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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Sie, dass es erst vor ganz kurzer Zeit passiert ist?«
    J. C. schüttelte den Kopf. »Es hatte schon auf sie geregnet. Und – Merrick und Manton waren kalt. Ich – ich konnte die anderen nicht anfassen. Es war nicht genug – es war völlig ausgeschlossen, dass sie noch am Leben waren.«
    »Trink eine Tasse Kaffee, J. C.«, sagte Stinger. »Dann gehen wir zurück zum Hubschrauber und staffieren diese Hitzköpfe hier aus. Sie wissen nämlich noch nicht, wie sie es mir übermitteln können, wenn sie seine Frau da unten finden.«
    »Sie kommen nicht mit uns?«, fragte Frank.
    »Denken Sie mal kurz nach. Da draußen läuft ein Mann frei herum, der Flugzeuge bedienen kann. Ich habe wirklich keine Lust, davonzumarschieren und mein Mädchen hier zu seiner Verfügung stehen zu lassen. Wenn es da unten aufklart, fliege ich ein bisschen näher zu euch hin.«
    »Und was, wenn er vorher Sie findet?«, wollte Travis wissen. Stinger schmunzelte. »Dann braucht er keinen Anwalt mehr.«
     

27
     
    FREITAG NACHMITTAG, 19. MAI
    Bergland der südlichen Sierra Nevada
     
    Nicht lange nachdem sie zu der Wiese hinabgestiegen waren, reichte Frank Travis den GPS-Empfänger. Er hörte den Lärm streitender Geier und nahm nach und nach den Verwesungsgeruch wahr. Er bat Jack, bei Travis und den Hunden in der Nähe der Bäume zu bleiben, während er in den Nebel wanderte, um sich umzusehen.
    Jack verstand – ihm war klar, dass Frank Travis den Anblick, der unzweifelhaft dort draußen im Dunst auf sie wartete, ebenso ersparen wollte wie die Belastung, hinterher mit der Erinnerung daran leben zu müssen. J. C. lebte damit. Jack wusste außerdem, dass sich Frank darauf verließ, dass er Travis beschützen würde, falls sich Parrish noch hier herumtrieb. Neben seinen Messern hatte er jetzt auch eine von Stingers Schrotflinten dabei. Genau wie Frank waren auch Jack und Travis mit Leuchtsignalen und Funkgeräten ausgestattet.
    »Brecht nicht in Panik aus, wenn ihr Schüsse hört«, erklärte Frank. »Ich werde vielleicht ein paarmal schießen müssen, um die Geier zu verjagen.«
     
    Die Schüsse wirkten eine Zeit lang – allerdings schienen sie die Insekten nicht weiter zu stören. Er wusste, dass die Geier wiederkommen würden – wahrscheinlich bevor er ging. Daran durfte er jetzt nicht denken.
    Während er dieses Feld voller Leichenteile musterte, sagte er sich, dass er damit umgehen musste, als wäre es ein Einsatz. Er sagte sich, dass sie nicht in diesem Gemetzel lag, dass er nichts vor sich hatte, was ein Teil von ihr gewesen war.
    Er schaffte es ganz gut, indem er sich das einschärfte, bis er Merrick und Manton fand. J. C. musste sie an ihrer Kleidung erkannt haben, denn an ihren Gesichtern war nichts Erkennbares mehr. Frank sah in ihre Taschen. Er hatte sie alle beide gekannt, und auch wenn keiner von ihnen ein enger Freund von ihm gewesen war, so hatte er doch mehrmals mit ihnen zusammengearbeitet. Er zwang sich, von ihnen abzurücken, spürte aber, dass er den Kampf dagegen, sich nicht von dem Anblick vor seinen Augen überwältigen zu lassen, langsam verlor.
    Er meldete sich bei Jack und Travis, einfach, um lebende Stimmen zu hören und sich zu vergewissern, dass es auf der Welt noch etwas anderes gab als Nebel und Gestank, weiches Gewebe und Knochen, Geier und Insekten.
    Eine leichte Brise war aufgekommen. Er konnte Jack und Travis jetzt sehen, was immerhin schon mehr war als zuvor. Vielleicht lichtete sich der Nebel sogar so weit, dass Stinger hier landen konnte.
    Er nahm an, dass die Hunde sie massiv genug warnen würden, falls Parrish noch hier herumlief. Er bezweifelte, dass Parrish momentan in der Nähe war. Vermutlich hatte er sich so schnell wie möglich auf die Flucht begeben. Und Irene war wahrscheinlich seine Geisel. Oder Schlimmeres.
    Er wünschte inständig, dass er in diesem Punkt irrte. Dies war eine weitere Möglichkeit, an die er nicht denken wollte. Doch der Gedanke suchte ihn immer wieder heim.
    Bevor sie die Hügelkette verließen, hatte er Stinger gebeten, die Ranger-Station anzufunken – hier stand zu viel auf dem Spiel, um es im Alleingang zu versuchen. Sie mussten die Fahndung nach Parrish einleiten. Falls Frank Ärger bekommen sollte, weil er hier heraufgekommen war, so sei’s drum. Das war weniger als nichts, wenn Parrish sie in seiner Gewalt hatte. Oder wenn sie unter diesen Fleisch- und Knochenfetzen war.
    Sei logisch, warnte er sich selbst. Behandle das hier, als wäre es irgendein anderer Tatort. Tu

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