Grabstein - Mùbei: Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958-1962 (German Edition)
Nahrungsmittel zur Verfügung. Es gab kein Öl, es gab kein Gemüse, es gab kein Fleisch, aber diese Nahrungsmittel sind die einzige Energiequelle für körperlich hart arbeitende Menschen. Zehntausende sind abgewandert, Wassersucht und andere Krankheiten grassierten, ein Großteil von Mensch und Vieh kam ums Leben, ein Großteil der Äcker verödete.« [115]
Während dieser schweren Hungersnot erfuhr man draußen nur etwas über »die Probleme in Tongwei« (über die noch gesondert zu sprechen sein wird) und »die Erfahrungen in Qingshui«, aber auch die anderen Gebiete blieben nicht verschont.
Die Tabellen 2.2 und 2.3 zeigen eine nicht vollständige Statistik über die Todesfälle in diesen Jahren. Diese beiden Tabellen wurden von den zuständigen Behörden der Provinz Gansu am 23. Dezember 1960 erstellt. Heute werden sie im Archiv der Provinz aufbewahrt. Die damaligen Einwohnerzahlen der Provinz unterscheiden sich nur geringfügig von den Zahlen, wie sie in Die Bevölkerung Chinas, Teilband Gansu [116] angegeben werden.
Tab. 2.2
Todesfälle zwischen 1958 und 1960, Statistik vom 23. 12. 1960
Jahr
1958
1959
1960
Gebiet
Gesamtbevölkerung
Todesfälle
%
Gesamtbevölkerung
Todesfälle
%
Gesamtbevölkerung
Todesfälle
%
Lanzhou
1172840
9166
0,78
1236065
14586
1,18
1261521
7045
0,56
Pingliang
2226510
19317
2,20
2248230
42134
1,67
2303158
38856
1,69
Tianshui
3230337
114331
3,50
3172816
46610
1,47
3033746
81607
2,69
Dingxi
2480864
26483
1,07
2548531
55993
2,20
2392720
107972
4,51
Zhangye
2756347
59707
2,17
2800203
46982
1,68
2787016
73102
2,62
Gannan
340206
377016
6687
1,77
351614
10384
2,95
Linxia
874353
18511
1,55
898359
17384
1,94
882060
28992
3,27
Gesamt
13081457
272465
2,10
13281225
228385
1,70
13011835
348388
2,68
Nach der Tabelle 2.2 sind zwischen 1958 und 1960 provinzweit 850000 Menschen gestorben – wenn man die Zahl der Toten von 1957 als natürliche Sterberate ansetzt, dann sind lediglich etwas mehr als 400000 Menschen eines nicht natürlichen Todes gestorben. Diese Zahlen haben mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun. Auf der Tabelle stehen im Selbstverwaltungsbezirk der völkischen Minderheit der Hui im Gebiet von Xialin zwischen 1958 und 1960 46376 Tote. Doch nach der Zusammenfassung einer Arbeitsgruppe von Linxia-Stadt sind allein in dieser Stadt im angesprochenen Zeitraum 41381 Menschen gestorben. [117] Linxia-Stadt ist aber nur einer von acht Kreisen des Selbstverwaltungsgebietes von Linxia und hier waren nicht einmal die meisten Toten der acht Kreise zu beklagen.
Genauso wurde 1965 bekannt, dass die Sterberate im Kreis Tongwei bei über 30 Prozent lag, doch auf der Tabelle 2.3 wird nur von 18,4 Prozent gesprochen. In der Gansu jingji ribao [Economic Times Gansu] vom 7. Januar 1998 enthüllt der stellvertretende Provinzgouverneur Yuan Xiaosu in einem Artikel mit dem Titel »Genaueres über das Nahrungsmittelproblem in Gansu«, dass in der schlechten Zeit in den 60ern »in Gansu wegen Nahrungsmittelmangel über eine Million Menschen verhungert sind«.
1980 haben drei Journalisten von der Nachrichtenagentur Neues China Zhuan Shanglun, Hu Guohua und Dai Guoqiang in den Gebieten von Tongwei, Huining, Dingxi, Ningjing und Xihaigu recherchiert. Sie erfuhren, dass in den drei schwierigen Jahren in diesen Kreisen überall Menschen verhungert sind und dass die Zahl der Verhungerten mindestens bei einer Million gelegen haben muss. [118]
Tab. 2.3
Todesfälle in 14 Städten und Kreisen zwischen 1958 und 1960
Statistik vom 23. 12. 1960
Jahr
1958
1959
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