Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grabesstille

Grabesstille

Titel: Grabesstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
Vom Netzwerk:
und gewann irgendwie seine Selbstbeherrschung zurück. Seine Stimme war wieder ruhig, als er fragte: »J. C. wann haben Sie das letzte Mal geschlafen?«
    J. C. streichelte schon wieder die Hunde. »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Heute ist Freitag. Sie sind am Dienstag mit Newly runtergewandert, stimmt das?«
    »Ja, ich glaube schon. Ich weiß es nicht. Es ist schon lange her.«
    »Sind Sie am selben Tag zurückmarschiert?«
    »Nein, in der Nacht habe ich ein bisschen geschlafen und bin erst am nächsten Tag zurückgewandert.«
    »Am Mittwoch. Was ist an diesem Tag passiert?«
    »Da haben sie sie schon ausgegraben.« Er schloss die Augen.
    »Julia Sayre?«
    Er nickte und sah Frank wieder an. »Seitdem habe ich nicht mehr viel geschlafen.«
    »Der Rest der Gruppe ist zu der Wiese auf der anderen Seite der Hügelkette weitergewandert?«
    »Ja.«
    »Sie wollten die anderen heute abholen, J. C.?«
    »Die Hubschrauber haben nicht funktioniert.«
    »Welche Hubschrauber?«
    »Unsere, an der Ranger-Station. Ich war schon spät dran. Ich habe versprochen, dass ich zurückkommen würde.«
    »Und Sie haben Ihr Versprechen gehalten. Sie haben Ihr Bestes getan. Aber Parrish – hören Sie mir zu, J. C. Das ist wirklich wichtig. Konnten Sie die Toten tatsächlich identifizieren?«
    »Merrick. Manton.« Sein Gesicht verzerrte sich. »Ich – ich habe Teile der anderen gesehen.«
    »Sie müssen völlig verstört gewesen sein – jeder wäre das gewesen.«
    »Ja.«
    »Sind Sie dann von dort weggerannt? Es – es klingt entsetzlich. Ich glaube, jeder würde davonlaufen. Haben Sie das getan?«
    J. C. nickte, und da er zu müde war, um nicht alles wörtlich zu nehmen, sagte er: »Ein Stück bin ich auch gegangen. Ich glaube, ich war ziemlich durcheinander. Ich wollte zurück zur Ranger-Station. Ich wollte Hilfe holen. Dann – dann wurde mir klar, dass es zu spät war. Und ich habe einen Hund gehört – ich dachte, es sei Bingle, weil ich ihn nicht gesehen hatte – ich war mir nicht sicher, aber gesehen habe ich ihn nicht, und er hätte ein Stück weit weg von den anderen gewesen sein können, zusammen mit Irene, wie zuvor. Und dann – dann habe ich daran gedacht, dass er hier frei rumläuft, und – die Kojoten – und –«
    »Schhh, schhh. Ist schon gut.«
    Sie hörten, wie die anderen durch die Bäume stapften.
    J. C. betrachtete erst Jack, als sähe er ihn zum ersten Mal, und dann Travis, doch als er Stinger sah, wurden seine Augen weit. »Stinger? Haben sie doch nach dir geschickt?«
    »Sie kennen sich?«, fragte Frank.
    Aber Stinger hatte sich schon hingekniet, auf Augenhöhe mit J. C. legte ihm eine Decke um, umarmte ihn und hielt ihn dann an den Schultern fest, während er ihm ins Gesicht sah. »Mein Gott, J. C.«, sagte er. »Wenn du nächstes Mal mit einem Haufen toter Kojoten Topfschlagen spielst, nimm nicht unbedingt dein Gesicht als Stock – du siehst ja genauso abgefuckt aus wie ich.«
    J. C. lachte auf und sagte dann unglücklich: »Ich bin zu spät gekommen, Stinger.«
    Stinger umarmte ihn und sagte: »Armer, alter J. C. – Fremont, weiter mit dem Scheiß-Programm. Schenk mal was von dem Kaffee aus. Siehst du denn nicht, dass der Mann ihn dringend braucht? Und Harriman, wo zum Teufel wollen Sie denn hin?«
    »Meine Frau suchen.«
    »Scheiße –«
    Frank fiel ihm ins Wort und erklärte den anderen in wenigen kurzen Sätzen, was J. C. vorgefunden hatte. Jack und Travis waren schockiert, doch da sie Franks Besorgnis teilten, waren sie dafür, sofort zu der Wiese hinabzusteigen.
    »Moment, Moment!«, sagte Stinger, doch diesmal war es J. C. der ihn unterbrach.
    »Ich zeige es euch, wenn ihr – wenn ihr wirklich sehen wollt, wo sie sind.«
    »Danke«, sagte Frank, »aber Stinger hat Recht. Sie müssen sich ein bisschen ausruhen und etwas Warmes in Ihren Körper kriegen.«
    J. C. fasste in seinen Rucksack und holte ein kleines, schwarzes, rechteckiges Gerät hervor. Diesmal wusste Frank, dass es kein Handy war.
    »Ein GPS-Empfänger – haben Sie –?«
    »Es war neblig, und ich wollte sicherstellen, dass ich wieder hinfinde«, sagte er und reichte Frank das Gerät.
    »Ja, ich habe die Stelle markiert. Ich wusste – ich weiß, dass ich irgendwie – na ja, ich bin halb durchgedreht. Sie haben Recht. Ich bin verrückt.«
    »Nein, ich habe mich geirrt«, sagte Frank und schämte sich. »Und es war falsch von mir, das zu sagen.«
    J. C. erwiderte nichts.
    Frank zögerte und sagte dann: »J. C. nur noch eine Frage: Glauben

Weitere Kostenlose Bücher