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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Frank wie gelähmt da, entsetzt vom Anblick eines Dutzends toter Kojoten, die gegeneinander schwangen und stießen, wobei manche beim Zusammmenstoß brachen.
    Es war Dunk, der weiterging, während Deke bei Frank blieb – Dunk, der winselte und vorsichtig an dem zusammengekauerten Mann schnupperte.
    Die Gestalt hob den Kopf, und Frank sah das abgehärmte Gesicht eines jungen Mannes, eines vom Entsetzen gezeichneten Mannes – jedoch eines, der nicht erst seit diesem Moment verängstigt war. Er sah weder Frank noch Jack an, sondern den Hund.
    »Bingle?«, fragte er, als sähe er ein Wunder vor sich.
    Frank entspannte sich ein bisschen, näherte sich aber trotzdem vorsichtig.
    »Das ist Dunk«, erklärte er leichthin und trat ein wenig näher. »Aber ich kenne Bingle. Ich habe mit ihm gearbeitet. Ich bin Frank – und wie heißen Sie?«
    Der Mann sah zu Frank auf, schien erneut die Kojoten zu erblicken und sah rasch beiseite, zurück zu Dunk. Er streckte die Hand aus und berührte den Hund, begann sein Fell zu streicheln. Dunk lehnte sich gegen ihn und ließ es sich gern gefallen. Der junge Mann klammerte sich an ihm fest.
    »Jay. Jay Carter«, antwortete er mit zitternder Stimme. »J. C.«
    »J. C.«, sagte Frank. »Nennen Ihre Freunde Sie so?«
    J. C. nickte.
    Frank trat noch ein wenig näher zu ihm und streckte eine Hand aus. »J. C. gehen wir doch ein Stück weg von hier. Geben Sie mir Ihre Hand, J. C. dann gehen wir von ihnen weg, okay? Kommen Sie.«
    J. C. nahm seine Hand und ließ sich von dem Baum wegführen. Er hielt das Gesicht abgewandt, als sie an ihm vorbeigingen, und musterte stattdessen Deke und Dunk, die an seinen Schuhen schnupperten.
    »Sie riechen sie«, sagte J. C.
    »Die Kojoten?«, fragte Frank.
    J. C. schüttelte den Kopf, erwiderte aber nichts. Sein Gesicht verlor sämtliche Farbe, und er kam ins Wanken. Frank legte ihm einen Arm um die Schultern und führte ihn mit Jacks Hilfe zu einem umgestürzten Baum.
    »Hier, trinken Sie ein bisschen Wasser«, sagte Frank, doch J. C. griff unbeholfen nach seiner eigenen Wasserflasche und nahm einen tiefen Schluck.
    »Ich sage mal Stinger und Travis, dass bei uns alles in Ordnung ist«, meinte Jack. »Und außerdem hole ich heißen Kaffee und Decken.«
    »Danke«, sagte Frank.
    Jack zögerte. »Soll ich die Hunde mitnehmen?«
    »Nein!«, stieß J. C. hervor.
    »Okay«, sagte Frank gelassen. »Wir behalten sie hier.«
    Erst als Jack gegangen war, fiel Frank etwas an dem Mann auf, das ihm zuvor entgangen war.
    »Sie sind beim Forest Service …«
    »Ja, ich bin Ranger«, antwortete J. C. tonlos. Er stellte die Wasserflasche beiseite und ging vom Baum weg, um näher bei den Hunden zu sein. Er umarmte sie und vergrub das Gesicht in ihrem Fell. Frank fragte sich, ob die Hunde sich dagegen wehren würden, dass ein Fremder ihre Bewegungsfreiheit einschränkte, doch sie schienen eher geneigt zu sein, ihn mit ihren Schnauzen zu liebkosen und ihn zu umhegen, als sich ihm entziehen zu wollen.
    »Und Sie kennen Bingle?«, fragte er.
    »Ich kannte Bingle«, antwortete J. C. leise, und Tränen begannen ihm übers Gesicht zu strömen.
    Frank spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. »Sie kennen also David Niles? Und Ben Sheridan?«
    »Sie sind tot«, flüsterte er.
    »Was sagen Sie da?«, schrie Frank ihn an, außerstande, sich zu mäßigen. »Wen meinen Sie?«
    »Sie sind alle tot«, sagte er.
    »Nein …«
    »Ich habe sie hier zurückgelassen.«
    »Nein!«
    »Doch … ich … habe sie verlassen«, stieß er abgehackt hervor. »Ich habe ihnen versprochen … versprochen, dass ich wiederkommen würde. Aber ich bin zu spät gekommen … und er … er hat sie umgebracht.«
    »Irene –«, rief Frank halb fragend, halb entsetzt.
    »Alle! Er hat sie alle umgebracht! Ich weiß nicht wie – eine Pistole – mitten ins Gesicht! Und eine Explosion, glaube ich. Sie sind in kleinste Teile zerfetzt worden! Sie sind – sie sind an meinen Stiefeln! Ich konnte es nicht verhindern, ich bin auf sie draufgetreten. Ich wollte es nicht. Ich wollte nicht zu spät kommen!«
    »Sie sind ja verrückt!«, sagte Frank wütend. Am liebsten hätte er ihn geohrfeigt, ihn gezwungen, zu erklären, dass alles gelogen war und er alles erfunden hatte.
    J. C. sah zu ihm auf. Ruhig sagte er: »Ja, ich weiß.«
    Und dann, als hätte er die vorherige Namensnennung erst jetzt begriffen, sagte J. C.: »O Gott. Sie sind ihr Mann. Es tut mir ja so – o Gott, es tut mir ja so Leid!«
    Frank holte tief Atem

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