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Grabkammer

Grabkammer

Titel: Grabkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Leiche in ein Halloween-Monster verwandelt. »
    »Ich weiß es nicht.«
    Die Antwort überraschte Jane. Sie betrachtete Maura Isles inzwischen als die Autorität auf dem Gebiet ungewöhnlicher und bizarrer Todesarten. »So etwas kann man doch nicht in einer Woche hinbekommen, oder?«, fragte Jane. »Vielleicht nicht mal in einem Monat. Es braucht doch wohl eine gewisse Zeit, eine Frau in dieses Ding da zu verwandeln.« Oder in eine Mumie.
    Maura sah sie an. »Wo ist Dr. Pulcillo? Was sagt sie zu dieser Sache?«
    Jane deutete zur Straße, wo die Schlange aus parkenden Autos immer länger wurde. »Sie sitzt da drüben bei Frost im Wagen.
    Sie sagt, sie hat keine Ahnung, wie die Leiche in ihren Kofferraum gekommen ist. Zuletzt hat sie ihren Wagen angeblich vor ein paar Tagen zum Einkaufen benutzt. Wenn diese Leiche schon länger als ein, zwei Tage im Kofferraum läge, wäre der Gestank wohl viel schlimmer. Dann hätte sie schon beim Einsteigen etwas bemerken müssen.«
    »Sie vermisst ihre Schlüssel seit einer Woche?«
    »Sie hat keine Ahnung, wie sie sie verloren hat. Sie erinnert sich nur, dass sie eines Tages von der Arbeit nach Hause kam und feststellte, dass sie nicht in ihrer Handtasche waren.«
    »Was hat sie hier draußen gemacht?«
    »Wandern.«
    »An einem Tag wie heute?«
    Immer schwerere Regentropfen klatschten auf ihre Parkas, und Maura klappte den Kofferraum zu, wie um ihnen beiden diesen grässlichen Anblick zu ersparen. »Irgendetwas stimmt nicht an dieser Sache.«
    Jane lachte. »Ach, tatsächlich?«
    »Ich meine das Wetter.«
    »Na ja, ich finde es auch nicht so toll, aber was will man da machen?«
    »Josephine Pulcillo kommt ganz allein hierher, um eine Wanderung zu machen, an einem Tag wie diesem?«
    Jane nickte. »Das hat mir auch zu denken gegeben. Ich habe sie danach gefragt.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Sie brauchte unbedingt frische Luft. Und sie wandert gerne allein.«
    »Und anscheinend besonders gerne bei Gewitter.« Maura blickte zu dem Wagen hinüber, in dem Josephine saß. »Sie ist eine sehr attraktive junge Frau, nicht wahr?«
    »Attraktiv? Eine Augenweide trifft’s wohl eher. Ich werde Frost an die Leine legen müssen – der kriegt schon glasige Augen, wenn er sie nur sieht.«
    Maura sah immer noch in Josephines Richtung, und sie zog die Stirn tiefer in Falten. »Es hat einen ziemlichen Presserummel um Madam X gegeben. Dieser große Artikel im Globe im Mai. Und die ganzen Berichte, die in den letzten Wochen erschienen sind, auch mit Fotos.«
    »Du meinst, mit Fotos von Josephine.«
    Maura nickte. »Vielleicht hat sie einen Verehrer angelockt.«
    Einen ganz speziellen Verehrer, dachte Jane. Einen, der die ganze Zeit wusste, was im Keller des Museums versteckt war.
    Die Publicity um Madam X musste unweigerlich seine Aufmerksamkeit geweckt haben. Er würde jeden Artikel gelesen, jedes Foto studiert haben. Er würde Josephines Gesicht gesehen haben.
    Sie sah auf den Kofferraum und war dankbar, dass er jetzt geschlossen war, dass sie die Unglückliche nicht länger sehen musste, die darin lag, ihre Gliedmaßen verrenkt wie im Todeskampf. »Ich glaube, unser Sammler hat uns gerade eine Botschaft geschickt. Er lässt uns wissen, dass er noch am Leben ist. Und auf der Jagd nach neuen Trophäen.«
    »Er lässt uns auch wissen, dass er hier in Boston ist.« Wieder blickte Maura in Josephines Richtung. »Du sagtest, sie hätte ihre Schlüssel verloren. Welche waren das?«
    »Auto-und Wohnungsschlüssel.«
    Maura blickte bestürzt auf. »Das ist schlecht.«
    »Ihre Schlösser werden in diesem Moment ausgetauscht.
    Wir haben schon mit ihrem Hausmeister gesprochen, und wir werden dafür sorgen, dass sie sicher nach Hause kommt.«
    Mauras Handy klingelte, und sie warf einen Blick auf das Display. »Entschuldige mich«, sagte sie und wandte sich ab, um den Anruf anzunehmen. Jane registrierte, wie Maura verstohlen den Kopf senkte, wie sie die Schultern einzog, als wollte sie verhindern, dass irgendjemand etwas von ihrem Gespräch mitbekam.
    »Was ist mit Samstagabend, hättest du da vielleicht Zeit? Es ist schon so lange her…«
    Es war das Flüstern, das sie verriet. Sie sprach mit Daniel Brophy, aber Jane hörte keine Freude aus der gemurmelten Unterhaltung heraus, nur Enttäuschung. Was kann man auch anderes erwarten, wenn man sich in einen Mann verliebt, der immer unerreichbar bleiben wird?
    Maura beendete ihr Gespräch mit einem leisen »Ich ruf dich später zurück«. Dann drehte sie sich zu

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