen weiten grauen Pullover, aber ich sah ihm an, dass er abgenommen hatte, und dadurch wirkte er schlaksig und irgendwie kleiner, als er tatsächlich war. Das hübsche Boygroup-Gesicht hatte ein wenig gelitten – bläuliche Ringe unter den Augen, erste Anzeichen einer senkrechten Falte zwischen den Brauen; die jugendliche Blüte, die ihm noch ein paar Jahre hätte erhalten bleiben müssen, verwelkte schnell. Die Veränderung war so subtil, dass sie mir auf dem Ausgrabungsgelände gar nicht aufgefallen war, aber sie gab mir zu denken.
    Wir fingen mit leichten Fragen an, Dinge, die er unbesorgt beantworten konnte. Er kam aus Rathfarnham, richtig? Studierte am Trinity? Hatte gerade die Zwischenprüfung hinter sich? Wie war’s gelaufen? Damien antwortete einsilbig und wickelte sich den Rand seines Pullovers um den Daumen. Er brannte vor Neugier, warum wir das wissen wollten, traute sich aber nicht zu fragen. Cassie lenkte ihn auf das Thema Archäologie, und er wurde entspannter; befreite seinen Daumen aus dem Pullover, trank einen Schluck Tee und sprach in ganzen Sätzen. Sie führten ein langes, munteres Gespräch über die diversen Fundstücke, die bei der Ausgrabung ans Tageslicht gekommen waren. Ich ließ sie mindestens zwanzig Minuten plaudern, ehe ich einschritt (mildes Lächeln: »Ich unterbreche euch nur ungern, Leute, aber wir sollten wirklich wieder zur Sache kommen«).
    »Ach, Ryan, noch zwei Sekunden, bitte«, flehte Cassie. »Ich hab noch nie eine Ringbrosche gesehen. Wie sieht die aus?«
    »Sie kommt wahrscheinlich ins National Museum«, erwiderte Damien stolz. »Sie ist ziemlich groß und aus Bronze, und sie hat ein eingeritztes Muster ...« Er machte mit einem Finger eine kritzelige Geste, die vermutlich das eingeritzte Muster darstellen sollte.
    »Zeichnen Sie’s mir auf?«, fragte Cassie und schob ihm ihr Notizbuch und einen Stift über den Tisch zu. Damien zeichnete gehorsam, die Stirn vor Konzentration zerfurcht.
    »So ungefähr«, sagte er und gab Cassie das Notizbuch zurück. »Ich kann nicht

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