Grabesstille
gerufen wurden. Ich konnte sehen, wie Frank Pete zusammenstauchte, als sie hinübergingen, um sich zu den anderen Detectives zu gesellen.
Falls Parrishs Nachricht noch irgendwelche Zweifel offen gelassen hatte, so stellten schon bald nur noch wenige die Identität der Leiche in Frage. An Camilles Wohnung fanden sich Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen durch ein Hinterfenster. Durch dieses Fenster sahen die Polizisten umgestürzte Möbel und andere Hinweise auf einen Kampf. In der Wohnung selbst entdeckten die Beamten ein Foto von Camille im Badeanzug; darauf erkannte man das Muttermal an ihrem Schenkel.
Während sich all das abspielte, versuchten mehrere von uns, Ben zu trösten, doch er nahm unsere Anwesenheit kaum wahr. Kurz nach acht klingelte die Weckfunktion an seiner Armbanduhr. »Bingle«, sagte er auf einmal. »Ich kann ihn nicht in diesem Käfig sitzen lassen! Ich muss los.«
»Lassen Sie mich mitkommen«, sagte ich. »Sie sind nicht in der Verfassung, selbst zu fahren.« Indem ich mich bemühte, jeglichen herausfordernden Unterton zu unterdrücken, wandte ich mich zu meinem Mann um und sagte: »Bist du damit einverstanden, Frank? Ich warte dann bei uns zu Hause mit ihm. Wenn Jo Robinson anruft, kann sie uns dort erreichen.«
Frank runzelte die Stirn, doch da er mir vielleicht beweisen wollte, dass er vernünftig sein konnte, gab er nach. »Okay, aber ich schicke einen Streifenwagen los, der euch folgen soll. Versprich mir, dass du ihn nicht abhängst. Parrish konzentriert sich offenbar momentan auf euch beide, und ich halte es nicht für klug, wenn ihr irgendwo allein seid.«
Ich erhob keine Einwände. Schließlich gab es gewisse Fakten.
Bingles überschäumende Begeisterung darüber, Ben wieder zu sehen, trug viel dazu bei, den schrecklichen Bann zu brechen, unter dem sein Besitzer gestanden hatte. Ben dankte dem Tierarzt, bezahlte die Rechnung, und schon waren wir wieder weg. Abgesehen von gelegentlichen Versuchen Bingles, sich auf Bens Schoß zu setzen, verlief die Heimfahrt ohne Zwischenfälle.
Jo Robinson hatte eine Nachricht hinterlassen, und als Ben sie zurückrief, sprach er lange mit ihr, während ich mit den Hunden und Cody hinausging. Cody lag auf meinem Schoß, während Deke und Dunk, offenbar fasziniert von irgendeinem Geruch, den Bingles Fell in der Tierklinik angenommen hatte, den großen Schäferhund gründlich von oben bis unten beschnüffelten.
Als Frank am Nachmittag nach Hause kam, war Ben imstande, seine Fragen einigermaßen gefasst zu beantworten. Ben hatte selbst ein paar.
»Hat schon jemand ihre Eltern verständigt?«, wollte er wissen.
»Wir haben jemanden damit beauftragt.«
»Warum war sie nicht vermisst gemeldet worden?«
»Sie scheint in letzter Zeit keine feste Stelle mehr gehabt zu haben«, antwortete Frank. »Und offen gestanden gibt es wohl auch niemanden, der regelmäßigen Kontakt zu ihr hatte.«
»Aber sie hat doch in dieser Steuerberaterkanzlei gearbeitet –«, wandte Ben ein.
»Sie hat ihren Job im Juni gekündigt. Auf ihrem Schreibtisch lag Post von verschiedenen Firmen, bei denen sie sich beworben hatte. Sie hatte Bewerbungen verfasst, und es lagen Kopien ihres Lebenslaufes herum.«
»Seit Juni?«, fragte Ben nach.
»Ja, wir haben damals mit ihr gesprochen.«
Stirnrunzelnd wandte sich Ben ab. »Das hatte ich ganz vergessen – Sie hatten ja den lächerlichen Verdacht, dass sie versucht hätte, mein Haus und mein Büro auszurauben.«
Frank schluckte den Köder nicht.
Nach einem Moment sagte Ben: »Tut mir Leid. Natürlich mussten Sie sie befragen. Und vielleicht kannte ich sie ja doch nicht so gut. Ich habe mir zwar nie eingebildet, dass sie von ihrer Arbeit begeistert war, aber es wundert mich, dass sie bei der Kanzlei aufgehört hat.«
Ich dachte an ihren Besuch in der Klinik zurück und an Bens letzte, zornige Empfehlung, dass sie diejenige sei, die sich überlegen sollte, den Beruf zu wechseln. Ich fragte mich, ob dieser Zusammenstoß sie tiefer getroffen hatte, als einer von uns vermutet hätte, aber da ich nicht das Bedürfnis hatte, Ben weiteren Kummer zu bereiten, behielt ich diesen Gedanken für mich.
»Die Kollegen aus ihrem alten Büro sagen, sie hätte überraschend aufgehört«, sagte Frank. »Aber vielleicht hatte sie ihre Kündigung ja schon länger geplant. Sie war anscheinend darauf vorbereitet, eine Zeit lang keine Arbeit zu haben. Sie hatte noch ziemlich viel Geld auf ihrem Sparbuch.«
»Sie konnte gut mit
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