Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
meinen Verwandten ist für diesmal beendet; was die Verringerung der Kosten und die Durchsetzung des Sparkurses angeht, so hilft das allemal mehr bei der Lösung der Probleme als das Anhören von ein paar Berichten; die Politik der Partei kann von den Massen nicht begriffen werden, ja, es besteht sogar die Gefahr, dass die Massen sich von den Kadern abwenden; die Wichtigkeit der sozialistischen Erziehung braucht hier auch die politische und ideologische Arbeit der Partei; die Heftigkeit des Kampfes zwischen Privat- und Kollektiveigentum hat man nicht vorausgesehen, aber meine Kenntnisse über die tiefe Verwurzelung der spontanen kapitalistischen Kräfte der Massen sind beträchtlich gestiegen. Ich glaube, das ist für mich von sehr großer Bedeutung. Es ist so viel passiert. Lass uns darüber reden, wenn ich wieder da bin. Wenn ich mich irre, sag es mir!«
Das waren die beiden Briefe, die dazu geführt haben, dass dieser Politkommissar einer Brigade zu einem der größten der acht rechten Opportunisten in Sichuan gemacht wurde.
Das Zentralkomitee der KPCh hat dem Lagebericht dieser Großversammlung des Provinzkomitees von Sichuan größte Bedeutung beigemessen. Am 13. Oktober 1959 wurde er mit Vermerken über das ganze Land verteilt (Zentralkomiteedokument Nr. 807/59). In den Kommentaren zu diesem Dokument heißt es:
»Rechte Opportunisten und schwer rechtsideologisch belastete Personen sind in unseren Truppen in der Minderheit, aber sie können sich als ein Hindernis bei der Einhaltung der Generallinie erweisen […] sie können sich wie Krankheitserreger verbreiten und ansteckend wirken. […] Es ist notwendig, sämtliche rechten Opportunisten, sämtliche rechten Ideologieträger und rechten Aktivitäten radikal bloßzustellen und zu kritisieren, wir müssen sie behandeln wie Krankheitserreger und sie in allen ihren Schlupfwinkeln ausmerzen.«
In dieser Anmerkung werden »rechte Opportunisten« und »schwer rechtsideologisch belastete Personen« mit »Krankheitserregern« verglichen, außerdem fällt dreimal das Wort »vollständig«. Das zeigt den Ernst und die Entschlossenheit dahinter. Als das Dokument an die unteren Ebenen weitergeleitet war, kam es landesweit zu einer Eskalation des Kampfes gegen rechte Tendenzen.
In einem Befehlsdokument des Provinzkomitees von Sichuan vom 2. September wird definiert, wie eine solche rechtsideologische Belastung sich in den ländlichen Gebieten äußert: Bei der landwirtschaftlichen Produktion werden die Steigerungsplanquoten immer niedriger festgelegt; bei der Getreideproblematik werden niedrige Produktionsmengen gemeldet, die wahren Erträge verheimlicht und für private Zwecke abgezweigt. Man hatte zu essen und klagte über Nahrungsmittelmangel; kein Gedanke daran, aktiv die Getreideküchen zu verbessern. [234]
Daran war zu erkennen, dass die Verfasser dieses Dokuments noch immer der Idee der hohen Quoten, der hohen Ankaufquoten anhingen und weiter an den großen und kollektiven Volkskommunen und den Volksküchen festhalten wollten. Und diese Leute sprachen auch von einem Höhepunkt des »Zweilinienkampfes«. Das alles war in der Tat die Ursache für die verheerende Hungersnot. Das Festhalten an diesen Methoden bedeutete eine Verlängerung des Hungers. Bis hierhin waren die leitenden Gedanken im Kampf gegen rechte Tendenzen festgelegt, mit großem Tamtam wurden große Debatten veranstaltet und die Welle der Kritik breitete sich weiter aus …
Die Kampagne gegen rechte Tendenzen in der Volkskommune Rotes Leuchten im Kreis Pi machte jeden, der keine Versammlungen mochte, zu spät zu den Versammlungen erschien, der nicht gern arbeitete, die zu dichte Pflanzung der Schösslinge kritisierte, niedrige Ertragsangaben machte oder irgendetwas Rückständiges äußerte, zu einem zu bekämpfenden rechten Element; es wurden eigens große Versammlungen abgehalten, um dergleichen Kader und Kommunemitglieder zu bestrafen. Übliche Strafen waren langes Stehen, Knien auf Bambusscheiben, Knien auf Ziegelstücken, Knien auf dem Rand von Mischbottichen, Knien auf hohen Bänken, Fesselung, Schläge, Water Boarding, Tritte mit Lederschuhen und das Verbringen zu den Sondertruppen. Mit Sondertruppen waren die Umerziehungslager gemeint, quasi eine Gefängnisorganisation. Mit einem Satz konnten die Kader ein Kommunemitglied in ein Umerziehungslager schicken.
Der ehemalige Soldat Yang Xintian äußerte während des Kampfes gegen rechte Tendenzen gegenüber einem Kader der
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