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Grabmoosalm (German Edition)

Grabmoosalm (German Edition)

Titel: Grabmoosalm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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und
verdrecktem Rucksack, der unter der Tür stand. Ein Mann um die sechzig, der
beim Reden die Augen zusammenkniff. »Und wollt mal reinschauen.«
    Die Resi sprang auf und eilte ihm entgegen. Man kannte sich
offenbar. Sie hatte ihr helles Kleid mit den blauen Blumen an und Haferlschuh
an die nackerten Füß. So was trug sie jeden Tag. Einen ganzen Schrank voll
geblümter Kleider besaß sie. Mit Ausschnitt oder ohne. Heute mit.
    Was dem Mann unter der Tür sehr entgegenkam. Vergeblich versuchte
er, seine Augäpfel in Zaum zu halten. Sie huschten über die oberen Blumenfelder
und tanzten auf schmalem Grat.
    »Grrrrrrrrrrrr!«, knurrte die Sissi gefährlich.
    »Aus!«, rief die Resi.
    Der Hund hockte sich hin. Aber so, dass für den Ankömmling kein
Durchkommen war.
    »I bin doch der Ottakring«, sagte der Ottakring und hob friedvoll
eine Hand. »Kennts mi denn ned? Im Wohnstift Grandis sehen wir uns öfters.
Meine Mutter …«
    Er schien überrascht und machte einen Schritt nach vorn.
    Doch da saß die Sissi mit gefährlich traurigem Gesicht und hängenden
Lefzen. Erst als der Mensch stolperte und über den Hundekörper stürzte,
fletschte sie die Zähne und fing an zu knurren. Es klang, als röhre ein Hirsch
aus einem hohlen Baumstamm heraus.
    Ottakring, an sich ein Mensch ohne Furcht und Angst, lief eine
Gänsehaut über den Rücken. Er lag mit dem Gesicht nach oben dreißig Zentimeter
unter einem speicheltriefenden Saupacker, einem Hatzrüden mit vor Zorn
geröteten Augen! Er gab einen dumpfen Laut von sich, als ränge er mit dem Tod.
    Resi nahm sich seiner an. Sie packte die Sissi an den Ohren und zog
sie zur Seite.
    »Ich kenn Sie doch aus dem Altenheim«, sagte sie zu Ottakring. »Sie
sind der pensionierte Kriminaler, gell?«
    Ottakring nickte und erhob sich ächzend. Den Hund beäugte er aus den
Augenwinkeln.
    »Genau«, sagte er und klopfte sich den Staub von der Hose. Dann wies
er mit dem Kinn auf die Moserin. »Freilich. Sie, die Moserin, ist mit meiner
Mutter so was wie befreundet. Das wisst ihr doch, oder?«
    Die Annemirl und ihre Tochter wechselten einen Blick, der die
Annemirl veranlasste, aus ihrer Bank zu rutschen. Und mit einem skeptischen
Blick auf den Mann, auf dessen rechtem Schuh die Sissi mittlerweile saß, rief
sie aus:
    »Der Ottakring san Sie? Grad hammer davon gredt. Ned wahr, Moserin?«
    Die alte Frau stierte leer in die Gegend.
    »Der Wolf«, sagte sie nur.
    »Mögen S’ an Kaffee?«, fragte die Annemirl.
    Die Mutter von Kriminalrat Joe Ottakring lebte schon länger im
Wohnstift Grandis als die Moserin. Er respektierte seine Mutter. Mehr aber auch
nicht. Er pflegte sie und betreute sie, weil sie seine Mutter war. Im Grund war
sie das böseste Weib, das er kannte. Und sie zog andere Böse an. Zum Beispiel
die Moserin.
    Die Moserin und die Ottakring brachten das ganze Haus durcheinander.
Die Bewohner, die Schwestern, die Stiftsleitung. Mal waren sie hell, mal hatten
sie einen Schatten, dann wieder wechselten sich die zwei Weiber ab und spielten
sich die Bälle gegenseitig zu. Ihre Stimmen waren dürr und brüchig, und so war
auch ihr Charakter. Sie saugten die anderen Heiminsassen aus.
    Den Kaffee lehnte Ottakring dankend ab. Ein Weißbier hätte er schon
gewollt. Aber das Risiko, sich für eine Bierlänge mit dem ganzen Weibervolk
abgeben zu müssen, wollte er nicht eingehen.
    »Holt ihr sie denn zwischendurch immer hierher auf die Alm?«, sagte
er und winkte der Moserin am Tisch zu. Wie einem Kleinkind winkte er ihr zu.
Keine Reaktion.
    »Der Wolf!«, schrie die Moserin dann unvermittelt und griff nach der
Flinte vor ihr. Unendliches Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Hör auf damit, verdammt!«, schrie die Annemirl und entriss ihr die
Waffe.
    Doch ihre Mutter gab nicht nach. Sie rangen um den Besitz, der
beiden die Welt zu bedeuten schien.
    Der Kriminalrat konnte das nicht länger mit ansehen. Er ging dazwischen.
Schnappte sich die Flinte und wollte sie auf die Ofenbank legen.
    Doch dort lag der Hund. Die Sissi hatte es sich wieder am Kachelofen
gemütlich gemacht und verfolgte das Spielchen. Ihr Kopf flog hin und her und
blieb nun an Ottakring hängen.
    »Grrrrrrrrrrrrrr!«
    Ottakring zuckte mit den Achseln und schaute unschlüssig herum.
Schließlich behielt er die Waffe parallel zum Fußboden einfach in der Hand. Er
musterte sie kurz und schmunzelte. Sie musste noch aus der Zeit der
Befreiungskriege um Andreas Hofer stammen.
    Eine Weile noch dauerte das Gezetere der

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