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Grabeskaelte

Grabeskaelte

Titel: Grabeskaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Schwarz
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Kollegen. Ich würde Ihnen gerne etwas zeigen wollen. Haben Sie ein wenig Zeit für mich?“ Arno Corte schaute noch immer skeptisch drein. Er trug einen ausgeleierten dunkelgrauen Jogginganzug auf dem in verblichener Schrift das Wort Champion zu erkennen war. Ohne rechte Begeisterung meinte er: „Von mir aus, kommen Sie rein.“
    Nachdem Henning auf einem der Stühle, die um den runden Esstisch standen, Platz genommen hatte – Sofa und Sessel waren mit Kleidungsstücken, Zeitschriften und einer behäbigen schwarzen Hauskatze belegt, holte er den zerknitterten Artikel hervor und reichte ihn Arno. Dieser ging zur Anrichte, zog einen Kasten hervor und begann darin herumzuwühlen. „Wo ist sie denn jetzt schon wieder?“ brummte er dabei ärgerlich vor sich hin. „Ah, na endlich!“ Mit einer Lesebrille in der Hand kehrte er zum Tisch zurück und ließ sich schwerfällig auf einen der Stühle, Henning gegenüber, fallen. Er drückte seine erst zur Hälfte gerauchte Zigarette in einem auf dem Tisch stehenden, bereits randvollen Aschenbecher aus. Umständlich setzte er sich die Brille auf, nahm sie gleich darauf wieder ab, um sie anzuhauchen und am Pullover sauber zu reiben. Henning beobachtete jeden seiner Handgriffe. Bestürzt fragte er sich, ob er wohl in reichlich zehn Jahren auch eine so traurige Gestalt abgeben würde. Er schätzte Arno Corte auf Anfang siebzig. Er hatte ein rundes, volles Gesicht. Sein kahler Schädel glänzte speckig. Rasiert hatte er sich auch noch nicht, obwohl es schon später Nachmittag war. Als endlich die Brille dort saß, wo sie sitzen sollte, nahm er den Zeitungsausschnitt zur Hand und begann zu lesen. Aus einem nicht ersichtlichen Grund fing er plötzlich an zu schwitzen. Dutzende kleiner Schweißperlen bildeten sich in Sekundenschnelle und liefen ihm übers Gesicht. Unwillig fuhr er sich mit dem Handrücken über die Stirn. Ein undefinierbarer Ausdruck war in seine Augen getreten. Henning wusste ihn nicht zu deuten.
    „Wo haben Sie den denn ausgegraben?“ fragte Arno schließlich, um Zeit zu gewinnen und sich sammeln zu können. Gleichzeitig entnahm er einer neben dem Aschenbecher liegenden Packung Pal Mal eine Zigarette und zündete sie sich an.
    „Das ist eine lange Geschichte. Aber um sie abzukürzen: Ich habe ihn hinter einem Schreibtisch gefunden, muss ziemlich lange da gelegen haben, so wie er aussieht.“
    „Das können Sie laut sagen. Dieser Fall liegt mindestens zwanzig Jahre zurück. Weshalb interessieren Sie sich nach all der Zeit dafür? Sagten Sie nicht, Sie seien pensioniert?“ Die Frage sollte harmlos klingen.
    „Einer meiner letzten Fälle könnte mit diesem Mordfall zusammenhängen. Sagt Ihnen der Name Cora Birkner etwas?“
    Arno Corte wischte sich erneut Schweiß von der Stirn. „Nicht, dass ich wüsste.“ Für Hennings Begriffe kam die Antwort auf seine Frage etwas zu schnell.
    „Hätte ja sein können. Sie wohnt, besser gesagt, wohnte ganz in ihrer Nähe.“ Der Kommissar nannte ihm die Adresse. „Angenehme Wohngegend“, fügte er hinzu. „Ich nehme an, Sie wissen wo das ist?“
    „Klar weiß ich das!“ Die Worte waren Arno Corte eine Spur zu unwirsch herausgerutscht. Irgendetwas beunruhigte ihn, das war für Henning offensichtlich.
    „Cora Birkner hat sich vor kurzem das Leben genommen, zumindest sollte es danach aussehen …“
    In der nächsten halben Stunde berichtete er Arno Corte alles, was er bisher an Fakten und Vermutungen zusammengetragen hatte. „Tja, und deshalb bin ich jetzt hier. Momentan ist dieser Ausschnitt das einzig mögliche Bindeglied in diesem Fall. Daher würde ich gerne alles über diesen Mädchenmord erfahren.“
    Arno Corte hatte aufmerksam Hennings Worten gelauscht. Er schien beunruhigt. Nach den passenden Worten suchend begann er schließlich: „Ich habe mir Ihre Geschichte angehört und um ehrlich zu sein, glaube ich, dass Sie ihre Zeit verschwenden. Meiner Meinung nach kann es da keinerlei Zusammenhänge geben. Der Mörder wurde schließlich gefasst. Aber machen Sie sich selbst ein Bild.“
    Bevor er weiter sprach, zündete Arno Corte sich seine mittlerweile vierte Zigarette an. Er nahm einen tiefen Zug, dann fuhr er fort: „Der Fall liegt schon ziemlich lange zurück, aber ich erinnere mich noch gut daran. Kirstin Liebermann wurde von ihren Eltern tot auf deren Wochenendgrundstück aufgefunden. Sie wurde erwürgt und“, Arno Corte zögerte bevor er fortfuhr „ihr wurde, als sie schon tot war, das Herz

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