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Grabeskaelte

Grabeskaelte

Titel: Grabeskaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Schwarz
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herausgeschnitten. Es gab keinerlei Spuren, die auf einen Kampf hindeuteten, auch eine Sexualstraftat schied aus. Ich hatte zunächst zwei Jungs aus ihrer Klasse in Verdacht, die Täter zu sein. Sie fielen wiederholt unangenehm auf. Zuletzt als sie sich auf dem Friedhof gewaltsam Zutritt zu einer Gruft verschafften. Sie hatten einen Sarg aufgebrochen und dem erst kurz vorher dort bestatteten Leichnam das Herz auf gleiche widerlich dilettantische Weise entnommen. Daher tippte ich zuerst auf die beiden. Aber die bestritten die Tat. Hatten wohl Angst bekommen, denn sie behaupteten, auch mit der Schändung des Leichnams in der Gruft nichts zu tun zu haben. Wenig später fanden Gartennachbarn dann Hannes Lambrechts Leiche. Er hatte sich aufgehängt. In der Hand hielt er den Zettel mit seinem Geständnis. Das in Spiritus eingelegte Herz Kirstins fanden wir auch bei ihm. Er hatte es unter seinem Bett versteckt. Mir dreht sich heute noch der Magen um, wenn ich an den Anblick denke.“ Er nahm einen weiteren tiefen Zug: „Was soll ich noch sagen? Der Fall wurde zu den Akten gelegt.“
    Henning wusste nicht, was zu hören er sich erhofft hatte. Wie es aussah, erwies sich der Artikel als Sackgasse.
    „Gab es noch andere Tatverdächtige?“, hörte er sich fragen: „Ich meine, hätten auch noch andere Personen Grund oder ein Motiv gehabt, Kirstin zu töten?“
    Arno Corte schien allmählich genervt. „Nein, da gab es niemanden.“
    „Die beiden Jungs, können Sie sich noch an deren Namen erinnern?“, hakte Henning nach.
    „Ich verstehe nicht, weshalb Sie das wissen wollen. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass sie nichts mit der Sache zu tun hatten.“ Die Hand, mit der er die Zigarette hielt, zitterte leicht. Es war ihm deutlich anzumerken, dass er in Ruhe gelassen werden wollte.
    „Ich weiß, aber ich hätte die Namen trotzdem gerne. Wenn ich sie nicht von Ihnen erfahre, werde ich mir wohl oder übel Zugang zu den Akten verschaffen müssen.“
    Er bluffte. Aber seine Worte schienen ihre Wirkung zu tun.
    „Wenn ich mich recht erinnere hießen sie Uwe Siebert und Maik Dölz.“
    Als Henning wieder auf der Straße stand, war die Sonne bereits untergegangen. Er machte sich auf den Rückweg. Weil ein stürmischer Wind wehte und es empfindlich kühl geworden war, nahm er diesmal eine Abkürzung. Er wählte eine der schmalen, bergaufführenden Nebengassen die parallel zum Altmarkt verliefen. Wenig später stand er schwer atmend vor der Sankt Laurentius Kirche. An ihr vorbei führte ihn sein Weg in östlicher Richtung aus der Stadt.
    In Gedanken ging er das Gespräch mit Arno Corte noch einmal Wort für Wort durch. Irgendetwas verschwieg der Mann vor ihm. Er wollte ihn so schnell wie möglich wieder loswerden. Soviel war klar. Er dachte an dessen plötzlichen Schweißausbruch und an das Zittern seiner Hände. Was wusste Arno Corte, was er ihm verheimlichte? Dumpf vor sich hinbrütend, erreichte Henning das Haus der Birkners.
    Nachdem er geklingelt und Ralph ihn hereingelassen hatte, folgte er ihm ins Wohnzimmer. Eine schwarz gekleidete, zierliche kleine Frau mit kurzem braunem Haar und verhärmten Zügen saß auf dem Sofa. Ralph stellte sie als Senta Glaser, seine Schwiegermutter vor.
    „Wir haben gerade von Ihnen gesprochen“, bemerkte sie mit leiser wohlklingender Stimme, als Henning Lüders ihr die Hand reichte.
    „Es will und will mir nicht in den Sinn, dass Cora Selbstmord begannen haben könnte. Aber Mord?“ Ihre Stimme zitterte. „Wer um alles in der Welt sollte sie denn wegen ein paar Seiten beschriebenen Papiers getötet haben. Das ergibt doch alles keinen Sinn. Bitte Herr Kommissar“, Senta Glaser umfasste seine schwieligen Hände „bitte helfen Sie uns die Wahrheit ans Licht zu bringen. Ich bin so durcheinander. Ich halte das nicht länger aus.“ Tränen liefen über ihre Wangen. Erschöpft ließ sie sich in die weichen Polster der geblümten Sitzgarnitur sinken. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Herzzerreißendes Schluchzen schüttelte ihren zerbrechlich wirkenden Körper. Ralph setzte sich neben sie, strich ihr beschwichtigend übers Haar und sprach leise auf sie ein. Henning Lüders kam sich, wie so oft in einer solchen Situation überflüssig vor. Im Augenblick konnte er weiter nichts tun als abzuwarten.
    Als Coras Mutter sich etwas gefasst hatte, gingen sie Punkt für Punkt aller bisherigen Geschehnisse noch einmal durch. Im Verlauf des Gespräches erfuhr Henning Lüders, dass auch Senta Glaser nichts von dem,

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