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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Kampfkünste tief in uralten Traditionen verwurzelt sind, aber vieles davon ist auch reine Fantasie. Stoff für Legenden und Jackie-Chan-Filme. Was ich glaube und was auch Detective Ingersoll glaubt, ist, dass Mrs. Fang durch den Tod ihres Mannes zutiefst traumatisiert ist. Sie hat es nie akzeptiert. Und ihre Art, mit der Trauer umzugehen, besteht darin, nach tieferen Bedeutungen zu suchen, nach etwas, das seinem Tod einen Sinn gibt, über die willkürliche Tat eines Wahnsinnigen hinaus. Sie muss beweisen, dass irgendetwas Größeres ihren Mann getötet hat, und sie wird nie aufhören, nach diesem namenlosen Feind zu suchen, weil es das Einzige ist, was ihrem Leben noch einen Sinn gibt.« Sein trauriger Blick fand zuerst Mark, dann Mary Gilmore. »Aber wir kennen die Wahrheit. Wir wissen, dass es nur ein sinnloses Verbrechen war, begangen von einem psychisch labilen Mann. Arthur, Dina und Joey sind vollkommen grundlos gestorben. Das ist nicht leicht zu verkraften, aber wir akzeptieren es. Mrs. Fang kann das nicht.«
    »Das heißt, dass wir uns diesen Psychoterror einfach gefallen lassen müssen«, sagte Mark und deutete auf die Briefe auf dem Couchtisch. »Und wir können sie nicht daran hindern, uns weiter damit zu belästigen.«
    »Aber es gibt keinerlei Beweise, dass sie die Briefe schickt«, sagte Frost.
    »Ja, aber wir wissen, dass sie hinter dem hier steckt«, erwiderte Mark und zog einen zusammengefalteten Ausschnitt aus dem Boston Globe aus der Tasche. Es war die viertelseitige Anzeige, die Detective Tam Jane bereits beschrieben hatte: ein schlichter, schwarz umrandeter Kasten, darin das Wort Unschuldig über einem Foto des lächelnden Wu Weimin, Koch im Red Phoenix. Unter dem Porträt stand das Datum des Massakers, gefolgt von dem Satz: Die Wahrheit ist nie ans Licht gekommen.
    »Mit dieser Anzeige ist alles nur noch schlimmer geworden«, sagte Mark. »Jetzt hat sie es geschafft, dass die ganze Stadt auf ihre Wahnvorstellungen aufmerksam wird. Wo soll das alles enden? Wann ist endlich Schluss damit?«
    »Hat eigentlich jemand von Ihnen Mrs. Fang einmal darauf angesprochen?« Jane sah sich im Zimmer um, und ihr Blick blieb an Mark Mallory hängen.
    Er schnaubte. »Also, ich würde jedenfalls meine Zeit nicht damit vergeuden, mit der Frau zu reden.«
    »Dann sind Sie also nicht bei ihr zu Hause gewesen? Sie haben nicht versucht, sie zur Rede zu stellen?«
    »Wieso fragen Sie mich ?«
    »Sie scheinen mir am wütendsten darüber zu sein, Mr. Mallory«, stellte sie fest. Aber war er wütend genug, um in Iris’ Haus einzubrechen? Und eine Warnung an ihr Kopfkissen zu heften? Sie kannte Mark nicht gut genug, um einschätzen zu können, wozu er fähig war.
    »Hören Sie, wir sind alle aufgebracht«, sagte Patrick, wenngleich seine Stimme eher müde als erzürnt klang. »Aber wir wissen auch, dass es nicht sehr klug wäre, mit dieser Frau in irgendeiner Weise Kontakt aufzunehmen. Ich habe letzte Woche Detective Ingersoll angerufen, weil ich dachte, er könnte sich vielleicht für uns einsetzen. Aber er hat noch nicht zurückgerufen.«
    »Er ist diese Woche verreist«, sagte Jane. Sie sammelte die Briefe ein und steckte sie in Beweismittelbeutel. »Wir werden mit ihm darüber sprechen, wenn er wieder da ist. Bis dahin möchte ich Sie bitten, mich zu informieren, falls Sie noch weitere solche Briefe erhalten.«
    »Und wir wären dankbar, wenn Sie uns auf dem Laufenden halten könnten«, sagte Patrick.
    Wieder schüttelte sie allen die Hand. Wieder war Marks Händedruck eine brüske Abfertigung, als wäre ihm längst klar, dass er von der Polizei keine Hilfe zu erwarten hatte. Aber Patrick hielt ihre Hand auffallend lange umfasst, und er begleitete die beiden zur Tür, als ob er sie gar nicht gehen lassen wollte.
    »Bitte rufen Sie mich jederzeit an«, sagte er. »Egal, ob es wegen dieser Sache ist oder …« Er hielt inne, und ein Schatten schien über seine Augen zu fallen. »Oder wegen irgendetwas anderem.«
    »Es tut uns leid, dass wir das Thema wieder aufbringen mussten, Mr. Dion«, sagte Jane. »Ich kann sehen, wie schwer es für Sie ist.«
    »Zumal, weil es so eng verknüpft ist mit … mit dem anderen Vorfall.« Er machte eine Pause und ließ die Schultern hängen. »Ich nehme an, Sie wissen Bescheid über meine Tochter.«
    Jane nickte. »Ich habe mit Detective Buckholz über Charlotte gesprochen.«
    Allein die Erwähnung des Namens seiner Tochter ließ seine Züge vor Schmerz entgleisen. »Dinas Tod war schwer

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