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Grabkammer

Grabkammer

Titel: Grabkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Marmorsäulen, wie die Ruine eines antiken Tempels, an dem der Zahn der Zeit genagt hatte.
    »Wo kriegen die hier draußen bloß das Wasser für die ganzen Pflanzen her?«, fragte Frost. Sein Blick schnellte plötzlich zur Seite, als sie an dem zerborstenen Kopf eines Marmorkolosses vorbeifuhren, der mit seinem einen verbliebenen Auge vom Rasen zu ihnen heraufstarrte. »He, ist das Ding da echt, was meinst du?«
    »Wer so reich ist, muss sich nicht mit Fälschungen zufriedengeben. Ich wette, dass dieser Lord Carnivore…«
    »Du meinst Carnarvon?«
    »Ich wette, dass der sein trautes Heim mit echten Antiquitäten geschmückt hat.«
    »Aber so was ist doch heutzutage verboten. Du kannst nicht einfach Sachen aus fremden Ländern einstecken und mit nach Hause nehmen.«
    »Gesetze gelten für dich und mich, Frost. Nicht für Leute wie die.«
    »Tja nun, Leute wie die Roses werden auch nicht gerade begeistert sein, wenn sie dahinter kommen, wieso wir ihnen diese Fragen stellen. Ich gebe ihnen vielleicht fünf Minuten, ehe sie uns rausschmeißen. »
    »Dann wird das hier immerhin das mit Abstand schickste Haus sein, aus dem wir je rausgeschmissen wurden.«
    Sie hielten unter einem steinernen Säulenportal, wo sie bereits von einem Mann erwartet wurden. Das ist keiner der Hausangestellten, dachte Jane; das wird Kimball Rose selbst sein. Er war hochgewachsen, und obwohl er bereits über siebzig sein musste, hielt er sich kerzengerade, und eine beeindruckende silberne Mähne zierte sein Haupt. Er war leger gekleidet, mit Khakihosen und einem Polohemd, aber Jane bezweifelte, dass er seine tiefe Sonnenbräune vom Golfplatz hatte, wo er sich als Rentner die Zeit vertrieb. Die umfangreiche Sammlung von Statuen und Marmorsäulen auf dem Hügel verriet ihr, dass dieser Mann weit faszinierendere Hobbys hatte, als nur auf einen Golfball einzudreschen.
    Sie stieg aus, und der heiße Wind, der ihr entgegenschlug, war so trocken, dass sie blinzeln musste. Kimball schien die Hitze absolut nichts auszumachen, und sein Händedruck war kühl und fest.
    »Danke, dass Sie sich so kurzfristig Zeit für uns genommen haben«, sagte Jane.
    »Ich hab nur zugestimmt, weil es die sicherste Methode ist, diesen verdammten Fragen ein Ende zu setzen. Hier gibt’s nichts zu holen für Sie, Detective.«
    »Dann dürfte es ja auch nicht lange dauern. Wir haben nur ein paar Fragen an Sie und Ihre Frau.«
    »Meine Frau kann nicht mit Ihnen sprechen. Sie ist krank, und ich werde nicht zulassen, dass sie sich wegen Ihnen aufregen muss.«
    »Es geht nur um Ihren Sohn.«
    »Sie kann überhaupt keine Fragen zu Bradley ertragen. Sie kämpft jetzt schon über zehn Jahre mit lymphatischer Leukämie, und die kleinste Aufregung könnte zu viel für sie sein.«
    »So würde es sie aufregen, über Bradley zu sprechen?«
    »Er ist unser einziger Sohn, und sie hängt sehr an ihm. Das Letzte, was sie zu hören bekommen sollte, ist, dass die Polizei ihn als Tatverdächtigen behandelt.«
    »Wir haben nie behauptet, dass er verdächtig sei, Sir.«
    »Nein?«
    Kimball sah ihr in die Augen, und sein Blick war ebenso direkt wie herausfordernd. »Und was wollen Sie dann hier?«
    »Bradley war mit Lorraine Edgerton bekannt. Wir möchten einfach nur allen Spuren nachgehen.«
    »Da haben Sie aber einen langen Weg auf sich genommen, um dieser speziellen Spur nachzugehen.« Er wandte sich zur Haustür um. »Na, kommen Sie rein, bringen wir es hinter uns.
    Aber ich sag’s Ihnen gleich, Sie vergeuden nur Ihre Zeit.«
     
    Nach der Hitze, die draußen herrschte, war Jane froh um die Abkühlung in einem klimatisierten Haus. Doch zu ihrer Überraschung war es im Heim der Roses geradezu unangenehm kalt, und die riesige Eingangshalle mit ihren Marmorfliesen machte es auch nicht gerade einladender. Jane blickte zu den mächtigen Balken auf, von denen die gewölbte Decke gestützt wurde. Obwohl durch ein Buntglasfenster vielfarbiges Licht einfiel, schienen die Holzpaneele und Wandteppiche alle Helligkeit zu schlucken und das Haus in permanentes Dämmerlicht zu tauchen. Das ist kein Wohnhaus, dachte sie; es ist ein Museum, in dem ein leidenschaftlicher Sammler seine Schätze zur Schau stellt. In der Eingangshalle standen Rüstungen wie reglose Wachtposten. Die Wände zierten Streitäxte und Schwerter, und von der Decke hing ein reich verziertes Banner herab – zweifellos das Familienwappen der Roses. Träumte eigentlich jeder Mann davon, ein Adliger zu sein? Sie fragte sich, welche Symbole

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