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Grabesgrün

Grabesgrün

Titel: Grabesgrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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ihr nicht.«
    »Hmm«, sagte Cassie und fotokopierte weiter.

    Aber als wir am nächsten Tag erneut mit Christina und Marianne und Beth sprachen, schworen die Stein und Bein, dass Katy keinen Freund hatte und auch in niemanden verknallt war. »Wir haben sie manchmal mit dem Thema aufgezogen«, sagte Beth, »aber nicht im Ernst. Nur so aus Quatsch.« Sie war ein rothaariges, fröhlich wirkendes Mädchen, das bereits die ersten Rundungen entwickelte, und als ihr Tränen in die Augen traten, schien sie verblüfft, als wäre Weinen für sie noch etwas Ungewohntes. Sie griff in ihren Pulloverärmel und angelte ein zerknülltes Kleenex heraus.
    »Aber vielleicht hat sie ja nichts erzählt«, sagte Marianne. Sie war die Ruhigste von ihnen, ein blasses elfenhaftes Wesen, das in seinen schrillen Teenagerklamotten fast versank. »Katy ist – Katy war immer ziemlich verschwiegen. Zum Beispiel, als sie das erste Mal bei der Ballettschule vorgetanzt hat, haben wir nichts davon gewusst, bis sie angenommen wurde, wisst ihr noch?«
    »Ey, komm, das war ja wohl was anderes«, sagte Christina, aber auch sie hatte geweint, und die verstopfte Nase milderte den schroffen Ton. »Wenn sie einen Freund gehabt hätte, hätten wir das ja wohl mitgekriegt.«
    Die Fahnder vernahmen nochmal jeden Jungen in der Siedlung und in Katys Klasse, nur für alle Fälle. Aber ich begriff, dass ich im Grunde genau das erwartet hatte. Dieser Fall war wie ein endloses, frustrierendes Hütchenspiel: Ich wusste, der Preis war irgendwo da drin, direkt vor meiner Nase, aber der Spieler war zu schnell für mich, und jede Nussschale, die ich siegesgewiss umdrehte, war leer.

    Sophie rief an, als wir Knocknaree verließen, um uns zu sagen, dass die Laborergebnisse da waren. Sie war irgendwo zu Fuß unterwegs. Ich hörte das Ruckeln des Handys und das rasche, entschlossene Klappern ihrer Schuhe.
    »Ich hab eure Ergebnisse zu der kleinen Devlin«, sagte sie. »Das Labor ist sechs Wochen im Verzug, und du weißt ja, wie die sind, aber ich hab sie überreden können, eure Sache vorzuziehen. Ich musste zwar dafür mit dem Oberboss ins Bett steigen, aber das seid ihr mir wert.«
    Mein Herzschlag beschleunigte sich. »Sophie, du bist ein Engel in Menschengestalt«, sagte ich. »Jetzt schulden wir dir doppelt was.« Cassie saß am Steuer und warf mir einen Blick zu. Ich flüsterte: »Laborergebnisse.«
    »Drogenscreening war negativ. Sie hatte keine Drogen intus, keinen Alkohol, keine Medikamente. Das Erde- und Pollenmaterial, das an ihr gefunden wurde, passt zur Zusammensetzung der Erde um Knocknaree, sogar das Zeug, das in ihrer Kleidung und mit dem Blut verklebt war. Also Zeug, das nicht einfach nur vom Ablageort stammen kann. Die vom Labor sagen, da im Wald wächst irgendeine superseltene Pflanze, die in der weiteren Umgebung nirgendwo vorkommt. Der Pflanzenheini bei denen muss ganz aus dem Häuschen gewesen sein. Und die Pollen wehen höchstens eine Meile weit. Das heißt also, sie war mit ziemlicher Sicherheit die ganze Zeit in Knocknaree.«
    »Passt zu unseren Erkenntnissen«, sagte ich. »Jetzt lass mal die richtig guten Sachen hören.«
    Sophie schnaubte. »Das waren die guten Sachen. Die Fußspuren haben nichts gebracht: Die meisten stammen von den Archäologen, und die, die nicht passen, sind zu verwischt, um sie verwenden zu können. Praktisch sämtliche Faserspuren entsprechen den Proben, die wir bei den Devlins zu Hause genommen haben. Einige wenige konnten nicht zugeordnet werden, aber da ist nichts Erkennbares dabei. Ein Haar auf dem T-Shirt stammt von dem Trottel, der sie gefunden hat, und zwei sind von der Mutter – eins auf der Hose, eins an einem Socken.«
    »Irgendwelche DNA? Fingerabdrücke oder sonst irgendwas?«
    »Ha«, sagte Sophie. Sie aß etwas Knuspriges, wahrscheinlich Chips – Sophie ernährt sich vorzugsweise von Junkfood. »Ein paar blutige Teilabdrücke, aber die stammen von einem Gummihandschuh – wer hätte das gedacht. Also keine Papillarlinien. Außerdem kein Sperma, kein Speichel und kein Blut, das nicht von dem Kind stammt.«
    »Na toll«, sagte ich, und Mutlosigkeit erfasste mich. Ich war wieder auf das Spielchen hereingefallen, ich hatte mir Hoffnungen gemacht, und ich fühlte mich übertölpelt und blöd.
    »Bis auf diesen alten Fleck, den Helen gefunden hat. Da haben sie die Blutgruppe festgestellt: A positiv. Und euer Opfer ist 0 negativ.«
    Sie schwieg kurz, um eine Handvoll Chips zu zerkauen, während mein Magen

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