Grabkammer
auch ein sehr reiches Dreckstück war«, meinte Tripp.
Spezielle stationäre Behandlung. Irgendwo in der Pampa. Jane musste plötzlich an das Gespräch denken, das sie erst am Tag zuvor mit Kimball Rose geführt hatte. Und sie fragte: »War diese private Anstalt zufällig in Maine?«
Crowe sah verblüfft auf. »Wie hat du das denn erraten?«
»Weil wir von einem anderen reichen Perversling wissen, der in einer Therapieeinrichtung in Maine landete. Einer Einrichtung für männliche Jugendliche mit Problemen.«
»Von wem sprichst du?«
»Von Bradley Rose.«
Es war eine ganze Weile still, während Crowe und Tripp diese Information verarbeiteten.
»Ach du Scheiße«, stieß Tripp hervor. »Das kann doch kein Zufall sein. Wenn diese beiden Knaben zur selben Zeit dort waren, dann müssen sie sich auch gekannt haben.«
»Erzähl uns mehr von dieser Schule«, sagte Jane.
Crowe nickte. Seine Miene war jetzt konzentriert, fast verbissen. »Das Hilzbrich Institute war sehr exklusiv und sehr teuer.
Und sehr stark spezialisiert. Es war im Grunde eine geschlossene Anstalt mitten im Wald – wahrscheinlich eine ziemlich schlaue Idee angesichts der Art von Patienten, die sie dort behandelten.«
»Psychopathen?«
»Sexualstraftäter. Alles von angehenden Pädophilen bis hin zu Vergewaltigern. Woran man wieder mal sieht, dass die Reichen auch ihren Anteil an Perversen haben. Aber sie haben auch Anwälte, die ihren Nachwuchs vor den Mühlen der Justiz bewahren, und diese Einrichtung war eine Alternative für Sprösslinge wohlhabender Eltern. Dort wurden ihnen die erlesensten Speisen aufgetischt, während ein Team von Therapeuten sie davon zu überzeugen versuchte, dass es nicht die feine Art ist, junge Mädchen zu foltern. Das Problem war nur: Es schien nicht so recht zu funktionieren. Vor fünfzehn Jahren entführte und verstümmelte einer ihrer sogenannten Absolventen zwei Mädchen, und das gerade mal ein paar Monate nachdem das Institut versichert hatte, dass man ihn gefahrlos wieder auf die Menschheit loslassen könne. Es kam zu einem großen Prozess, und die Anstalt musste ihre Tore schließen. Sie hat sie bis heute nicht wieder geöffnet.«
»Was ist mit Jimmy Otto? Was passierte nach seiner Entlassung?«
»Mit achtzehn verließ er die Anstalt als freier Mann. Aber es dauerte nicht lange, bis er wieder zu alter Form auflief. Schon wenige Jahre später wurde er verhaftet, weil er in Kalifornien eine Frau belästigt und bedroht hatte. Dann wurde er hier bei uns in Brookline verhaftet und im Zusammenhang mit dem Verschwinden einer jungen Frau vernommen. Die Polizei hatte nicht genug gegen ihn in der Hand, also ließ man ihn wieder laufen. Das gleiche Spiel dann vor dreizehn Jahren – da wurde er einkassiert und verhört, nachdem wieder in Massachusetts eine Frau verschwunden war. Bevor die Polizei die Anklage gegen ihn vorbereiten konnte, verschwand er plötzlich. Und niemand wusste, wo er abgeblieben war. Bis er im Jahr darauf als Leiche im Garten dieses Hauses in San Diego wieder auftauchte.«
»Du hast recht, Tripp«, sagte Jane. »Er hat bekommen, was er verdiente. Aber was hat diese Mutter und ihre Tochter veranlasst zu fliehen? Wenn sie ihn aus reiner Notwehr getötet hatten, warum haben sie dann ihre Sachen gepackt und sich davongestohlen wie Schwerverbrecher?«
»Vielleicht, weil sie genau das sind?«, gab Crowe zu bedenken. »Sie lebten schon damals unter falschen Namen. Wir wissen nicht, wer sie wirklich sind – oder wovor sie möglicherweise davonlaufen.«
Jane stützte den Kopf in die Hände und begann, sich die Schläfen zu reiben, um ihr Kopfweh wegzumassieren. »Das wird allmählich verdammt kompliziert«, stöhnte sie. »Ich verliere langsam den Überblick bei diesem Durcheinander. Wir haben einen ermordeten Mann in San Diego. Wir haben den Archäologie-Mörder hier bei uns.«
»Und die Verbindung scheint diese junge Frau zu sein, von der wir noch nicht mal den Namen wissen.«
Jane seufzte. »Okay. Was wissen wir sonst noch über Jimmy Otto? Irgendwelche anderen Festnahmen oder Verbindungen zu unserer laufenden Ermittlung?«
Crowe blätterte in seinen Notizen. »Ein paar Bagatellsachen.
Ein Einbruch in Brookline, Massachusetts. Fahren unter Alkoholeinfluss und Überschreiten des Tempolimits in San Diego. Wieder Fahren unter Alkoholeinfluss und Gefährdung des Straßenverkehrs durch überhöhte Geschwindigkeit in Durango …« Er hielt inne, als ihm plötzlich die Bedeutung dieses letzten
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