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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Sie hier, Mann, warten Sie hier!« Eilig lief er zu einem der Aufbauten auf dem Dach hinüber. Nach wenigen Augenblicken war der Hubschrauberlandeplatz von einer Reihe von Lichtern erleuchtet, die in die Dachfläche eingebaut waren.
    Anschließend kam er zurückgeschlendert und zog sich erneut die Hose hoch. »Ich zeige Irene, wo der Schalter ist«, erklärte er. »Dann können Sie in Zukunft stilvoll landen.«
    Sie bedankten sich und blieben noch ein paar Minuten. Kurz bevor sie wieder abhoben, fragte Leonard Travis: »Wie alt sind Sie eigentlich?«
    Als Travis es ihm sagte, riss er die Augen auf und staunte: »Mann! Kaum älter als ich.«
     
    Noch lange, nachdem sie abgehoben hatten, stand er da und sah ihnen nach. »Wollen Sie nicht doch lieber zur Polizei?«, fragte ich.
    »Doch, unbedingt. Luftpatrouille!« Er sah sich auf dem Dach um und sagte: »Sie meinten, sie kämen morgen wieder. Ich sorge dafür, dass Sie es sich hier oben gemütlich machen können.« Er schmunzelte. »Jerry kommt die ganze Zeit zum Rauchen hier hoch, also richten wir eine Nichtraucherecke ein.«
    Er zeigte mir, wo man die Lichter für den Landeplatz einschaltet, und dann kehrten wir zur Zugangstür zurück. Ich zwang mich, zur Schachtel hinüberzuschauen. Das Fenster, in dem ich den Einbrecher gesehen hatte, war heute Nacht dunkel.
    »Jammerschade, dass sie ihn nicht erwischt haben«, sagte Leonard und folgte meinem Blick.
    »Den Einbrecher?«
    »Parrish«, sagte er.
    »Vielleicht war er gar nicht da.«
    »Er war da«, erklärte er gebieterisch. »Aber machen Sie sich keine Sorgen – ich lasse ihn nicht ins Wrigley-Building.«
    Und das von einem Knaben, der fast auf mich geschossen hätte. Doch ich dankte ihm, und etwas später dankte ich ihm erneut, als er uns in eine der Vorstandsetagen und in den Aufzug schmuggelte.
    Noch besser war, dass er mich für die Fahrt aufs Dach am Freitag wieder in den Aufzug ließ. Fast platzend vor Stolz führte er mich ins »Café Kelly«, wie er die Gruppe aus vier Plastikstühlen und einem Metalltisch nannte, die er in der Cafeteria ausgeliehen hatte. »Keine Sorge, ich habe die Erlaubnis«, sagte er. »Die standen ungenutzt in der Küche rum. Sie waren froh um den Platz.« Auf eigene Kosten hatte er einen Kühlbehälter erstanden, den er nun aufklappte, um mir einen Sechserpack Mineralwasser zu zeigen.
    »Sehen Sie? Ich habe mir sogar Ihre Marke gemerkt.« Er nickte. »Ich bin ein geübter Beobachter.«
    »Leonard, das ist sehr nett von Ihnen – aber Sie hätten sich nicht so viel Mühe machen sollen.«
    »Tja, ich mag Sie eben. Außerdem helfe ich gern anderen. Und vielleicht legen Sie ja eines Tages mal ein gutes Wort für mich ein, damit eventuell mal jemand vorbeikommt und mit mir spricht oder so.«
    Ich schmunzelte. »Es ist also ein Bestechungsversuch, um Frank kennen zu lernen.«
    Er protestierte hektisch und vehement, bis ich ihm erklärte, dass ich ihn nur aufzog.
    »Oh.«
    Er wirkte immer noch gekränkt. Ich ließ mich demonstrativ auf einen der Stühle sinken, öffnete eine Flasche Wasser und rief, wie herrlich es doch war, eine so nette Sitzecke zu haben. Das schien ihn zu freuen, und er hatte schon bald seine gewohnt gute Laune wieder gefunden. Er hörte den Hubschrauber und schaltete die Landeplatz-Beleuchtung ein. Dann stand er verzückt da, als der Flieger Schmutz und Staub über das ganze Café Kelly blies. Hinterher fragte er Travis mindestens ein Dutzend Mal, ob ihm die Lichter geholfen hätten, »das Baby« zu landen.
    Sein Funkgerät knisterte, und als er aufstand, um zu antworten, warf er seinen Plastikstuhl um. »Hier spricht Posten eins.«
    »Posten eins, hier Zentrale«, sagte Jerry. »Darf ich vielleicht auch mal aufs Dach? Ich brauch dringend ‘ne Zigarette.«
    »Du solltest diese eklige Gewohnheit aufgeben«, sagte Leonard, doch er entschuldigte sich und ging.
    Ich sprach eine Weile mit Stinger und Travis und erfuhr dabei, dass Travis beschlossen hatte, das Haus zu kaufen, das er sich angesehen hatte. Er erzählte mir, dass er Stinger auf einen Besuch mit zu meiner achtzigjährigen Großtante Mary Kelly nehmen wollte. »Sie möchte, dass wir ein paar Tage bei ihr bleiben.«
    »Ich glaube, Sie werden sich bestens mit Mary verstehen«, sagte ich zu Stinger.
    Stinger grinste. »Travis behauptet, sie würde vor Tatendrang nur so strotzen.«
    »Das stimmt«, bestätigte ich. »Sie ist garantiert eine echte Herausforderung für Sie, Mr. Dalton.«
    »Sie hat ihn schon nach den

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