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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Eingangstür hingen eine Handtasche, ein dunkelblauer Parka und eine gesteppte Jacke aus rosa glänzendem Stoff. Zwei Paar Stiefel lagen darunter, außerdem ein schwarzer Rucksack und ein hölzerner Stiefelknecht. Es roch nach Pferd.
    Pia öffnete die erste Zimmertür und betrat eine kleine Küche mit Sitzplatz unter dem Fenster. Von hier aus hatte Lisanne den Hof überblicken und zu den Ställen und auch zu Dettendorfs Wohnhaus schauen können.
    Auf dem Tisch lagen ein Stapel Zeitungen und ein Telefon, dessen Akku leer war. Pia suchte die Station dazu und entdeckte sie auf der Arbeitsplatte, an derselben Steckerleiste angeschlossen wie Kaffeemaschine und Mikrowelle.
    »Der Geschirrspüler ist noch an«, bemerkte sie zu Schelling, der sich mit ihr in der Küche umschaute. Sie stellte ihn ab.
    Einfach, aber geschmackvoll, dachte sie, als sie die Blumentöpfchen auf der Fensterbank, die alten Holzmöbel und die modernen Küchengeräte betrachtete. Lisanne Olsen hatte mit wenigen Mitteln eine gemütliche Atmosphäre geschaffen. Ganz anders als drüben bei Jan Dettendorf.
    Hinter der Küche befand sich ein kleines schwarz-weiß gekacheltesDuschbad. Der Raum war früher wahrscheinlich als Speisekammer genutzt und im Zuge der Renovierung umgebaut worden. Das Fenster war gekippt, auf der Ablage über dem Waschbecken standen aufgereiht Tiegel und Töpfchen einer teueren Kosmetikserie.
    Das Wohnzimmer lag nach hinten raus und hatte zwei niedrige Sprossenfenster mit Blick in einen zugewachsenen Garten. Der Raum wirkte im Gegensatz zur Küche unbewohnt. Ein Designersofa mit gläsernem Beistelltisch und ein altes Klavier bildeten im Wesentlichen die Einrichtung. Auf dem Klavier standen gerahmte Fotos und ein paar Pokale. Pia sah sich die Bilder an: Pferdeköpfe, galoppierende Pferde im Schnee und auf der Wiese, stehende Pferde … nur eines davon mit Reiterin.
    Obwohl Pia nicht wusste, wie Lisanne Olsen ausgesehen hatte, vermutete sie, dass sie die selbstbewusst in die Kamera lächelnde Frau auf dem Pferd war.
    Keine Familienbilder, auch kein Bild von Jan Dettendorf, dafür ein weiteres Telefon, diesmal in der Station.
    Pia zuckte mit den Schultern. »Ich werde mal oben rumschauen, dann seid ihr dran«, sagte sie zu Schelling. »Sie scheint ein ordentlicher Mensch gewesen zu sein. Wenn ich mir vorstelle, jemand würde bei mir auftauchen, wenn ich unverhofft aus dem Leben gerissen werde …«
    »Keine schöne Vorstellung«, sagte Schelling, »aber was soll’s. Man kriegt es ja nicht mehr mit.«
    Die Holztreppe knarrte, als Pia nach oben ging. Fast hörte es sich so an, als wolle sie gegen die Eindringlinge protestieren. Im ersten Stock, der gleichzeitig das Dachgeschoss war, gab es nur zwei Zimmerchen unter den Schrägen. Im Schlafzimmer stand ein schlichtes Holzbett, das Bettzeug aus grauem Satin war ordentlich glatt gestrichen. Pia ging zum Nachttischund nahm den Wecker in die behandschuhte Hand. Auf Viertel nach sechs eingestellt. Ihr Freund hatte ausgesagt, dass sie morgens immer früh reiten gegangen war. In der Nacht vor ihrem Tod hatte sie allerdings bei ihm drüben übernachtet.
    »Was ist in der Dose dort?« Schelling war ihr gefolgt.
    Pia hatte Mühe, das kleine silberne Metalldöschen mit den Handschuhen zu öffnen. Sie musterte den Inhalt: Ein angebrochenes Heftchen mit Antibabypillen. Sie stellte es zurück und richtete sich auf. Fast wäre sie mit dem Kopf gegen die Schräge gestoßen.
    »Vorsicht!«, sagte Schelling. »Eine richtige Puppenstube ist das hier …«
    Der zweite Raum war von Lisanne Olsen offensichtlich als Arbeitszimmer genutzt worden. Hier herrschte dieselbe Ordnung wie nebenan: Metallschränke, ein Bücherregal und ein großer Schreibtisch mit einem komfortablen Ledersessel davor. Auf der Arbeitsplatte stand ein zusammengeklapptes Notebook auf einer ledernen Schreibtischunterlage, ein paar Schreibblöcke und ein Stifthalter mit Kugelschreibern und Bleistiften lagen daneben. Zeitungen und Zeitschriften stapelten sich an einer Wand entlang. Die einzige Dekoration in Lisanne Olsens Büro waren ein paar Grafiken von Leuchttürmen hinter Glas und eine große Landkarte, die mit Heftzwecken an der rechten Schräge befestigt worden war. Zunächst war Pias Blick uninteressiert darüber hinweggeglitten, doch dann bemerkte sie, dass mehrere Linien und ein paar Bemerkungen auf die Karte gekritzelt worden waren. Sie trat einen Schritt näher.
    Es war eine Karte von Kirchhagen und Umgebung in Din-A1-Format. Auch

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