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Grabkammer

Grabkammer

Titel: Grabkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Details aufging. »Durango, Colorado. Ist das nicht in der Nähe von New Mexico?«
    Jane hob den Kopf. »Das ist gleich hinter der Grenze. Wieso?«
    »Es passierte im Juli. Im gleichen Jahr, in dem Lorraine Edgerton verschwand.«
    Jane war wie vom Donner gerührt. Das war das fehlende Puzzlestück. Jimmy und Bradley waren zur gleichen Zeit in der Nähe des Chaco Canyon.
    »Das ist es«, sagte sie leise.
    »Du glaubst, sie waren Komplizen?«
    »Bis Jimmy in San Diego getötet wurde.« Sie sah Frost an.
    »Jetzt endlich fügt sich alles zusammen. Wir haben eine Verbindung. Jimmy Otto und Bradley Rose.«
    Er nickte. »Und Josephine«, sagte er.
     
    Josephine erwachte schwer atmend. Ihr Herz schlug wie wild, ihr Nachthemd war schweißnass. Die dünnen Vorhänge flatterten gespenstisch vor dem mondhellen Fenster, und im Wald vor Gemmas Haus klapperten dürre Äste und verstummten dann wieder. Josephine schlug die feuchte Bettdecke zurück und starrte in die Dunkelheit, während ihr Herz allmählich langsamer schlug und der Schweiß auf ihrer Haut abkühlte.
    Nach nur einer Woche in Gemmas Haus hatte ihr Albtraum sie eingeholt. Ein Traum von Schüssen und blutbespritzten Wänden. Achte stets auf deine Träume, hatte ihre Mutter ihr eingeschärft. Es sind Stimmen, die dir sagen, was du bereits weißt, die dir Ratschläge zuflüstern, die du bisher nur nicht befolgt hast. Josephine wusste, was der Traum bedeutete: Es war Zeit, die Zelte abzubrechen. Zeit zu fliehen. Sie hätte nicht so lange in Gemmas Haus bleiben dürfen. Plötzlich dachte sie daran, wie sie vor dem Minimarkt mit ihrem Handy telefoniert hatte.
    Sie dachte an den jungen Streifenpolizisten, der an jenem Abend auf dem Parkplatz mit ihr geplaudert hatte, und an den Taxifahrer, der sie in diese Straße gefahren hatte. Es gab so viele Möglichkeiten, sie hier aufzuspüren, so viele kleine Fehler, die sie vielleicht gemacht hatte, ohne dass es ihr bewusst war.
    Sie erinnerte sich an etwas, was ihre Mutter einmal gesagt hatte: Wenn jemand dich unbedingt finden will, dann muss er nur warten, bis du einmal einen Fehler machst.
    Und in letzter Zeit hatte sie mehr als nur einen Fehler gemacht.
    Die Nacht war plötzlich auffallend still.
    Es dauerte eine Weile, bis sie registrierte, wie still es tatsächlich war. Sie war mit dem unablässigen Zirpen der Grillen im Ohr eingeschlafen, aber jetzt hörte sie nichts, nur diese Stille, die so vollkommen war, dass sie das Geräusch ihres eigenen Atems verstärkte.
    Josephine stieg aus dem Bett und ging zum Fenster. Draußen ließ der Mond die Bäume silbrig schimmern und ergoss sein bleiches Licht über den Garten. Sie starrte hinaus, sah aber nichts, was ihr Anlass zur Beunruhigung gegeben hätte. Doch während sie am offenen Fenster stand, merkte sie, dass die Nacht nicht vollkommen still war. Fast übertönt vom dumpfen Pochen ihres Herzschlags vernahm sie ein schwaches elektronisches Piepsen. Kam es von draußen oder von irgendwo im Haus? Jetzt, da sie sich voll und ganz auf das Geräusch konzentrierte, schien es sich zu verstärken, und zugleich wuchs ihre Beunruhigung.
    Hörte Gemma es auch?
    Sie ging zur Tür und spähte auf den dunklen Flur hinaus.
    Hier war das Geräusch lauter, penetranter.
    Im Dunkeln tastete sie sich den Gang entlang. Ihre nackten Füße glitten lautlos über das Holzparkett. Mit jedem Schritt wurde das Piepsen lauter. Als sie Gemmas Schlafzimmer erreichte, fand sie die Tür nur angelehnt. Josephine gab ihr einen leichten Stoß, und sie schwang auf. In dem mondhellen Zimmer entdeckte sie sogleich die Quelle des Geräuschs: Das Telefon lag am Boden, und aus dem Hörer drang das Signal einer getrennten Verbindung. Aber es war nicht das Telefon, das ihren Blick auf sich zog; es war die dunkle Lache am Boden, glänzend wie schwarzes Öl. In der Nähe kauerte eine Gestalt, und im ersten Moment dachte sie, es sei Gemma. Bis die Gestalt sich zu voller Größe aufrichtete und ihre Silhouette sich vor dem Fenster abzeichnete.
    Ein Mann.
    Als Josephine erschrocken nach Luft schnappte, schnellte sein Kopf zu ihr herum. Einen Sekundenbruchteillang standen sie sich direkt gegenüber, ihre Gesichtszüge im Dunklen verborgen, beide in jenem zeitlosen Moment erstarrt, ehe der Jäger sich auf seine Beute stürzt.
    Josephine bewegte sich zuerst.
    Sie machte kehrt und rannte zur Treppe. Polternde Schritte folgten ihr, als sie die Stufen hinunterhastete. Ein Satz und sie landete mit beiden Füßen hart auf dem Boden

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