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Grabeskaelte

Grabeskaelte

Titel: Grabeskaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Schwarz
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Täter hatten zudem den Verlag auf den Kopf gestellt. Sogar die Festplatte des Computers war gelöscht worden. Wer auch immer hier zu Werke gegangen war, er hatte ganze Arbeit geleistet. Geld als Tatmotiv schied aus. Im Portmonee der Toten fanden die Beamten der Spurensicherung dreihundert DM. Was also konnte an einem Verlag so interessant sein, dass es den Tod eines Menschen rechtfertigte? Dass die Ermordung der Frau mit ihrer Arbeit zusammenhängen musste, schien von vorneherein auf der Hand zu liegen. Wie sonst sollte man das Chaos, das der Täter angerich tet hatte, deuten. Auch Henning, von Rüdiger nach seiner Meinung befragt, kam zu diesem Schluss. Seltsam an der ganzen Sache war zudem, dass eine reiche Woche vorher auch der Inhaber des Starol-Verlages tot aufgefunden wurde. Allerdings lagen hier die Dinge anders. Der Verlag war in Flammen aufgegangen. Man fand nur noch die verkohlten Überreste des Besitzers. Die kriminaltechnischen Ermittlungen ergaben, dass der Brand durch eine glühende Zigarette ausgelöst wurde. Bei der Rekonstruktion des Falles ging die Polizei davon aus, dass der Verleger über seiner Arbeit am Bildschirm eingenickt sein musste. Die Zigarette – möglicherweise reichte auch schon etwas glühende Asche davon aus – sei ihm entglitten, auf Papier, das es in einem Verlag ja in Hülle und Fülle gibt, gefallen, und der Brandherd war gelegt. Die offizielle Todesursache lautete Rauchvergiftung.
    Aber eine innere Stimme flüsterte Henning zu, dass es zwischen den beiden Fällen womöglich eine Gemeinsamkeit geben könnte. Aus einem ihm völlig unverständlichen Grund musste er zudem an Cora Birkner und deren Manuskripte denken. Von Ralph, ihrem Mann, bekam er kurz vor seiner Pensionierung nochmals einen Anruf. Cora hatte nicht nur alle ihre Manuskripte vernichtet, sondern vor ihrem Tod auch noch sämtliche Dateien ihres Laptops gelöscht. Henning nahm diese Nachricht mit Bedauern auf. Es hätte ihn gereizt zu lesen, was Cora schrieb. Entgegen der Meinung ihres Mannes glaubte er, dass ihre Manuskripte es wert seien, gelesen zu werden und sei es nur, um sich eine Meinung über diese Frau zu bilden. Henning Lüders konnte sich selbst nicht erklären, weshalb er so oft an diesen Suizidfall denken musste.
    Am nächsten Morgen, einem Sonnabend, erhielt Rüdiger einen Anruf von der Tochter der ermordeten Verlegerin. Sie vereinbarten, sich in einer Stunde in den Räumen des Verlages zu treffen. Henning bat darum, mitkommen zu dürfen. Rüdiger hatte nichts dagegen einzuwenden. In diesem kniffligen Fall war ihm jede Hilfe recht.
    Lara Koch war eine junge Frau Mitte der Zwanzig. Sie trug ein schwarzes Kostüm. Ihr rötliches Haar hatte sie im Nacken zu einem Knoten zusammen geschlungen. Sie wirkte blass und man sah ihr an, dass sie noch vor kurzem geweint hatte.
    Obwohl es Wochenende war, herrschte geschäftiges Treiben im Verlag. Auf Rüdigers Veranlassung bemühte sich ein Expertenteam des sächsischen Landeskriminalamtes darum, die auf der Festplatte des Computers gelöschten Daten wieder sichtbar zu machen. Das war keine leichte Aufgabe, aber unmöglich schien sie auch nicht. Während das dreiköpfige Team im Nebenraum bei der Arbeit saß, befragte Rüdiger Lara Koch nach ihrer Mutter.
    „Können Sie sich vorstellen, nach was die Täter hier im Verlag gesucht haben könnten?“
    Lara schüttelte den Kopf. „Über die Arbeit meiner Mutter ist mir so gut wie nichts bekannt. Sie müssen wissen, dass ich in Münster wohne. Wir sehen uns daher nur alle paar Monate einmal.“
    „Aber Sie telefonierten doch sicher des Öfteren mit Ihrer Mutter. Versuchen Sie sich zu erinnern! Hat sie in letzter Zeit irgendeine seltsame Bemerkung in Zusammenhang mit ihrer Arbeit gemacht?“
    Lara dachte angestrengt nach. Anstatt einer Antwort fragte sie: „Gehen Sie davon aus, dass meine Mutter ihrer Arbeit wegen ermordet wurde?“
    „Im Moment gehen wir von noch gar nichts aus. Aber unsere bisherigen Ermittlungen laufen in diese Richtung, ja. Deshalb wäre es sehr wichtig für uns zu wissen, womit sich Ihre Mutter kurz vor ihrem Tod beschäftigt hat. Da sie den Verlag alleine leitete, sind Sie für uns der einzige Ansprechpartner. Freunde und Bekannte ihrer Mutter haben wir bereits überprüft, sie konnten uns aber auch nicht weiterhelfen. Bitte denken Sie noch einmal genau nach!“
    „Wenn wir miteinander telefonierten, dann ging es in den Gesprächen kaum um Verlagsangelegenheiten. Meine Mutter war ein sehr

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