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Grabkammer

Grabkammer

Titel: Grabkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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gepackt hatte, und entsann sich, wie sie alle auf einmal herausgehoben und die Treppe hinaufgetragen hatte.
    Es dürfte nichts mehr im Kofferraum sein, dachte sie.
    Der Hund begann wild zu bellen, und der Junge, der die Leine hielt, schrie: »Sam, komm her! Was hast du denn nur?«
    Josephine drehte sich um und sah, dass der Junge seinen Hund zum Volvo der Familie zurückzuzerren versuchte, doch der Labrador bellte weiter Josephine an. »Entschuldigen Sie«, rief die Mutter. »Ich weiß auch nicht, was in ihn gefahren ist.« Jetzt nahm sie die Leine, und der Hund jaulte, als er mit Gewalt zum Wagen zurückgeschleift wurde.
    Josephine schloss den Kofferraum auf. Der Deckel hob sich.
    Als sie sah, was darin lag, taumelte sie zurück und rang nach Luft. Der Regen trommelte auf ihre Wangen, durchnässte ihr Haar und rann ihr über den Kopf wie eisige Finger, die sie liebkosten. Der Hund riss sich los und kam hysterisch bellend auf sie zugeschossen. Sie hörte, wie eines der Kinder zu schreien anfing.
    Ihre Mutter schrie: »O nein. O Gott, nein!«
    Während der Vater die Notrufzentrale anrief, wankte Josephine zum nächsten Baum und sank wie gelähmt vor Schreck auf das regennasse Moos nieder.
     
    Irgendwie brachte Maura Isles es fertig, immer todschick auszusehen, bei jedem Wetter und zu jeder Tages-und Nachtzeit.
    Jane stand da mit triefnassen Haaren und schlotterte in ihrer durchnässten Hose, und sie verspürte einen Anflug von Neid, als sie die Rechtsmedizinerin aus ihrem schwarzen Lexus steigen sah. Mauras perfekte Frisur glänzte wie ein schwarzer Helm, und sie schaffte es sogar, einen Parka wie den letzten Schrei aussehen zu lassen. Aber sie hatte auch nicht wie Jane schon eine geschlagene Stunde auf diesem Parkplatz im prasselnden Regen herumgestanden.
    Als Maura auf die Polizeiabsperrung zuging, traten die Beamten respektvoll zu Seite, wie um für eine königliche Parade Platz zu machen. Und wie eine Königin strahlte Maura zugleich Unnahbarkeit und Entschlossenheit aus, als sie auf Jane zuging, die neben dem geparkten Honda wartete.
    »Ist Milton nicht ein Stückchen außerhalb eurer Zuständigkeit?«, fragte Maura.
    »Wenn du erst siehst, was wir hier haben, wirst du schon verstehen, warum sie uns gerufen haben.«
    »Ist das der Wagen?«
    Jane nickte. »Er gehört Josephine Pulcillo. Sie sagt, sie habe vor einer Woche ihre Schlüssel verloren und zuerst angenommen, dass sie sie bloß verlegt hätte. Jetzt sieht es so aus, als wären sie gestohlen worden, und wer immer sie genommen hat, hatte auch Zugang zu ihrem Wagen. Was erklären würde, wie das da in ihren Kofferraum gelangt ist.« Jane drehte sich zu dem Honda um. »Ich hoffe, du bist auf alles vorbereitet. Denn von dem Anblick bekommst du garantiert Albträume.«
    »Das hast du schon öfter gesagt.«
    »Schon, aber diesmal meine ich es wirklich ernst.« Mit behandschuhten Händen hob Jane den Kofferraumdeckel an, und ein Geruch wie nach verrottetem Leder stieg auf. Es war nicht das erste Mal, dass Jane dem Gestank eines verwesenden Leichnams ausgesetzt war, aber das hier war etwas anderes – es roch nicht nach Fäulnis, es roch nicht einmal menschenähnlich.
    Ganz bestimmt hatte sie noch nie ein menschliches Wesen gesehen, das irgendeine Ähnlichkeit mit dem hatte, was da zusammengerollt im Kofferraum des Hondas lag.
    Im ersten Moment schien es Maura die Sprache zu verschlagen. Stumm starrte sie auf eine wirre Masse schwarzer Haare hinab, auf ein Gesicht, das so dunkel verfärbt war, dass es an Teer erinnerte. Jede Hautfalte, jede feinste Kontur des nackten Leichnams war perfekt konserviert, wie in Bronze gegossen.
    Und ebenso konserviert war der Gesichtsausdruck der Frau im Augenblick des Todes, die Züge verzerrt, der Mund in einem endlosen Schrei erstarrt.
    »Zuerst dachte ich, sie könnte unmöglich echt sein«, sagte Jane. »Ich dachte, es wäre irgendein HalloweenScherzartikel aus Gummi, den man aufhängt, um die Kinder zu erschrecken. So eine Art künstlicher Zombie. Ich meine, wie soll das gehen, eine Frau in so etwas zu verwandeln?« Jane hielt inne und atmete tief durch. »Und dann sah ich ihre Zähne.«
    Maura starrte in den aufgerissenen Mund und sagte leise:
    »Sie hat eine Zahnfüllung.«
    Jane wandte sich ab und beobachtete stattdessen einen Fernseh-Übertragungswagen, der gerade hinter der Absperrung anhielt.
    »Dann erklär du mir doch mal, wie man es fertig bringt, eine Frau so aussehen zu lassen«, sagte sie. »Sag mir, wie man eine

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