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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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musste er jemandem wesentlich näher sein, bevor sein Körper so reagierte, wie er es jetzt tat. Ihr Körper rief den seinen – rief, rief, rief unermüdlich. Er konnte es fühlen, so wie ein Tauber den Rhythmus einer Basstrommel fühlt, ein pulsierendes, tiefes, beharrliches Vibrieren.
    Sie ließ ihn einfach nicht in Ruhe.
    Natürlich konnte er die Polizei so lange er wollte an der Nase herumführen, doch er beschloss, dass es einfach nicht gesund wäre zu warten, da sie sich offenbar dermaßen danach sehnte, die Art von Erfüllung zu erlangen, die nur er gewähren konnte, dass er seine Großzügigkeit rasch unter Beweis stellen musste. Heute wäre die richtige Nacht.
    Stichtag, dachte er und stieß ein gewagtes, kleines schnaubendes Lachen aus.
     

57
     
    DIENSTAG ABEND, 26. SEPTEMBER
    Las Piernas
     
    Ich erschien ein bisschen früher, da ich mir noch die Zeit nehmen wollte, meine Post und meine E-Mail teilweise zu beantworten, aber ich kam zu nichts weiter, als einen Platz zu suchen, wo Ben sich hinsetzen konnte. Unterbesetzt und in bedrohlicher Nähe des ultimativen Redaktionsschlusses – der letzten Gelegenheit, maßgebliche Veränderungen an der morgigen Ausgabe vorzunehmen –, war die Redaktion bei meinem Eintreffen ein hektischer Bienenkorb. John Walters hoffte darauf, die letzten Neuigkeiten für eine Geschichte zu bekommen, über die Mark Baker berichtete: die polizeiliche Durchsuchung des Hauses von Phil Newly. Das Gebäude rumorte bereits von den Vibrationen der Druckmaschinen. Die Titelseite konnte nicht mehr viel länger zurückgehalten werden.
    Einer von Phil Newlys Nachbarn hatte der Zeitung einen Tipp gegeben und verraten, dass die Polizei von Haus zu Haus ging und Fragen danach stellte, ob irgendjemand den Anwalt in letzter Zeit gesehen hatte oder ob ihnen irgendwelche anderen Autos neben dem von Newly aufgefallen seien, die vor dem Haus, in seiner Einfahrt oder der Garage geparkt hatten.
    Weitere Anrufe trudelten ein, unter anderem einer von Mark. Nachdem er mit Mark telefoniert hatte, ging John auf und ab und bellte Anweisungen in den Raum. Der größte Teil der Titelseite würde neu gesetzt werden müssen.
    In Phil Newlys Garage hatte die Polizei eine Reihe grauenhafter Entdeckungen gemacht, darunter eine blutbefleckte Werkbank und eine Kreissäge sowie Knochenteile und anderes Gewebe. In einem großen Gefrierschrank in der Garage fanden sie eine Plastikplane, die mit gefrorenem Blut überzogen war.
    Nirgends fand sich eine Spur des Anwalts.
    Franks Lieutenant war am Tatort, um den Kontakt zur Presse zu leiten, und erklärte, dass nach Mr. Newly gefahndet werde, damit man ihn befragen konnte. Auf die Frage, ob man den Anwalt verdächtigte, ein Komplize von Nick Parrish zu sein, antwortete der Lieutenant: »Derzeit nicht.« Auf die Frage, ob Mr. Newly unter den Opfern sein könnte, sagte er: »Unsere Untersuchung steht noch ganz am Anfang. Wir wissen weder, wer die Opfer sind, noch wie viele es sein mögen, aber wir schließen die Möglichkeit nicht aus, dass Mr. Newly eines davon ist.« Er gab eine Beschreibung des Anwalts und vom Auto des Anwalts, einem silbernen BMW. Das Auto war verschwunden.
    Marks Polizeikontakte erbrachten weitere Informationen. Zwei Nachbarn hatten immer wieder einen dunklen Honda auf das Grundstück kommen und wieder wegfahren sehen, obwohl sie den Fahrer nie gut hatten erkennen können. Der Wagen war mithilfe eines automatischen Garagentüröffners hineingefahren.
    Im Haus wurden weder Blut noch irgendwelche Anzeichen für einen Kampf gefunden.
    Es gab Hinweise darauf, dass Mr. Newly sein Haus freiwillig verlassen hatte – Zahnbürste, Rasierer und weitere persönliche Gegenstände fehlten. Außerdem wies einiges darauf hin, dass jemand anders als Newly – jemand mit blonden Haaren, die eventuell gefärbt waren – in einem der Gästezimmer im Erdgeschoss übernachtet hatte.
     
    Wir brachten so viele dieser Einzelheiten in der Zeitung unter, wie wir konnten, bevor die Druckmaschinen einfach nicht mehr länger aufgehalten werden konnten. Wie üblich, wenn der ultimative Redaktionsschluss vorüber ist, leerten sich nun die Redaktionsräume. John blieb gerade lang genug, damit ich ihn offiziell mit Ben bekannt machen konnte und um mir zu versichern, dass er sich immer noch darum bemühte, meine Arbeitszeiten zu verlegen.
    »Ach, und Kelly, diese Geschichte mit dem Hubschrauber, die ich gerüchteweise gehört habe: nicht in der Tagschicht, falls Sie dorthin

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