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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Vitrinenschränke und verschnörkelte Kranzleisten. Nicht unbedingt auf der Höhe des Zeitgeschmacks, aber mit der gelblich leuchtenden Hängelampe über dem Tisch und dem heißen Becher Tee vor der Nase nicht ungemütlich zu dieser Jahreszeit. Ein kleines Aufnahmegerät lag zwischen ihnen auf der bestickten Tischdecke und zeichnete jedes ihrer Worte auf.
    »Wir können zum gegenwärtigen Zeitpunkt zumindest nicht ausschließen, dass der Sturz an dem Hindernis absichtlich herbeigeführt wurde«, sagte Pia vorsichtig.
    Gabler hatte entschieden, dass es sinnvoll sei, Jan Dettendorf schon in diesem frühen Stadium der Ermittlungen mit ihrem Verdacht zu konfrontieren. Während Pia weitersprach, beobachtete sie, wie er reagierte. »Es wäre möglich, dass zwischen den Bäumen, oberhalb der obersten Stange des Hindernisses, ein Draht gespannt worden ist. Die Spurensicherung hat Einschnitte in der Baumrinde gefunden, die darauf hindeuten. Ein entsprechender Draht wurde allerdings nicht gefunden. Ich habe mir eben die Beine des toten Pferdes angesehen. Die Verletzungen sehen so aus, als wären Fell und Hautförmlich weggerissen worden. Untypisch für eine Kollision mit einer Holzstange …«
    »Aber das ist ja … abartig«, sagte Dettendorf und wurde noch eine Spur blasser. »Sie glauben, dass jemand diesen Unfall geplant hat? Ich habe mich sowieso schon gewundert, wie dieser Unfall überhaupt passieren konnte. Aber so … Es ist eine mögliche Erklärung. Trotzdem verstehe ich nicht …«
    Pia zog erwartungsvoll die Augenbrauen hoch.
    »… man konnte doch nicht davon ausgehen, dass Lisanne so schwer stürzen würde, dass sie daran stirbt. Sie hätte genauso gut mit ein paar blauen Flecken davonkommen können. Das wäre sogar viel wahrscheinlicher gewesen. Sie trug immer einen Helm und manchmal auch einen Rückenprotektor. Und trotzdem kommt sie bei dem Sturz ums Leben?« Er schluckte mühsam.
    Pia sah, wie sich sein Adamsapfel bewegte. Dettendorf wirkte heute wesentlich gefasster als gestern. Sie trank einen Schluck Tee, um ihm Zeit zu geben, sich zu beruhigen.
    »Aber vielleicht war es ja auch gar nicht beabsichtigt, dass sie stirbt«, sinnierte Dettendorf und blickte aus dem Fenster. »Vielleicht war es ein Pferdehasser, der das getan hat. Solche Leute gibt es doch. Verrückte, die nachts auf Pferde einstechen, die auf der Weide stehen. Vielleicht war ihr Tod einfach ein schrecklicher Unglücksfall.«
    »Das ist eher unwahrscheinlich«, sagte Pia, und sie wusste, dass sie ihm nun einen weiteren Schock versetzen musste. »Vielmehr sieht es so aus, als sei Lisanne Olsen gar nicht an den Folgen des Sturzes gestorben. Es besteht der Verdacht, dass es nach dem Sturz eine Form von äußerer Gewalteinwirkung gegeben hat.«
    Dettendorf presste die Lippen zusammen. »Nein! Das kann nicht sein!«, brach es plötzlich aus ihm hervor. »Sie muss nachdem Sturz sofort tot gewesen sein. Ich habe sie doch gefunden! Sie lag so still da … Ihre Augen waren geöffnet, aber sie konnte mich nicht sehen. Sie hat sich so kalt angefühlt, ganz kalt …«
    »Haben Sie nicht gesagt, sie hätte auf dem Bauch gelegen?«
    »Ja, mit den Beinen halb im Wasser. Aber ihr Kopf war zur Seite gedreht, als ich sie gefunden habe, in meine Richtung.«
    »Haben Sie ihren Nacken gesehen?«
    »Nein, ihre … ihre langen Haare haben ihn verdeckt.«
    Er griff langsam nach seinem Becher und hob ihn an, setzte ihn aber wieder ab, ohne getrunken zu haben.
    Pia hätte ihm dieses Gespräch gern erspart. Er braucht jetzt jemanden, der ihn auffängt, in den Arm nimmt, nicht eine wie mich, die ihn ausfragt, dachte sie. Gleichzeitig musste sie wissen, was passiert war, wer den Tod von Lisanne Olsen auf dem Gewissen hatte und warum. »Der Rechtsmediziner hat Spuren von Gewalteinwirkung gefunden, die höchstwahrscheinlich nicht von dem Sturz herrühren. Das führt uns zu der Annahme, dass jemand das Hindernis präpariert hat und hinterher, als Pferd und Reiterin gestürzt waren, seinen Plan, Lisanne Olsen zu töten, gezielt zu Ende gebracht hat. Die eigentliche Mordwaffe kennen wir noch nicht.«
    Jan Dettendorf verbarg sein Gesicht mit den Händen und schüttelte immer wieder den Kopf. Als er Pia wieder ansah, verriet sein Gesichtsausdruck Entschlossenheit. »Sie werden ihn finden, nicht wahr? Sagen Sie mir, was ich tun kann, damit Sie den Kerl finden, der Lisanne das angetan hat!«
    »Sagen Sie uns alles, was Sie über Lisanne Olsen und ihre Lebensumstände wissen. Auch

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