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Grabkammer

Grabkammer

Titel: Grabkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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wohl das Familienwappen der Rizzolis zieren würden. Eine Bierdose und ein Fernseher vielleicht.
    Kimball führte sie aus der großen Halle in das nächste Zimmer, und als sie über die Schwelle traten, war es, als tauchten sie in ein anderes Jahrtausend ein. Ein Brunnen plätscherte in der Mitte eines mit leuchtenden Mosaiksteinen ausgelegten Innenhofs. Durch die verglaste Decke fiel Tageslicht auf die Marmorstatuen von Nymphen und Satyrn, die am Rand des Brunnens saßen, im neckischen Spiel erstarrt. Jane wäre gerne noch ein wenig geblieben, um die Mosaiken in Ruhe zu bewundern, doch Kimball ging schon weiter in den nächsten Raum.
    Es war seine Bibliothek. Jane und Frost blickten sich mit großen Augen um, als sie den Raum betraten. Wo man hinsah, war alles voller Bücher – zu Tausenden standen sie in offenen Galerien, die sich über drei Stockwerke erstreckten. Ägyptische Mumienmasken starrten mit ihren riesigen Augen aus dunklen Nischen hervor. Die gewölbte Decke war mit einem Gemälde des Nachthimmels und der Sternbilder verziert, und eine königliche Prozession zog über das Firmament dahin: ein ägyptisches Segelschiff, gefolgt von Triumphwagen sowie Höflingen und Frauen, die Tabletts mit Speisen trugen. In einem gemauerten Kamin knisterte ein echtes Holzfeuer – eine extravagante Energieverschwendung an einem Sommertag wie diesem. Deswegen also wurde die Temperatur im Haus so niedrig gehalten: um das Kaminfeuer noch behaglicher zu machen.
     
    Sie nahmen in gewaltigen Ledersesseln um den Kamin herum Platz. Obwohl draußen die Julihitze brütete, hätte es in dieser schummrigen Bibliothek ein Wintertag im Dezember sein können, an dem draußen Schneeflocken herabwirbelten und nur die Flammen im Kamin die Kälte in Schach hielten.
    »Eigentlich würden wir am liebsten mit Bradley selbst sprechen, Mr. Rose«, sagte Jane. »Aber er ist offenbar schwer zu finden.«
    »Der Junge ist nie lange an ein und demselben Ort«, erwiderte Kimball. »Ich kann Ihnen auch nicht sagen, wo er im Moment steckt.«
    »Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«
    »Das ist schon eine Weile her. Ich kann mich nicht erinnern.«
    »So lange schon?«
    »Wir stehen per E-Mail in Kontakt. Ab und zu kommt auch mal ein Brief. Sie wissen ja, wie das heutzutage ist in viel beschäftigten Familien. Als wir zuletzt von ihm gehört haben, war er gerade in London.«
    »Wissen Sie auch, wo genau in London?«
    »Nein. Das ist schon ein paar Monate her.« Kimball rückte auf seinem Sessel vor. »Kommen wir zur Sache, Detective. Zum Grund Ihres Besuchs. Es geht doch um dieses Mädchen im Chaco Canyon.«
    »Lorraine Edgerton.«
    »Mag sein, dass sie so hieß. Bradley hatte nichts damit zu tun.«
    »Da scheinen Sie sich ja sehr sicher zu sein.«
    »Weil er hier bei uns war, als es passierte. Die Polizei hat sich nicht mal die Mühe gemacht, ihn zu vernehmen – so wenig haben sie sich für Bradley interessiert. Professor Quigley muss Ihnen das doch gesagt haben?«
    »Ja, das hat er.«
    »Und wieso belästigen Sie uns dann immer noch damit?
    Das ist fünfundzwanzig Jahre her.«
    »Sie scheinen sich noch gut an die Einzelheiten zu erinnern.«
    »Weil ich mir die Mühe gemacht habe, Erkundigungen über Sie einzuholen, Detective Rizzoli. Über dieses vermisste Edgerton-Mädel und den Grund, weshalb die Bostoner Polizei sich in einen Fall einmischt, der sich in New Mexico ereignet hat.«
    »Sie wissen also, dass Lorraine Edgertons Leiche kürzlich aufgetaucht ist.«
    Er nickte. »In Boston, wie ich höre.«
    »Wissen Sie auch, wo in Boston?«
    »Im Crispin Museum. Ich habe die Meldung gelesen.«
    »Ihr Sohn hat in jenem Sommer im Crispin Museum gearbeitet.«
    »Ja. Das habe ich arrangiert.«
    »Sie haben ihm den Job verschafft?«
    »Das Crispin Museum ist immer knapp bei Kasse. Simon ist ein miserabler Geschäftsmann, und er hat den Laden an die Wand gefahren. Ich habe dem Museum etwas gespendet, und er hat meinem Bradley die Stelle gegeben. Ich glaube, sie konnten froh sein, ihn zu bekommen.«
    »Warum hat er den Chaco Canyon verlassen?«
    »Er war unglücklich, weil er dort mit einem Haufen Amateure festsaß. Bradley nimmt die Archäologie äußerst ernst. Da draußen war sein Talent vergeudet; er musste schuften wie ein gewöhnlicher Arbeiter. Tagelang von morgens bis abends in der Erde herum scharren. »
    »Ich dachte, darum ginge es bei der Archäologie.«
    »Dafür bezahle ich meine Leute. Glauben Sie, ich verschwende meine Zeit mit Graben?

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