Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
einem Aufstand. [827]
1959 kam es im Kreis Qiuxi in Anhui zu einem Aufstand. [828]
1959 hat sich im Kreis Beibao in Hubei ein Mann selbst zum Kaiser ausgerufen, über 200 Bauern um sich geschart und einen Aufstand versucht. [829]
In der Provinz Hubei hat eine Frau namens Yan Puzhen die bewaffnete Organisation der »Armee der Rechtschaffenheit« gegründet und am 13. Dezember versucht, die Altstadt der Kreishauptstadt von Yongnian zu besetzen. Die 95 Mitglieder ihrer Truppe wurden verhaftet. [830]
Am 28. Oktober 1960 hat das Amt für Öffentliche Sicherheit in Tuojiang und in La’ershan in Hunan über 40 Mitglieder der »Demokratischen Rettungspartei Chinas« festgenommen. [831]
Im Juli 1961 wurde eine aktive konterrevolutionäre Zelle der »Demokratischen Partei Chinas« vom Amt für Öffentliche Sicherheit in der Provinz Jilin aufgedeckt. Ihr Anführer war Zhao Gedong, der ehemalige Leiter des Propagandaamtes im Kreis Huaide. [832]
1958 kam es im Kreis Yangshan in Guangdong [833] und in den Kreisen Liannan und Lianshan im Gebiet der Yao-Minderheit [834] zu Aufständen. 1958 und 1959 kam es im Kreis Wengyuan in Guangdong zu zwei Aufständen. [835]
In den Gebietsannalen gibt es noch jede Menge solcher Eintragungen. Der Großteil der Aufstände war zahlenmäßig eher gering und es ging nur darum, sich den Bauch vollzuschlagen. Einige Gebietsbeamte haben bereits einfache öffentliche Meinungsäußerungen zu Aufständen deklariert. So zum Beispiel in Tonghai in der Provinz Yunnan, wo ein Parteimitglied ein Beschwerdeschreiben einreichte, in dem er den Nahrungsmittelmangel in seiner Gemeinde schilderte, ein Schreiben im Übrigen, das über 800 Menschen unterschrieben hatten. Das Ende vom Lied war, dass das Ganze als »konterrevolutionärer Aufstand« eingestuft, 14 Personen widerrechtlich verhaftet und erst im Jahr 1979 rehabilitiert wurden. [836]
Unterdrückt von der strengen Politik, dem Hunger und dem schlechten Arbeitsstil der Kader, sind die Anwohner in den Grenzgebieten in großer Zahl abgewandert. Nach den Materialien, die mir zur Verfügung stehen, sind die Menschen vor allem in drei Gebieten in Massen abgewandert.
Das erste war ein Gebiet im chinesischen Südwesten. In den Bezirken und Kreisen entlang der Grenze von Yunnan sind insgesamt 80000 [837] Menschen abgewandert; die wirklichen Zahlen liegen allerdings weit höher. Allein im Bezirk Dehong waren es an die 60000.
Das zweite Gebiet war Shenzhen in Guangdong. Seit 1958 sind die Menschen in Scharen nach Hongkong abgewandert, aber die Hauptfluchtwelle nach Hongkong kam erst 1961 und 1962, und zwar, weil der Staat damals die Politik der Rücksiedelung von Stadtbewohnern auf das Land durchsetzte. Von dieser Abwanderungs- und Fluchtbewegung wurden über 110000 Personen erfasst, 60000 von ihnen gingen über die Grenze nach Hongkong, von denen wiederum 40000 von englischen und Hongkonger Behörden abgeschoben wurden.
Das dritte Gebiet ist der Kasachische Autonome Bezirk Ili, wo im Frühjahr 1962 über 60000 chinesische Grenzbewohner mit ihrem gesamten Hab und Gut an Vieh, Ackergeräten und Wagen in die Sowjetunion abgewandert sind.
An sehr vielen Orten gibt es Material über Plünderungen von Nahrungsmitteln durch die hungernden Menschen. Dazu kam es vor allem entlang den Bahnstrecken, wo die hungernden Menschen sich zusammenrotteten und vor allem Nahrungsmitteltransportzüge plünderten. Auch Plünderungen der Getreidespeicher kamen vor.
Das Ganze begann im Januar 1961 an der Verladestation des Bahnhofs von Wuwei in Gansu, wo die Massen zuhauf Nahrungsmittel stahlen. Am 5. Januar, am helllichten Tage, waren es etwa fünf-, sechshundert Leute, am Abend über 200 Jugendliche, die am Bahnhof Kohle und über 90 Sack mit gut 18000 Pfund Hochlandgerste stahlen. Die Wachsoldaten des Artillerieregiments, die an diesem Bahnhof stationiert waren, konnten das nicht verhindern, sie wurden mit Steinen beworfen und gezwungen, sich zurückzuziehen. Man rief ihnen zu: »Ihr werdet es nicht wagen, auf uns zu schießen!« Oder einer hielt einen Soldaten in Schach und ein anderer stahl. Am Nachmittag war die Menge bereits auf etwa 1000 Menschen angeschwollen. Die Wachsoldaten hatten ihre Maschinengewehre bereits aufgebaut. Huang Jinzhong vom Ständigen Ausschuss des Kreiskomitees verlegte weitere zwei Züge des Artillerieregiments hierher. Gleichzeitig prügelte er über zehn Produktionsteam- und Amtsleiter, sich bei
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