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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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ehemalige Fahnderin der Mordkommission und kann ausgesprochen fest zupacken, falls nötig. Doch Rachels Arbeit als Privatdetektivin hatte sie diese Woche aus Kalifornien weggeführt.
    Obwohl ein Streifenwagen vor unserem Haus parkte, war Frank nicht nur um meine Sicherheit besorgt. »Ich will nicht, dass du Angst hast«, sagte er. »Du brauchst Gesellschaft.«
    Ich hatte keine Einwände, was in seinen Augen vermutlich das Bedenklichste war, was den ganzen Tag passiert war.
    Am Sonntagmorgen wachte ich auf und sah ihn seinen Anzug anziehen. »Entschuldige – ich wollte dich noch ein bisschen schlafen lassen. Ich muss in die Arbeit. Aber Ben kommt mit Bingle rüber. Okay?«
    Ich versicherte ihm, dass ich mich darauf freute, Ben und seinen Hund zu sehen.
    Ich glaubte, ich hätte die Wahrheit gesagt, aber während Bingle gerne noch hätte bleiben können, war ich um die Mittagszeit drauf und dran, Ben hinauszuwerfen.
    Es war gegen eins, als ich ihn zu fragen wagte, ob er derjenige sei, der sich um eine Identifizierung des Schädels bemühen würde.
    »Ja, allerdings«, blaffte er mich an. »Und nein, ich weiß nicht, wessen Schädel es ist. Ich möchte lieber nicht spekulieren. Erst recht nicht gegenüber einer Reporterin.«
    »Gehen Sie«, sagte ich.
    »Was?«
    »Gehen Sie nach Hause. Ich halte mich hier mit Mühe aufrecht, und Sie machen eine gehässige Bemerkung nach der anderen. Heute waren es schon mindestens zwei Dutzend, und es kommt mir nicht so vor, als ob der Vorrat, den Sie offenbar zur Verfügung haben, bald erschöpft wäre. Also hauen Sie schon ab.«
    Er runzelte die Stirn und sagte: »Ich habe Sie beleidigt. Das tut mir Leid.«
    »Ganz herzlichen Dank. Äußerst aufrichtig gesprochen. Auf Wiedersehen.«
    »Ich gehe nicht.«
    »Doch, Sie gehen.«
    »Nein, tu ich nicht. Seien Sie nicht kindisch.«
    »Verschwinden Sie, verflucht noch mal!«
    »Wenn es nur Ihretwegen wäre, glauben Sie mir, ich würde gehen. Aber ich habe Frank versprochen, dass ich bleibe.«
    »Wenn Sie jetzt nicht abhauen, brauchen Sie sich nicht mehr den Kopf darüber zu zerbrechen, dass Parrish mich umbringt. Nach diesem Tag bringe ich mich freiwillig selbst um!«
    »Das ist eine schreckliche Äußerung!«
    »Da haben Sie Recht. Und ich fasse das als höchstes Lob vom Meister der schrecklichen Äußerungen auf. Entschuldigen Sie mich bitte solange, bis ich es mir in meinem speziellen Schrecklicher-Ben-Sheridan-Tagebuch notiert habe! Das bewahre ich nämlich in unserem speziellen Ben-Sheridan-Huldigungsraum auf! Bin gleich wieder da – vielleicht!«
    Ich trampelte ins Badezimmer und knallte laut die Tür zu. Dann sperrte ich sie ab und drehte mich um.
    Eines Tages, wenn ich schwerreich bin, baue ich mir ein Haus mit einem Badezimmer, in dem man in aller Bequemlichkeit einen Tobsuchtsanfall bekommen kann. An diesem Tag war ich nicht reich.
    Ja, wohin ich auch blickte, überall sah ich irgendeine Veränderung, die wir wegen Bens Behinderung vorgenommen hatten, als er bei uns wohnte. Mich juckte es in den Fingern, alles herauszureißen.
    Ich suchte im Badezimmerschränkchen nach etwas, das ich guten Gewissens zerschlagen konnte. Nichts. Nicht einmal ein Computer-Monitor. Mit dem Kopf in den Händen setzte ich mich auf den Badewannenrand.
    Ich hörte ihn eilig den Flur entlangkommen. Sein Gang klang seltsam, als begünstige er sein gesundes Bein. Doch das vergaß ich sofort, als ich hörte, wie er den Türknauf packte und ihn zu drehen versuchte.
    »Wagen Sie es nicht, hier einzudringen!«, brüllte ich.
    »Kommen Sie sofort da raus!«
    Ich packte ein Handtuch, stopfte es mir in den Mund und schrie hinein.
    »Schreien Sie in ein Handtuch?«
    Fast kam es mir witzig vor. Fast.
    »Machen Sie die Tür auf«, verlangte er.
    Ich gab ihm keine Antwort.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Fragen Sie mich nicht, ob alles in Ordnung ist, Sie verlogener Mistkerl«, zischte ich. »Das ist Ihnen doch scheißegal. Ich habe die Schnauze voll davon, mir von Ihnen ans Bein pinkeln zu lassen. Ich habe von allem die Schnauze voll!«
    Ich hörte ihn davongehen und wiederkommen. Er hinkte unüberhörbar.
    Auf einmal ertönte ein lautes Krachen, und das mittlere Feld der dreiteiligen Badezimmertür zersplitterte, als Franks große Taschenlampe hindurchdonnerte. Draußen bellten alle drei Hunde.
    Bens Hand fasste durch das Loch in der Tür und entriegelte den Türknauf.
    Ich starrte ihn sprachlos an, als er die kaputte Tür öffnete.
    »Warum in aller Welt haben

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