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Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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deinen Job.
    Und so stellte er sich selbst die Standardfragen.
    Was war hier passiert? Eine Gruppe war um das Grab versammelt gewesen und hatte sich daran zu schaffen gemacht. Dann hatte es eine Art Explosion gegeben.
    Wie war das geschehen? Parrish hatte keine Waffen bei sich gehabt, als er hier heraufgekommen war, dessen war er sicher. Er würde einen Sprengstoffexperten mit der Spurensicherung kommen lassen müssen, aber höchstwahrscheinlich war der Mechanismus bereits an Ort und Stelle gewesen, ausgelöst von etwas, was das Ausgrabungsteam gemacht hatte – eine versteckte Sprengladung. Parrish musste von vornherein geplant haben, sie zu diesem Grab zu leiten. Er hatte sie jedoch zu Julia Sayres Grab geführt. Also hatte er ihnen eines gegeben und sie dann mit einem zweiten gelockt.
    Behandle das hier, wie du es mit jedem anderen Tatort tun würdest, sagte Frank sich noch einmal, während er wünschte, er besäße die Zeit und die Mittel, über die er verfügt hätte, wenn dies zugetroffen hätte. Zunächst einmal Zahnschemata und einen forensischen Odontologen. Doch fürs Erste würde er sich mit groben Vermutungen zufrieden geben müssen. Und so stellte er sich die Fragen, die er am dringendsten beantwortet haben wollte:
    Wer waren die Opfer?
    Die Personen, die der Explosion am nächsten standen, wären diejenigen gewesen, die am oder neben dem Grab arbeiteten. Die beiden Anthropologen, Sheridan und Niles.
    Anhand von Fragmenten einer Kameraausrüstung war er bereits zu dem Schluss gekommen, dass der Fotograf Bill Burden unter den Opfern war. Mein Gott, was für eine Verschwendung! Flash war ein prima Kerl gewesen, ein guter Mann, den man gern in seinem Team gehabt hatte. So jung … aber daran durfte er jetzt nicht denken.
    Thompson? Höchstwahrscheinlich. Frank kannte ihn, wusste, dass Thompson nicht weit von der Ausgrabung entfernt gewesen wäre.
    Duke und Earl? Da konnte er sich nicht sicher sein. Merrick und Manton waren durch Schüsse getötet worden, nicht durch die Explosion, was nahe legte, dass sie gerade Parrish bewacht hatten. Frank hatte bereits die Theorie entwickelt, dass Parrish in den Augenblicken der Verwirrung, die der Explosion gefolgt sein mussten, einem von ihnen eine Waffe abgenommen hatte. Alle waren müde; sie hatten gerade die gleiche Prozedur auf der anderen Wiese hinter sich gebracht. Wer rechnete schon damit, dass ein Grab mit Sprengstoff präpariert sein würde?
    Alle waren müde … Merrick und Manton hielten Wache, was bedeutete, dass Duke und Earl frei hatten. Sie hätten auch irgendwo geschlafen haben können. Konnten sie entkommen sein? Wenn ja, so verfolgten sie wahrscheinlich Parrish. Sie hätten es als ihre Pflicht angesehen, ihn zu fassen. Womöglich jagten sie ihn jetzt. Vielleicht war es so abgelaufen – vielleicht waren sie bereits auf seiner Spur.
    Er musste die Leichen der Personen zählen, die durch die Explosion selbst ums Leben gekommen waren. Aber wie? Er begann die identifizierbareren Überreste zu mustern und einzuordnen.
    Stiefel. Die Stiefel schienen die Explosion mehr oder weniger überstanden zu haben. Er begann sie zu zählen, sie zu betrachten. Er fand neun Männerstiefel. Vielleicht hatten die Geier den zehnten davongetragen. Fünf Männer und die zwei Wachen. Er dachte gerade darüber nach, als er den Teil eines Frauenschuhs fand und fast die Nerven verloren hätte, bis ihm klar wurde, dass es ein eleganter Schuh war und kein Wanderstiefel. Er war fleckig und stank zum Himmel. Irene hatte keine eleganten Schuhe dabei. Es musste der Schuh des vergrabenen Opfers gewesen sein.
    »Frank?« Das Funkgerät knisterte.
    »Ja, Jack?«
    »Hörst du einen Hund bellen?«
    »Nein – aber ich war auch in Gedanken woanders. Hörst du einen?«
    »Ich dachte schon. Und deine Hunde zeigen Interesse an etwas auf der anderen Seite des Bachs. Der Ranger meinte doch, Irene könnte mit dem Hund zusammen sein, oder?«
    Er wollte das glauben, statt dem, was er tatsächlich glaubte, und so sagte er: »Ja. Gib mir Bescheid, wenn du es wieder hörst. Irgendwo hier in der Nähe muss ein Lager sein. Lass mich wissen, wenn du es entdeckst. Sie hatten eine Menge Zeug dabei. Manches davon ist hier, aber sie hatten auch Zelte und Rucksäcke – es ist nicht ein Fitzelchen dergleichen hier draußen. Vermutlich haben sie ihr Lager im Wald in Sichtweite des Grabes aufgeschlagen. Meinst du, du und Travis könntet danach suchen?«
    »Klar.«
    »Schaut es euch einfach aus der Distanz an,

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