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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Schicht nicht von deiner Seite weicht. Und ich habe Travis und Stinger angerufen. Sie kommen vorbei. Verbring die ganze Schicht mit ihnen auf dem Dach, wenn’s sein muss. Und geh nicht vom –«
    »Frank, wenn du mir noch mehr Anweisungen gibst, fragt sich Pete bald, wo du bleibst.«
    »Ich will einfach nicht, dass du dort allein bist«, sagte er.
    »Ich begleite sie«, erklärte Ben.
    »Ben –«, protestierten wir beide.
    »Ich kann nicht den ganzen Abend hier herumsitzen. Es würde mich wahnsinnig machen.«
    Ich war mir nicht sicher, ob es eine so gute Idee war, wenn er den Abend in der Redaktion verbrachte, insbesondere da ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit dort sicher um die Berichte über den Mord an Camille kreisen würde.
    Doch er bat mich, nicht zu vergessen, dass er im Umgang mit den Medien ein alter Hase war – und dann schmunzelte er verhalten und ließ so erkennen, dass ein Teil seines Humors nach und nach zurückkehrte.
    Jack kam herüber und erbot sich, an seiner Statt mitzukommen, doch mittlerweile war Ben durch nichts mehr von der Idee abzubringen, dass er – wie er es Frank am selben Tag versprochen hatte – ein Auge auf mich haben musste.
    »Ihr zerrt alle beide an meinen Nerven«, sagte ich, was keinen von beiden irgendwie beeindruckte.
    »Okay, dann bleibe ich hier und passe auf Cody und die Hunde auf«, erklärte Jack zu Bens großer Erleichterung. »Wenn Sie keine Lust mehr haben, bei der Zeitung zu sitzen, rufen Sie einfach hier an, dann können wir tauschen.«
    Wir waren noch nicht weit vom Haus entfernt, als das Handy klingelte und mich zusammenzucken ließ. Ich fingerte ungeschickt daran herum und warf schließlich den Anrufer aus der Leitung.
    »Mist.«
    »Vielleicht war es Parrish«, sagte Ben in einem so ausdruckslosen Tonfall, dass ich mich um ihn zu sorgen begann.
    Das Telefon klingelte erneut. Es war Jack.
    »Warum hast du mich rausgeworfen?«, wollte er wissen.
    »Reine Tollpatschigkeit.«
    Er lachte. »Frank bat mich, dir auszurichten, dass er den Durchsuchungsbefehl für Newlys Haus bekommen hat. Tolle Überraschung, was?«
    Es sollte eine Nacht voller Überraschungen werden.
     

56
     
    DIENSTAG ABEND, 26. SEPTEMBER
    Las Piernas
     
    Oje, meine Motte, dachte er betrübt und sah zu, wie ein weiterer Streifenwagen zu seinem jüngsten Schlupfloch einbog. Der seltsame Trost, den du mir in besseren Zeiten geschenkt hast, wird mir fehlen.
    Die Motte hatte pflichtgemäß berichtet, dass fremde Autos auf der Straße unterwegs waren, Limousinen, die verdächtig nach nicht gekennzeichneten Polizeiautos aussahen. Und tatsächlich hatte er mit seinen eigenen Augen gesehen, wie der Volvo dieses gehörnten Detectives, dieses Frank Harriman – welchem der Liebhaber seiner Frau hatte er sie denn in seiner Blödheit jetzt anvertraut? –, vor kurzem um dieselbe Ecke gebogen war. Ohne die Warnung der Motte hätte er das vielleicht übersehen. Tja, gut, er konnte zugeben, dass er womöglich gefasst worden wäre – doch selbst wenn sie ihn fassten, er würde erneut entkommen. Die Polizei konnte allerdings empfindlich werden, wenn man einen der ihren umgebracht hatte. Seltsam, wie sie sich alle so zusammenrotteten und wie gern sie einander hatten. Er grinste ein bisschen und gab sich der Vorstellung hin, worauf das wohl schließen lassen mochte.
    Doch schon bald dachte er wieder an die Motte.
    Die Motte war in vieler Hinsicht nützlich gewesen.
    Es gab noch ein oder zwei Punkte, in denen die Motte hilfreich sein könnte, aber alles an diesem Ort neigte sich dem Ende zu, und wenn er hier fertig war, musste sich die Motte zu den anderen Todgeweihten gesellen. Es war das Mindeste, was er tun konnte.
    Vielleicht würde er eines Tages zum Kojotenbaum zurückkehren und eine einzigartige Huldigung dort aufhängen, zu Ehren der Motte. Und eine ganz spezielle für die Eistänzerin, die, wie er sich selbst eingestehen musste, eine seiner spektakuläreren Leistungen war. Ben Sheridans Verzweiflung war von wahrhaftiger Schönheit. O ja, auch etwas Besonderes für die Eistänzerin.
    Pläne. Es gab ständig Pläne zu schmieden. Er liebte Pläne. Sie hielten sein übermenschliches Gehirn auf Trab.
    Er hatte nicht erwartet, dass sein Schlupfloch zu diesem Zeitpunkt entdeckt werden würde, doch er war auf alles vorbereitet – selbst auf das Unerwartete.
    Er hatte zum Beispiel nicht erwartet, dass Irene Kelly ihn aus der Ferne diese Mischung aus Leidenschaft und Wut empfinden lassen könnte. Normalerweise

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