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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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der Tür des Warteraums anzurennen.
    Die Worte spielten keine Rolle. Ich wollte nur noch zu Ben. Schon bald ging mein Wunsch in Erfüllung – Frank brachte ihn in den Warteraum. Er hatte zu schreien aufgehört. Sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. Frank fragte mich nach Jo Robinsons Nummer, als er Ben neben mich setzte.
    Frank rief bei Jo an und hinterließ eine Nachricht bei ihrem Auftragsdienst. Ich umklammerte Ben, der einen Schock zu haben schien.
    »Was ist denn?«, fragte ich ihn. »Was ist passiert?«
    »Camille«, sagte er wie betäubt. »Es ist Camille. Da draußen auf dem Eis.«
    »Wer ist Camille?«, fragte Pete, der Bens Äußerung mitgehört hatte, als er den Raum betrat.
    Ben antwortete nicht, und so erklärte ich ihnen, dass sie Bens Exfreundin war. »Die Frau, mit der er bis vergangenen Februar zusammengelebt hat.«
    »Ihr Schädel«, sagte Ben leise und sah auf seine Hände hinab, als wären es fremdartige Gegenstände. »Ich hatte ihren Schädel in der Hand!«
    Frank und Pete wechselten einen Blick.
    »Woher wissen Sie, dass es Camille ist?«, fragte ich.
    Ich glaubte schon, er würde nicht antworten. Er sah drein, als fiele er womöglich gleich in Ohnmacht. Aber er flüsterte: »Ihr Muttermal. Sie hat ein ungewöhnliches Muttermal am Oberschenkel.«
    Ich merkte, dass Frank und Pete Bens Identifizierung der Leiche nicht ganz trauten, doch sie sprachen tröstliche Worte, sagten ihm, er solle mit mir warten, und brachten ihm einen Becher Kaffee. Ich verstand ihre Zweifel. Ben hatte einen Verlust nach dem anderen erlitten, er hatte eine fast schlaflose Nacht hinter sich, und vielleicht war seine Reaktion auf die Leiche eine Folge der Anspannung, unter der er in letzter Zeit stand.
    Frank blätterte sein Notizbuch durch, fand Camilles Adresse von seinem früheren Besuch bei ihr und schickte eine Streife los, die bei ihr zu Hause nachsehen sollte.
    Kurz darauf steckte ein uniformierter Beamter den Kopf zur Tür herein und sagte: »Sie werden draußen verlangt, Detective Harriman.«
    Frank warf Pete einen Blick zu, und sie gingen zusammen hinaus.
    Wenige Minuten später kam Frank zurück. Er winkte mich weg von Ben. Mit leiser Stimme flüsterte er mir zu: »Ruf John an und sag ihm, dass du nicht kommst.«
    »Was?«
    »Sag ihm, dass du nicht zur Arbeit kommst.«
    »Warum sollte ich? Weißt du eigentlich, wie schwer es war, auch nur die paar Stunden zu kriegen, die ich jetzt habe?«
    »Sag’s ihr«, verlangte Pete und kam zu uns herüber. »Sie ist zu stur, um auf sich selbst zu achten.«
    Frank sah zu Ben hinüber und sagte dann: »Parrish hat eine Nachricht für dich hinterlassen.«
    Ich merkte, wie sich mein Magen zusammenkrampfte und mein Herz gegen die Rippen zu hämmern begann, als wollte es, dass jemand es herausließ. Doch ich blickte in Petes selbstzufriedene Miene, und auf einmal wurde mein Herzschlag langsamer. »Wirklich?«, sagte ich. »Was stand darin?«
    Frank zog die Augenbrauen zusammen. »Irene –«
    »Was stand darin?«
    Er hielt mir einen Plastikbeutel hin. Darin steckte ein zweiter Plastikbeutel. Auf diesen war mit schwarzem Filzstift ordentlich mein Name geschrieben. Darin steckte ein Blatt liniertes gelbes Papier von einem Notizblock mit einer kurzen Nachricht in äußerst akkuraten Druckbuchstaben:
     
    Keine Geschenke mehr und keine Fluchten.
    Du kannst dich nicht vor mir verstecken, Irene.
    Du kommst mir nicht aus.
    Nächstes Mal bist du diejenige, die kaltgemacht wird, und zwar viel langsamer als die gute Camille.
    Und Camilles sind dafür bekannt, dass sie langsam sterben – ha! ha! ha!
    Bitte richte Ben Sheridan aus, dass ich sie ungemein genossen habe.
     
    Seine Unterschrift hatte er mit einem Schnörkel verziert.
    »Daran ist gar nichts mehr anonym, was?«, sagte ich, nicht mehr so gefasst wie zuvor.
    »Er hat den Zettel unter die Leiche gelegt«, erklärte Pete. »Sei nicht blöd, Irene. Bleib zu Hause.«
    Ich sah zu ihm auf.
    Ein wenig zu spät erkannte Frank, was mich antrieb.
    »Irene –«, begann er.
    »Das ändert nichts. Ich gehe zur Arbeit, Frank.«
    Er fing an, Einwände zu erheben, aber ich machte eine verstohlene Geste zu Ben hinüber und sagte mit leiser Stimme: »Herrgott noch mal, wir haben Zeit bis zehn Uhr heute Abend, um das zu klären. Lass es uns Ben nicht noch schwerer machen, indem wir uns hier drinnen zanken.«
    »Okay«, sagte er. »Okay. Aber wir sprechen noch darüber!«
    Wir wurden unterbrochen, als Frank und Pete wieder aus dem Raum

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