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Grabmoosalm (German Edition)

Grabmoosalm (German Edition)

Titel: Grabmoosalm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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beängstigend durch den ganzen Hochriesweg. Hallte von den Häuserwänden wie ein
     Hurrikan und schrie eine unermessliche Drohung hinaus. Ottakring wusste sofort:
     Es war nicht nur Lärm. Das war Musik. Musik? Eine Weile klang es wie ein
     wütendes Kampflied. Dann verebbte das aufgebrachte Toben zu einem Klagegesang.
    »Schostakowitsch«, flüsterte Lola schlaftrunken.
    Denn nun klang es ein wenig wie die Jazzsuiten des russischen
     Komponisten. Und mischte sich später mit einer Gigantenversion eines
     Zithersolos. Dann wieder trampelte ein Elefant über die schwarzen Tasten eines
     Klaviers. Kein Takt und keine Melodie wiederholten sich. Es war wie eine aus
     allen Fugen geratene Sinfonie.
    Herr Huber winselte wie im Gewitter.
    Ottakring schlüpfte aus dem Bett und setzte sich auf dem Balkon der
     Wucht der Musik aus. Das Russenhaus war hell beleuchtet. Tanzende Schatten
     hinter Fenstern.
    Lola schmiegte sich eng an ihn. »Sollen wir uns quälen lassen?«,
     sagte sie.
    »Besser als ein Presslufthammer mitten in der Nacht«, sagte er.
     »Oder Fluglärm.« Er lächelte. Doch sein Lächeln wirkte verzweifelt und gequält
     im Schein des spärlichen Lichts.
    Jemand musste die Polizei gerufen haben. Doch als der Streifenwagen
     ohne Sirene und mit Blaulicht vor dem Haus stand, war alles dunkel drüben. Kein
     Mucks kam aus dem Russenhaus. Als wären sie gewarnt worden.
    »Jooooe! Ooottakriiiing!«
    Lolas Stimme. Hatte sie eine Leiche im Garten entdeckt?
    Es war keine Leiche.
    Es war eine mobile Beschallungsanlage. Ein Verstärker mit
     angeschlossenem CD -Spieler und zwei Lautsprechern. Die
     Geräte waren auf dem Rasen zwischen den Thujen und der Zypresse in Ottakrings
     Garten platziert. Der Balken auf dem Einsatzfahrzeug tauchte die Szene abwechselnd
     in alarmblaues und nachtschwarzes Licht.
    »Hier. Die CD «, rief ein Polizist.
    »Abspielen«, sagte Ottakring laut.
    »Abspielen? Jetzt?«
    »Abspielen, sag ich! Nur leiser stellen.«
    Die aufsteigende Wut würgte ihn. Seine Augen schossen Blitze auf den
     Beamten mit dem Meerschweinchengesicht ab.
    »Verdammt!«, brüllte Ottakring. Er holte aus und drosch auf die
     unschuldige Zypresse ein.
    »Mitnehmen, das Ding!«, befahl er. »Untersuchen!«
    Dass alle vier Reifen des Porsche aufgeschlitzt worden
     waren, bemerkte Ottakring erst, als er Montag früh zum Dienst fahren wollte. Es
     musste sich in der kurzen Zeitspanne seines Sekundenschlafs ereignet haben.
    »Soll ich mich hinter den Busch setzen und Wache schieben, Herr
     Ellmaier?«, fragte Ottakring den Leiter der Polizeiinspektion. »Außerdem hab
     ich immer noch keinen Zeugen, ums gerichtsmäßig zu machen. Tut ihr doch mal
     endlich was gegen diesen Terror. Ich kann erst tätig werden, wenn die jemanden
     umbringen.«
    »Was sollen wir machen? So ist unser Rechtssystem halt«, sagte der Polizist.
     »Und Sie müssen selber aufpassen, Herr Ottakring. Die glauben bestimmt, dass
     Sie es waren, der uns alarmiert hat. Deshalb sind die Reifen geschlitzt.«
    Aber das wusste Ottakring ja selbst.
    Am Dienstag früh parkte der russische Landrover wieder vor dem Haus.
     Eine tote Katze lag auf Ottakrings Rasen neben den Obstbäumen. Die Augen waren
     starr ins Gras gerichtet, als ob sie dort eine Maus vermutete. Eine rot-weiß
     gemusterte Schnur war um ihren Hals geschlungen. Niedliche rote Zunge zwischen
     gefletschten Zähnen.
    Nun war das Maß voll. Er ging hinüber. Die P7 steckte routinemäßig im Halfter am Gürtel.
     Kein Name am Klingelschild. Nur zwei Knöpfe. Er drückte aufs Geratewohl den
     unteren. Ein kleiner Junge öffnete. Er trug einen grünen Pulli.
    »Ich möchte deinen Vater sprechen«, sagte er langsam und so höflich
     er konnte.
    »Vater. Ja«, sagte der Junge. Sein grüner Pulli stank nach kaltem
     Zigarettenrauch.
    Der Bub, der vor ihm weggerannt war! Ottakring machte einen Schritt
     nach vorn und streckte den Arm nach dem Jungen aus. Wollte ihn fragen, ob er
     das mit dem Porsche gewesen war.
    Vor Ottakrings Nase schlug die Wohnungstür zu.
    Der Junge hatte ein Bein nachgezogen. Aha, dachte Ottakring. Doch er
     sah ein, dass er so nicht weiterkam.
    Der Hausflur war verqualmt wie ein Dorfwirtshaus vor dem
     Rauchverbot. Ottakring setzte einen Fuß auf die Treppe zum ersten Stock.
    »Hallooo!«, brüllte er. »Ich möchte den sprechen, der die tote Katze
     in meinen Garten geschmissen hat.« Er erschrak vor der Gewalt seiner eigenen
     Stimme. »Und die herrliche Technik im Garten

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